
Nordrhein-Westfalen Nach Prozesstag um Messeranschlag in Solingen: Polizei findet Handy
Nach einem Hinweis am dritten Prozesstag um den Messeranschlag in Solingen hat die Polizei ein Handy gefunden.
Der Verteidiger des geständigen Attentäters hat dem WDR gegenüber bestätigt, dass es sich bei dem gefundenen Handy bei der Suchaktion der Polizei gestern Abend um das verschollene Zweithandy von Issa al H. handelt.
Die Anwälte des Täters hatten gestern im Prozess um den Messeranschlag eine Pause beantragt. Der Syrer zeigte auf einer Karte, wo das zweite, bisher vermisste Handy zu finden ist. Diese Angaben führten dazu, dass die Ermittler das Telefon fanden.
Ein BKA-Ermittler hatte am vorherigen Prozesstag betont, dass die Datenauswertung auf ein zweites Handy hinweise, das mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Angeklagten gehört. Auch Wochen nach dem Anschlag hatte die Polizei immer wieder großflächig danach gesucht.
Polizei mit Hundertschaft im Einsatz

Die erneute Suche nach dem zweiten Handy des geständigen Täters läuft.
Die Polizei war am Dienstagabend erneut zu einer Grünanlage neben der Flüchtlingsunterkunft gefahren, in der der Täter gewohnt hatte. Laut Düsseldorfer Polizei war der Einsatz am späten Abend beendet. Dabei wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa ein Handy gefunden. Die Ermittler prüften nun, ob es sich um das vermisste Handy des Täters handelt. Offen sei, ob auf dem Gerät eventuell tatrelevante Daten seien.
Opfer und Zeugen sagen aus

Im Prozess um den Messerangriff in Solingen haben am Dienstag die ersten Opfer ausgesagt.
Im Prozess um den Messerangriff sagten am Dienstag die ersten Opfer vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf aus. Eigentlich standen am dritten Prozesstag die Aussagen der Opfer im Fokus. Es sei für sie anstrengend gewesen, weil alles wieder aufgewühlt wurde, berichtet der Anwalt der Nebenkläger Simon Rampp. Seine Mandanten mussten sich in die Geschehnisse des 24. August 2024 zurückversetzen und das sei psychisch anstrengend.
Bei den Berichten der Überlebenden wurde deutlich, wie zufällig die Menschen Opfer des Messerstechers wurden. Alle wollten eigentlich nur kurz vor der Bühne am Fronhof stehen bleiben. Die meisten haben den Angriff erstmal kaum realisiert.
"Allahu Akbar"-Rufe
Ein 61-jähriger Solinger beschrieb plastisch, wie er lediglich eine Rempelei von hinten wahrgenommen habe und erst danach bemerkte, dass er sehr stark blutete.
Ein anderer 61-jähriger Überlebender berichtete, dass er Sekunden vor dem Messerstich laute "Allahu Akbar"-Rufe gehört habe. Auch er habe den Angriff zunächst gar nicht wahrgenommen. Erst mit der Panik der Menschen und den eigenen Verletzungen haben beide Zeugen realisiert, dass es sich um einen Anschlag handeln müsse.
"Schutzengel" verhinderte noch mehr Tote
Einer der Überlebenden berichtete im Prozess über seine Behandlung im Krankenhaus. Er erlitt einen Messerstich in die Schulter. Nach der Erstversorgung machten ihm Ärzte und Pfleger klar, wie knapp er überlebt habe. Eine Schwester habe wörtlich gesagt: "Sie haben aber einen Schutzengel gehabt". Das Messer hat die Hauptschlagader im Hals nur um wenige Millimeter verfehlt.
Auch wenn der Solinger inzwischen wieder eingeschränkt arbeiten kann, leidet er noch unter den körperlichen Folgen. Ein weiteres Opfer berichtete, dass ihn weiterhin schwere Albträume verfolgen und er deshalb in psychischer Behandlung sei.
Bei dem Anschlag waren insgesamt drei Menschen getötet und acht zum Teil schwer verletzt worden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter im Gericht
- Nachrichtenagentur dpa