
Nordrhein-Westfalen Höhere Pendlerpauschale geplant: Wer wie stark und gar nicht profitiert
Die künftige schwarz-rote Koalition will die Pendlerpauschale erhöhen. Unsere Rechenbeispiele zeigen, wie viel das bringt. Es gibt aber auch Kritik an den Plänen: Sie seien sozial ungerecht und klimaschädlich. Ein Überblick.
Schon mit Beginn des nächsten Jahres soll sich die Pendlerpauschale für alle erhöhen. Darauf haben sich CDU/CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag verständigt. Voraussetzung: Es lässt sich finanzieren.
Wie viel Geld hätten Menschen, die per Auto, Bahn, Bus, Fahrrad und zu Fuß zur Arbeit kommen, mehr im Portemonnaie? Wie viel Geld würde dem Staat dadurch entgehen, das dann an anderer Stelle fehlt? Und was soll an den Plänen sozial ungerecht und klimaschädlich sein? Das kritisiert zumindest das Umweltbundesamt, wie das ARD-Hauptstadtstudio am Mittwoch berichtet.
Fragen zur geplanten Pendlerpauschale:
- Wie viel Geld bringt mir die geplante Erhöhung der Pendlerpauschale?
- Kann ich mit der Pendlerpauschale und dem Deutschlandticket sogar Geld verdienen?
- Wie komme ich an die Pendlerpauschale?
- Wie viel Geld würde dem Staat durch die Erhöhung entgehen?
- Wie viele Menschen in welchen Gegenden nutzen die Pendlerpauschale?
- Welche Argumente sprechen für und gegen eine Erhöhung der Pendlerpauschale?
Wie viel Geld bringt mir die geplante Erhöhung der Pendlerpauschale?
Bisher bekommt man die Pendlerpauschale in zwei Stufen:
- Für Kilometer 1 bis 20 gibt es 30 Cent für jeden Kilometer pro Tag.
- Ab Kilometer 21 gibt es 38 Cent für jeden Kilometer pro Tag.
Ab 1. Januar 2026 soll es nur noch diese Pendlerpauschale geben:
- Ab Kilometer 1 gibt es 38 Cent für jeden Kilometer pro Tag.

Pendler am Bahnsteig
Anspruch auf die Pendlerpauschale hat man unabhängig davon, wie man sich fortbewegt. Man bekommt sie also nicht nur als Autofahrer, sondern auch wenn man Bus, Bahn, Fahrrad oder Skateboard fährt - oder einfach zu Fuß geht.
Für die Berechnung entscheidend ist die Entfernung zwischen dem Zuhause und der Arbeitsstätte sowie die Anzahl der Tage, an denen man im Jahr zur Arbeit fährt. Bei einem Vollzeitjob mit 220 Arbeitstagen, die man komplett an der Arbeitsstätte verbringt, ergeben sich folgende Rechenbeispiele.
Fazit: Prozentual am meisten würden also Pendlerinnen und Pendler mit einem eher kürzeren Arbeitsweg profitieren. Maximal kann man pro Jahr 352 Euro mehr steuerlich geltend machen, als mit der bisherigen Pauschale.
Kann ich mit der Pendlerpauschale und dem Deutschlandticket sogar Geld verdienen?
Gewissermaßen ja. Das Deutschlandticket für den Nahverkehr kostet derzeit 58 Euro im Monat, das sind 696 Euro im Jahr. Wer an 220 Tagen im Jahr (normaler Vollzeitjob) elf Kilometer pro Tag zur Arbeit fährt, kann durch die Pendlerpauschale schon 726 Euro steuerlich geltend machen. Je nachdem wie viel Einkommenssteuer man also gezahlt hat, kann man durchaus mehr Steuern erstattet bekommen als das Deutschlandticket kostet.

Deutschlandticket auf dem Handydisplay
Dafür nimmt man allerdings auch was in Kauf: Viele Pendler berichten, dass sie mit Bus und Bahn wegen schlechter Verbindungen deutlich länger unterwegs sind als mit dem Auto.
Übrigens lässt sich auch als Radfahrer auf diese Weise "Geld verdienen". Zu beachten ist allerdings: Reparaturen und Neuanschaffungen lassen sich nicht zusätzlich von der Steuer absetzen - das gilt auch für das Auto.
Wie komme ich an die Pendlerpauschale?
