
Nordrhein-Westfalen Rechtsextremisten in NRW: Immer jünger und über Social Media vernetzt
Der Generalbundesanwalt hat unter anderem in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Mitglieder der mutmaßlichen rechtsextremistischen Terrorgruppe "Letzte Verteidigungswelle" festnehmen lassen. Die Verdächtigen sind zum Teil noch Teenager. Auch in NRW gibt es offenbar immer mehr rechtsextremistische Jugendliche.
Insgesamt fünf junge Männer ließ die Bundesanwaltschaft am Mittwoch in den frühen Morgenstunden festnehmen. Den Beschuldigten - der jüngste von ihnen ist 14 Jahre alt - wird vorgeworfen, Mitglieder einer Gruppe namens "Letzte Verteidigungswelle" zu sein, die aktuell wohl radikalste der rechtsextremistischen Jugendgruppen, die seit einer Weile schon wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Jugendlichen sollen Anschläge geplant oder sogar verübt haben.
“Aktionsorientiert und gewaltbereit”
Jugendliche, vor allem junge Männer, die dem rechtsextremistischen Spektrum angehören - das gibt es auch in NRW immer häufiger, sagt Thomas Billstein. Er arbeitet bei der Betroffenenberatung BackUp in Dortmund. Die Beratungsstelle hilft Opfern von rechtsextremer Gewalt.
Billstein beobachtet die Szene seit Jahren und bemerkt, dass seit einiger Zeit eine neue Generation von rechtsextremen Jugendlichen heranwächst.
Militantes Auftreten
Er bezeichnet sie als “aktionsorientiert” und gewaltbereit. Das sehe man auch an den letzten größeren Demonstrationen und Aufmärschen der rechten Szene:
... zum Beispiel in Aachen oder Dortmund, wo es auch einen sehr hohen Anteil an sehr jungen, auch sich militant gebenden Akteuren und Akteurinnen gab.
Thomas Billstein, Mitarbeiter der Betroffenenberatung "BackUp" in Dortmund
TikTok spielt eine wichtige Rolle
Eine Schlüsselrolle in der Szene spielt offenbar die Social Media Plattform TikTok. Auf der Plattform präsentieren sich Rechtsextremisten mit Videos, verbreiten ausländerfeindliche und antisemitische Botschaften.
Kontakte können Jugendliche dann über die Kommentarfunktion knüpfen. “In den Kommentaren wird zum Beispiel auf öffentliche und im weiteren Verlauf auch auf private Telegrammgruppen hingewiesen und verlinkt”, sagt Marcus Bösch, der an der Uni Münster zu Propaganda auf TikTok forscht.
Rechtsextreme unterwandern andere Jugendkulturen
Auf diese Weise gewinnen rechtsextremistische Jugendgruppierungen Nachwuchs, im nächsten Schritt verabredet man sich im echten Leben. Teilweise treten die Rechtsextremisten auch wieder auf wie die Neonazi-Szene der Neunziger Jahre: mit Springerstiefeln, kahl rasiert und Bomberjacke.
Aber viele der Jugendlichen seien auf den ersten Blick nicht als Rechtsextreme erkennbar. Der Rechtsextremismus unterwandere andere Jugendkulturen, sagt Extremismusexperte Bösch, "es gibt auch rechtsextremen HipHop oder rechtsextreme Techno-Songs."
NRW-Innenministerium: Die Szene ist jünger geworden
Auch das Innenministerium NRW bestätigt, dass die rechtsextremistische Szene jünger und digitaler geworden ist. Das Besondere an vielen neonazistisch geprägten Gruppierungen von Jugendlichen sei, dass dass diese ihren Ursprung im Internet hätten, und erst später auch öffentlich aufgetreten sind.
Unsere Quellen:
- WDR-Gespräch mit der Betroffenenberatung BackUP
- WDR-Gespräch mit der Opferberatung Rheinland
- WDR-Gespräch mit Marcus Bösch
- Statement des NRW-Innenministeriums