Zwei Mitarbeiter in Warnwesten stehen vor mehreren großen Rollen Papier.

Nordrhein-Westfalen Papierstau in Hagen - Ende einer Traditionsfabrik

Stand: 02.06.2025 06:00 Uhr

130 Jahre lang wurde in Hagen-Kabel Papier hergestellt. Seit heute steht der Betrieb bei "Kabel Premium Pulp & Paper" endgültig still.

Von Kay Bandermann

Alle Versuche von Insolvenzverwalter Dr. Peter Neu, einen Investor und Sanierer zu finden, schlugen fehl. Jetzt wird er das Betriebsgelände nahe der A1 sowie die Maschinen und Anlagen verkaufen. Aus der Insolvenzmasse werden anschließend die Gläubiger befriedigt.

Papierstau in Hagen - Ende einer Traditionsfabrik

Beschäftigte dauerhaft freigestellt

Die 420 Beschäftigten von "Pulp & Paper" sind zwar noch nicht gekündigt, sondern vom Insolvenzverwalter "nur" unwiderruflich freigestellt. Deshalb hat die Hagener Agentur für Arbeit schon im Mai mit Beratungen vor Ort begonnen.

Dabei geht es um die Rechte der Beschäftigten, u.a. das Insolvenzausfallgeld, das bis einschließlich Mai ausgezahlt wurde. Aber auch um die Möglichkeiten der Papiermacher, einen neuen Job zu finden.

Mitarbeiter hoffen auf Abfindung

Nach Auskunft der zuständigen Gewerkschaft IG BCE gibt es auch viele Mitarbeiter, die lieber einen Aufhebungsvertrag abschließen wollen. Das hätte den Vorteil, dass sie dann eine Abfindung bekämen – immer vorausgesetzt, der Insolvenzverwalter hat dafür auch genügend Geld zur Verfügung.

In der Rangfolge der Gläubiger stehen Forderungen der Finanzämter, der Sozialkassen, der Banken und weiterer Geschäftskunden vor den Forderungen der Mitarbeiter.

Ende einer Industrie-Tradition

Parallel verhandeln Gewerkschaft, Betriebsrat und das Unternehmen an einem Interessenausgleich und Sozialplan. Auch hier gilt: nur wenn noch etwas in der Kasse übrigbleibt, kann der Sozialplan bedient werden; zum Beispiel für Umschulungen oder Qualifizierungsmaßnahmen in Kooperation mit der Arbeitsagentur.

In Hagen-Kabel geht eine große Industrietradition zuende. 1897 wurden die Rollen der ersten Papiermaschine in Bewegung gesetzt. Unter dem Markennamen "Feldmühle" mauserte sich der Betrieb zum Premiumhersteller für Hochglanz-Magazine. Doch der Siegeszug des Digitalen und zuletzt die hohen Energiekosten machten dem Unternehmen zu schaffen.

Unsere Quellen:

  • Gewerkschaft IG BCE
  • Agentur für Arbeit Hagen
  • Pressemitteilung des Insolvenzverwalters