Von der Pendlerpauschale - offiziell Entfernungspauschale - können alle profitieren, wenn ihr Weg von zu Hause bis zur "ersten Tätigkeitsstätte" mindestens einen Kilometer beträgt, wie es im Einkommenssteuergesetz heißt. Dann lässt sich das als Werbungskosten in der Steuererklärung geltend machen. Das Geld bekommt man dann später erstattet.
Nachweise muss man nur dann erbringen, wenn alle Werbungskosten mehr als 1.230 Euro betragen, so der aktuelle Stand. Maximal beträgt die Pendlerpauschale 4.500 Euro pro Jahr für alle Bus-, Bahn-, Radfahrer und Fußgänger und so weiter. Für Fahrten mit dem eigenen Auto gibt es keinen Höchstbetrag.
Wie viel Geld würde dem Staat durch die Erhöhung entgehen?
Erstatten die Finanzämter durch eine höhere Pendlerpauschale mehr von der Einkommenssteuer, gehen dem Staat Einnahmen verloren. Das Geld fehlt dann sowohl dem Bund als auch den Ländern und Gemeinden, die es dann nicht mehr für anderes ausgeben können. Wie hoch die möglichen Verluste sind, lässt sich nicht genau vorhersagen.
Klar ist aber: Es geht womöglich um Milliarden. Schon 2022 berichtete der Bundesrechungshof, dass durch die Pendlerpauschale dem Staat jährlich 5,5 Milliarden Euro entgehen. Eine nicht unbeträchtliche Summe, nimmt man zum Vergleich den Bundeshaushalt des vergangenen Jahres mit 477 Milliarden Euro.
Wie viele Menschen in welchen Gegenden nutzen die Pendlerpauschale?
Im Jahr 2020 nutzten 13,8 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Pendlerpauschale. Zwar stammen diese Zahlen, die das Statistische Bundesamt im März veröffentlichte, aus dem Corona-Jahr 2020, als viele Homeoffice nutzten. Aber: Das habe "nur wenig Einfluss auf die Zahl derer, die die Pendlerpauschale in ihrer Steuererklärung geltend gemacht haben", so das Bundesamt. Demnach legen Pendler die meisten Kilometer zurück, wenn sie im Ländlichen leben.
Welche Argumente sprechen für und gegen die Pendlerpauschale?
Kritik an der Pendlerpauschale kommt unter anderem vom Umweltbundesamt. "Durch das Pendeln zur Arbeit im Berufsverkehr werden rund jährlich 137 Milliarden Fahrzeugkilometer zurückgelegt mit dem Pkw", sagte Christine Kornher, Expertin für umweltschädliche Subventionen bei der Bundesbehörde, dem ARD-Hauptstadtstudio. Und weiter:
Diese Strecken führen natürlich zu hohen Treibhausgasemmissionen in Höhe von circa 30 Millionen Tonnen jährlich.
Christine Kornher, Umweltbundesamt
Die Pendlerpauschale sei ein steuerlicher Anreiz für klimaschädliches Verhalten, weil Pendler in der Mehrzahl mit dem Auto zur Arbeit fahren und nicht mit Bus oder Bahn, so Kornher.
Matthias Wohltmann vom Deutschen Landkreistag betont, dass die Pendlerpauschale ein Instrument der Steuergerechtigkeit sei, wie er dem ARD-Hauptstadtstudio sagte. Hingegen hält Kornher die Pauschale für sozial ungerecht: "Von ihr profitieren einkommensstarke Arbeitnehmende viel häufiger und stärker als einkommensschwache." Unter anderem, weil Menschen mit sehr niedrigem Einkommen so wenig Steuern zahlen, dass sie gar nichts absetzen können.
Kritisiert wird auch, dass Menschen mit hohen Mieten in großen Städten keine staatliche Unterstützung bekommen, aber die Pendlerpauschale indirekt mitfinanzieren. Wohltmann entgegnet:
Was ist denn die Konsequenz? Möchte man, dass alle Berufstätigen in der Stadt wohnen und arbeiten?
Matthias Wohltmann, Deutscher Landkreistag
Würde man das wollen, so Wohltmann weiter, würden sich die Wohnungsprobleme in großen Städten "massiv erhöhen".
Unsere Quellen:
Über dieses Thema berichten wir am 16.04.2025 auch im WDR-Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.