
Nordrhein-Westfalen Freundin stirbt an Drogen-Cocktail: Prozess in Bonn
Weil er einer Freundin einen tödlichen Drogen-Cocktail verabreicht haben soll, steht ein Mann vor dem Bonner Landgericht.
Die 42-jährige Frau hatte Anfang November 2024 unter dem Einfluss der Drogen das Bewusstsein verloren. Anstatt Hilfe zu holen, soll der 38 Jahre alte Angeklagte aus Euskirchen die Frau vergewaltigt haben.
Vor 5.30 Uhr morgens, so die Anklage, habe der Mann seiner Bekannten, die am Tattag bei ihm zu Besuch war, den Drogen-Cocktail verabreicht. Eine Mischung aus Kokain, Ketamin und Ecstasy.
42-jährige Mutter verliert das Bewusstsein
Durch die Drogen hatte die 42-Jährige nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehr und mehr die Kontrolle über ihren Körper und irgendwann auch das Bewusstsein verloren. Das soll der 38-Jährige ausgenutzt und der Frau sexualisierte Gewalt angetan haben.

Bonner Landgericht
Obwohl ihm bewusst gewesen sei, dass sich seine Bekannte in akuter Lebensgefahr befand, habe er sein Opfer wieder angezogen, 20 Minuten lang seine Wohnung aufgeräumt und erst dann, insgesamt drei Stunden nach Verabreichung der Drogen, den Notruf gewählt. So steht es in der Anklage.
Sanitäter finden Handy: Angeklagter soll Taten gefilmt haben
90 Minuten lang versuchten Rettungskräfte, sie wiederzubeleben - aber für die Frau kam jede Hilfe zu spät. Nur weil Rettungssanitäter eher zufällig das Handy des Angeklagten mitnahmen, flog alles auf: Der Angeklagte hatte seine Taten offenbar zweieinhalb Stunden lang gefilmt. Das Video werden sich die Prozessbeteiligten an einem der Verhandlungstage anschauen. Die Öffentlichkeit wird dann ausgeschlossen.
Der Angeklagte, der in der JVA Siegburg in Untersuchungshaft sitzt und am Morgen in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde, hat sich zu Prozessbeginn zu seiner Person und auch zur Tatnacht geäußert. Er könne sich an kaum etwas erinnern, weil er selbst reichlich Alkohol und auch Drogen konsumiert habe. Seine Bekannte, mit der er eine sexuelle Affäre hatte, sei am frühen Morgen zu ihm gekommen - mehr nicht. Auch an ein Telefonat mit der Rettungsleitstelle erinnere er sich in Teilen nur sehr vage.
Vorwurf: versuchter Mord
Die Bonner Staatsanwaltschaft wirft dem 38-Jährigen neben Vergewaltigung, widerstandsunfähiger und unerlaubter Abgabe von Betäubungsmitteln mit Todesfolge vor allem einen versuchten Mord durch Unterlassen vor.
Der Grund: Ein Gutachten der Gerichtsmedizin hatte festgestellt, dass die 42-jährige Mutter von zwei Töchtern möglicherweise hätte gerettet werden können, wenn sie rechtzeitig medizinische Hilfe bekommen hätte.
Urteil Mitte Juli erwartet
"Das Gutachten konnte aber nicht ausschließen, dass der Drogen-Cocktail auch dann tödlich gewesen wäre, wenn der Angeklagte früher einen Notarzt alarmiert hätte", erklärt Gerlind Keller, Sprecherin des Bonner Landgerichts. "Deshalb lautet der Tatvorwurf auf versuchten Mord, auch wenn die Frau verstorben ist."
Die Töchter und der Ehemann des Opfers treten als Nebenkläger in dem Verfahren auf. Ein Urteil wird Mitte Juli erwartet. Dem Angeklagten droht theoretisch sogar eine lebenslange Haftstrafe.
Unsere Quelle:
- Landgericht Bonn
- Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichten wir am 03.06.2025 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.