
Nordrhein-Westfalen Schwere Vorwürfe gegen AfD-Abgeordneten Matthias Helferich
Der AfD-Abgeordnete Matthias Helferich ist bereits durch offen rechtsextreme Aussagen aufgefallen. Jetzt belasten ihn "Spiegel"-Recherchen zusätzlich.
Der Dortmunder Matthias Helferich ist Mitglied der AfD-Fraktion im Bundestag. Mehr noch: Seine Fraktion hat gerade beschlossen, ihn in den Kultur- und Medienausschuss zu entsenden. Ausgerechnet Helferich, der sich in Chats einst als das "freundliche Gesicht des NS" bezeichnete. Ironisch, wie er sagte.
Helferich hat enge Verbindungen in rechtsextreme Netzwerke - so viel war bekannt. Doch offenbar denkt er noch extremer, als bislang angenommen.
Dem "Spiegel" liegen unter anderem Mails vor, die mutmaßlich von Helferich verfasst wurden und in denen er den Nationalsozialismus verherrlichen soll. Demnach empfiehlt er in einer Mail einem "Bundesbruder" etwa ein Buch zur Psychologie der Massen, "welches schon Goebbels anleitete".
Mails stammen teilweise aus CDU-Zeiten
Auch Gewaltfantasien treten laut "Spiegel" in den Mails offenkundig zu Tage. Helferich streitet auf Anfrage ab, die E-Mails "verfasst oder versendet" zu haben. Vielmehr behauptete er, möglicherweise Opfer eines mutmaßlichen Hackerangriffs geworden zu sein. In einem selbstverfassten Video spricht er von einem Angriff auf sich durch den "Geheimdienst und der Relotius-Presse". (In Anlehnung an den Spiegel-Skandal um erfundene Reportagen.)
Die Vorwürfe sind umfangreich, jedoch zwischen zwölf und zehn Jahre alt. Bis Mitte 2015 war er in der CDU und zeitweise auch Sprecher der Schüler-Union NRW. Schon in dieser Zeit war Helferich bereits mehrfach aufgefallen, allerdings scheiterten auch damals Versuche, ihn aus der Partei auszuschließen. 2016 trat er in die AfD ein.
NRW-AfD sieht sich in seiner Auffassung bestätigt
Aus der soll er allerdings - geht es nach dem Vorstand der NRW-AfD - ebenfalls rausfliegen. Ein laufendes Verfahren stockt aber derzeit, auch weil Helferich in Teilen die Unterstützung von Bundeschefin Weidel genießen soll. Aus AfD-Kreisen heißt es, die beiden hätten einen "Deal", dass Helferich den Landesverband weiter in Unruhe halten soll, damit Weidel aus dem mitgliederstärksten Verband keine Konkurrenz für ihre Ämter fürchten muss.
Ein Sprecher der NRW-AfD schreibt auf Anfrage, dass diese Berichte zeigten, "warum das Parteiausschlussverfahren gegen Herrn Helferich richtig und wichtig ist". Der Landesverband, so heißt es weiter, mache seine Hausaufgaben und schütze damit auch die Gesamtpartei.
Dieses Statement dürfte die Lagerkämpfe in NRW noch einmal erneut anfachen. Viele Funktionäre in NRW sind sauer, dass Helferich erneut in den Bundestag einziehen konnte und auch noch problemlos in die AfD-Bundestagsfraktion aufgenommen wurde. "Von jetzt an ist das das Problem des Fraktions- und Bundesvorstandes in Berlin", sagt ein Parteifunktionär, der nicht genannt werden will.
Unsere Quellen:
- "Spiegel"-Artikel: Matthias Helferich - E-Mails über Rassenlehre und Gewaltfantasien belasten AfD-Abgeordneten schwer
- Anfrage Matthias Helferich
- Statement NRW-Landesverband