Liegen gebliebene Lkw auf der A46 sowie ein Polizeiauto

Nordrhein-Westfalen Winterwetter in NRW: A46 wieder frei - Vorsicht im Berufsverkehr

Stand: 10.01.2025 07:17 Uhr

Schneefall und glatte Straßen sorgen für Verkehrsprobleme in vielen Teilen von NRW. Es gibt mehrere Verletzte, die meisten Unfälle verliefen aber glimpflich. Auch im Berufsverkehr wird zu Vorsicht geraten.

Auf der A46 im Sauerland hat starker Schneefall am Abend ein Verkehrschaos ausgelöst. Die Autobahn war zwischen Bestwig und Olsberg in beiden Richtungen voll gesperrt, ist seit dem Morgen aber wieder frei. Viele Autos und Lkw steckten fest. Einige Fahrer mussten die Nacht in ihren Fahrzeugen verbringen.

A46 im Sauerland: Mehr als 100 festgefahrene Fahrzeuge

Mit einfachen Schippen mussten Lkw von Eis und Schnee befreit werden, berichtete die zuständige Polizei-Leitstelle. Mehr als 100 festgefahrenen Fahrzeuge blockierten den gesperrten Abschnitt der A46.

Auch in den kommenden Nächten Glatteisgefahr

In der Nacht kam es vielerorts zu Frost, auch dort, wo vorher Schneematsch lag. Entsprechend glatt ist es nun an vielen Stellen, wo nicht geräumt und gesalzen wurde. Die Nächte zu Samstag, Sonntag und Montag sollen ebenfalls glatt werden.

Vorsicht vor abbrechenden Ästen

Auch die Gefahr von Schneebruch bleibt am Freitag. In Aachen waren es am Abend 14 Zentimeter Schnee, in Lüdenscheid sogar 22 und in Lügde ebenfalls 14 Zentimeter. Der Schnee sei relativ schwer, betont Meteorologe Karsten Schwanke. "Die Gefahr, dass einige Äste abbrechen können unter der Schneelast, die besteht auf jeden Fall."

Aber am Wochenende wird es auch eine ordentliche Portion Winterzauber in NRW geben. Das Wetter beruhige sich, sagt Schwanke: Die Sonne komme raus und vor allem in den Bergen bleibe der Schnee.

Warnung für den Märkischen Kreis vor extremer Glätte

Insbesondere im Märkischen Kreis warnte die Leitstelle vor Gefahr durch extreme Glätte und gefährlichem Schneebruch durch den anhaltenden Schneefall. "Halten Sie Abstand zu Bäumen und Gebäuden, von denen sich Dachlawinen lösen können", heißt es in einer Gefahrenmitteilung. Und weiter: "Beschränken Sie die Benutzung von Verkehrsmitteln auf das Nötigste."

Die Autobahnmeisterei konnte ihr Streusalzlager nicht mehr erreichen. Der Märkische Kreis wollte einen Krisenstab einrichten.

Bleiben sie bitte zu Hause und begeben sie sich nicht in Gefahr durch die extreme Glätte und gefährlichen Schneebruch!

Integrierte Leitstelle Märkischer Kreis

Die Busse der MVG fahren nicht mehr. Die Verkehrsbetriebe entscheiden erst Freitagfrüh, ob sie den Berufsverkehr und den Schülerverkehr wieder aufnehmen - je nachdem, wie sich die Lage über Nacht entwickelt.

Am Donnerstag: Unfälle und ausgefallener Busverkehr

Am Donerstagnachmittag kam es auf der L61 bei Mechernich im Kreis Euskirchen wegen starken Schneefalls und spiegelglatter Straße zu einem schweren Verkehrsunfall und einer Vollsperrung der Strecke. Ein Linienbus, der im Schienenersatzverkehr nach Gerolstein unterwegs war, kollidierte seitlich mit einem Schulbus. Vier Personen, darunter drei Kinder aus dem Schulbus, wurden bei dem Unfall verletzt und mit Rettungswagen in Krankenhäuser gebracht. 

Schon seit Donnerstagmorgen wurden dem WDR-Verkehrsstudio zahlreiche Unfälle auf den Autobahnen im Sendegebiet gemeldet, meistens handelte es sich um Blechschäden. Lkw hatten sich festgefahren, vor allem auf der A1 zwischen Remscheid und Hagen sowie auf der Sauerlandlinie (A45). Am späten Abend gab es für Autofahrer wegen der gesperrten A45 bei Lüdenscheid noch eine Wartezeit von etwa einer halben Stunde. Später beruhigte sich die Lage. Zuvor waren es allerdings mehrere Stunden Plus in beide Richtungen. Das WDR-Verkehrsstudio empfahl, großflächig auszuweichen.

"Die Situation rund um Lüdenscheid ist schlicht eine Katastrophe", berichtete WDR-Reporterin Claudia Roelvinck, die sich auf den Weg zur Autobahnmeisterei gemacht hatte - und selbst im Stau landete. Für die letzten 41 Kilometer brauchte sie rund 5 Stunden. "Zwischendurch gab es einfach nur Stillstand."

Eiszapfen beschädigen Autos in Leverkusen

Von der Rheinbrücke in Leverkusen wurden Eiszapfen entfernt, dort waren mehrere Autos durch herabfallende Zapfen beschädigt worden. Von brenzligen Situationen auf der A2 am Bielefelder Berg berichtete WDR-Reporter Oliver Köhler. Hier gab es eine Vollsperrung Richtung Hannover. Grund waren die Bäume am Straßenrand, die auf die Fahrbahn zu kippen drohten. Lkw-Fahrer mussten waghalsige Ausweichmanöver machen, so die Polizei.

