
Nordrhein-Westfalen Höhenretter üben spektakuläre Einsätze in Willingen
Höhenretter haben im Sauerland spektakuläre Szenarien trainiert – unter anderem eine Rettung an der Skisprungschanze.
Es ist steil an der Mühlenkopf-Skisprungschanze in Willingen. Im Januar hat hier der österreichische Skispringer Daniel Tschofenig die Konkurrenz hinter sich gelassen. Am Mittwoch stapften Feuerwehrleute in voller Montur die vielen Treppen am Abhang hoch. "Unsere Ausrüstung ist zwar aus Leichtmetall, aus Alu, trotzdem schwer, aber man trainiert dafür", sagt Sven Müller von der Feuerwehr in Oberhausen.
Arbeiten am Steilhang
Sven Müller ist einer von 65 Höhenrettern aus ganz Deutschland, die hier in Willingen zwei Tage imposante Einsätze üben. Am Steilhang haben sie die Aufgabe, eine Frau zu retten, die einen Unfall hatte. Die Rettungskräfte müssen sich selbst mit Seilen sichern, um sich am Hang zu bewegen.

Den meisten der 65 Teilnehmer kommt es auf den Austausch mit den Kollegen an
"Das ist eine besondere Herausforderung, weil man sich nicht so gut auf den Beinen halten kann und dabei trotzdem funktionieren muss“, meint Ahmed Abas aus Einbeck in Niedersachsen. Die Retter arbeiten konzentriert und zügig, Seile werden hin- und hergegeben. Sie packen die verletzt Spielende auf eine Trage.
Verletzte schwebt den Hang hinunter

Rettung aus der Gondel
"Nicht erschrecken, ich fummele dir jetzt mal ein bisschen an den Füßen herum“, sagt Sven Müller. Die ,,Schauspielerin" lacht. Auch im Ernstfall muss die Ansprache passen. "Fürsorglicher Umgang ist extrem wichtig. Sonst fühlen sich die Verletzten nicht gut aufgehoben“, betont Ronja Brinkmann vom Hersteller für Bergsportausrüstung Petzl.
Nach rund zehn Minuten schwebt die "verletzte" Christina Lieb an einem Seil durch die Luft talwärts. "Ich habe mich sehr gut betreut gefühlt“, sagt sie. Unten nehmen sie die anderen Retter in Empfang. Johannes Krämer arbeitet bei der Feuerwehr in Essen. So ein Szenario wie hier in Willingen gibt es in Essen eher nicht, aber er erzählt: "Wir haben schon ein paar Hügel und da laufen schon mal Spaziergänger rum. Wenn dann der Hund weg ist und Frauchen läuft hinterher, kann was passieren. Und dann kommen wir ins Spiel.“
Hängen am Skywalk
Nur ein paar Meter neben der Schanze hängen zwei Höhenretter an langen Seilen vom Skywalk, der 665 Meter langen Fußgängerhängebrücke in Willingen, herab. "Sie sollen hier ein Gefühl dafür bekommen, wie sich Seile auf langen Strecken verhalten“, erklärt Ronja Brinkmann. "Wenn wir Industriekletterer retten müssen, brauchen wir genau das“, sagt Gerd-Hendrik Heberer von Berufsfeuerwehr Chemnitz.

Die Höhenretter brauchen körperliche Fitness
Ruckzuck klettern die Höhenretter an den Seilen hoch, wechseln sie, retten sich gegenseitig und steigen wieder ab. "Lief flüssig“, meint Gerd-Hendrik Heberer. Insgesamt durchlaufen die Männer – es ist nur eine Frau dabei – neun Stationen. Alle wirken körperlich extrem herausfordernd.
Besonders körperlich fit
"Wir haben einen besonderen Einstellungstest, da muss man schon körperlich fitter sein“, meint Cedric Nerger von der Feuerwehr Essen. Ihm sieht man an, dass er regelmäßig trainiert. Im Übungsszenario hat er gerade Menschen aus einer Seilbahn gerettet. Ein buchstäblicher Drahtseilakt: "Ja, sieht spektakulär aus, ist technisch aber gar nicht so dramatisch.“
Die Höhenretter absolvieren Station um Station. Sie retten – auch in luftiger Höhe – Menschen aus Schächten und seilen sich komplett vom Skywalk ab. Sven Müller von der Feuerwehr Oberhausen sagt: "Sieht krass aus. Aber der Höhepunkt für uns ist die Community mit den anderen Feuerwehren und der Austausch.“ Und gleichzeitig sind auch die Übungen reibungslos verlaufen.
Quellen:
- Sven Müller, Feuerwehr Oberhausen
- Ronja Brinkmann, Petzl
- Gerd-Hendrik Heberer, Feuerwehr Chemnitz
- Cedrik Nerger, Feuerwehr Essen
- Ahmed Abas
- Johannes Krämer, Feuerwehr Essen