Viele Unfälle in NRW - unter anderem im Ruhrgebiet

Durch den Schneefall haben sich im Ruhrgebiet viele Unfälle ereignet, mit einer schwer verletzten Person in Herdecke und erheblichen Auswirkungen auf den Verkehr. Die Polizei in Hagen forderte die Menschen auf, die Autos stehen zu lassen. Außerdem hatte die Hagener Straßenbahn AG den Busbetrieb eingestellt. Mittlerweile ist er weitestgehend wieder angelaufen, wie es am Abend hieß. Insbesondere in den Höhenlagen komme es aber noch zu Einschränkungen und Teilausfällen.

Schon in der Nacht auf Donnerstag war die A45 zwischen Lüdenscheid-Nord und Hagen-Süd stundenlang gesperrt. Dort rutschte ein Lkw in den Graben und stellte sich quer über zwei Fahrstreifen. Ein Kleintransporter prallte gegen den Lkw. Der Fahrer des Lkw wurde leicht verletzt, der Fahrer des Kleintransporters blieb unverletzt. Die Bergungsarbeiten liefen bis in den frühen Morgen.

Ein weißer LKW ist von der Straße abgekommen

LKW-Unfall sorgte für Sperrung auf der A45.

Auch bei weiteren Unfällen kam es zu Blechschäden und Verletzten. In Lüdenscheid konnte ein Autofahrer aufgrund der Schneedecke und der Dunkelheit eine Kante zum Gleisbett nicht sehen. Das Auto stürzte ab und lag seitlich auf den Gleisen.

Zwischen Salzkotten-Niederntudorf und Büren-Wewelsburg rutschte ein mit 30 Schülern besetzter Linienbus in den Graben vor einen Baum. Verletzt wurde dabei niemand. Der Bus blieb leicht beschädigt im Graben hängen und musste herausgezogen werden. Die Schüler stiegen in einen Ersatzbus um und kamen etwas verspätet zur Schule.

In Aachen war die Müllabfuhr nur eingeschränkt möglich. Mehrere Bäume stürzten um, die Friedhöfe wurden für Besucher gesperrt. Aus dem Kreis Euskirchen meldete die Polizei mehrere Verkehrsunfälle mit Sachschäden. Auch die Dürener Polizei registrierte einige witterungsbedingte Verkehrsunfälle.

Schnee in NRW

Grafik: Wo lag am 9. Januar der meiste Schnee in NRW?

Einschränkungen im Busverkehr

In Wuppertal wurde am frühen Donnerstagmorgen wegen des Winterwetters zeitweise der Busverkehr eingestellt, in der Eifel dann am Vormittag. Das galt ebenfalls für den Westfalenbus der DB, der unter anderem den Schnellbus 1 zwischen Siegen und Olpe betreibt. Auch die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd, die Busse in Siegen-Wittgenstein und im Kreis Olpe fahren, hatten den Betrieb vorerst eingestellt.

Einbrecher durch Spuren im Schnee gefasst

Im Kreis Siegen-Wittgenstein sind vier mutmaßliche Einbrecher gefasst worden, weil sie Spuren im Schnee hinterlassen haben. Die Polizei verfolgte die Spuren über eine Strecke von sieben Kilometern bis zu einem Tunnel unterhalb von Bahngleisen.

ADAC: Autofahrer sollen wenn möglich zu Hause bleiben

Der ADAC Nordrhein rief Autofahrer auf, sich rechtzeitig über die Straßenverhältnisse zu informieren. Wer nicht unbedingt mit dem Auto unterwegs sein müsse, solle zu Hause bleiben - und, falls möglich, im Homeoffice arbeiten.

Bei Temperaturen um null Grad, Schnee oder Eisglätte greife in Deutschland auch die situative Winterreifenpflicht, betonte ein Sprecher. Wintertaugliche Reifen brauchen das Alpine-Symbol. Wer trotz extremer Witterungsbedingungen nicht auf die Fahrt verzichten kann, sollte längere Fahrzeiten einplanen.

Neben einer angepassten Geschwindigkeit sei vor allem ein ausreichend großer Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug wichtig. "Wer ein Gefühl für die veränderten Straßenverhältnisse bekommen möchte, kann eine kurze Bremsprobe durchführen, wenn es die Verkehrssituation gefahrenfrei zulässt", so der ADAC-Sprecher.

Tipps für sicheres Fahren

Grafik: Tipps für sicheres Fahren bei Eis und Schnee

Sollte man trotzdem ins Rutschen geraten, seien vier Dinge wichtig: Fuß vom Gaspedal nehmen, auskuppeln, gefühlvoll gegenlenken und bremsen. "Mit ein paar Stundenkilometern weniger lässt sich das Auto oft schon wieder besser kontrollieren", sagt der ADAC-Sprecher.

Winter zeigt auch seine schönen Seiten

Doch nicht überall in NRW sorgte das Winterwetter für Probleme. Im verschneiten Bielefelder Bürgerpark wurde Schlitten gefahren. Es gab Schneeballschlachten und es wurden Schneemänner oder auch eine Schneeburg gebaut. Winterzauber gab es auch im schneebedeckten Forstgarten in Kleve.

Unsere Quellen:

  • Informationen von WDR-Reportern aus dem gesamten Sendegebiet
  • Einschätzungen von Meteorologe Karsten Schwancke aus demWDR extra
  • Informationen der WDR-Wetterredaktion
  • Polizei-Informationen
  • Material der Nachrichtenagentur dpa

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 10.1.2025 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 12.45 Uhr.