Feuerwerksverkauf in Grevenbroich | sv

Nordrhein-Westfalen Anstehen ab Mitternacht: Feuerwerksverkauf für Silvester gestartet

Stand: 28.12.2024 08:35 Uhr

In der Nacht auf Samstag ist der Verkauf von Feuerwerkskörpern gestartet. Auch dieses Jahr wird eine große Nachfrage erwartet.

Von Jörn Kießler

Es ist ein jährlich wiederkehrendes Ritual, an dem sich in Deutschland die Geister scheiden: der Start des Feuerwerksverkaufs wenige Tage vor Silvester. Auch in NRW haben sich vor einigen Geschäften in der Nacht zu Samstag Schlangen gebildet, als sich die Fans von Böllern und Raketen ihr Material für die Silvesternacht sichern wollten.

Kunde bei "Pyroteam" in Grevenbroich

Ein Kunde in Grevenbroich

Start des Feuerwerksverkaufs für Silvester | sv

Auch bei "Pyroteam" in Grevenbroich ging es um 0 Uhr los. Warum stellen sich Menschen um Mitternacht an, um Feuerwerk zu kaufen? "Das ist Feeling, man lebt dafür", sagt ein Kunde dem WDR. "Man geht nicht feiern oder so, man raucht nicht, man gönnt sich das dann hier." Am nächsten Tag ist bei ihm dann auch nicht Ausruhen angesagt - sondern ein weiterer Einkauf bei Weco geplant, einem anderen Feuerwerksanbieter.

Verkauf verschiedener Feuerwerkskörper bei "Pyroteam" in Grevenbroich am 28. Dezember

Ein Teil des Sortiments in Grevenbroich

Rund 300 Euro will er in diesem Jahr für Raketen und Co. ausgeben, erzählt ein anderer Kunde dem WDR. Dass das viel Geld ist, ist auch ihm bewusst. "Das ist auch das einzige Mal im Jahr, dass man etwas machen darf, was etwas außerhalb der Norm ist. Und das lasse ich mir nicht nehmen." Zwei Kunden planen sogar, 500 bis 1.000 Euro auszugeben.

Sascha Krumbach von "Pyroteam" beim Verkaufsstart in Grevenbroich

Sascha Krumbach von "Pyroteam"

Dass gerade in Zeiten von Inflation und wirtschaftlichen Problemen nach wie vor so viele Menschen eine Menge Geld für Böller, Raketen und Co. ausgeben, wirkt auf den ersten Blick widersprüchlich. Doch Sascha Krumbach von "Pyroteam" erklärt beim Verkaufsstart in Grevenbroich, die Leute wollten in der aktuellen Zeit, wo es für viele nicht so einfach ist, sich zumindest an einem Tag den Spaß nicht verderben lassen.

Umweltorganisationen und Ärzteverbände warnen vor Folgen der Böllerei

Gleichzeitig warnen Umweltverbände wie beispielsweise die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Jahr für Jahr vor den "verheerenden Auswirkungen der Böllerei", Ärzteverbände weisen auf die möglichen Verletzungen hin und Städte und Polizei richten immer häufiger sogenannte Böllerverbotszonen ein, um das Feuerwerk aus bestimmten Bereichen fernzuhalten.

Verkaufszahlen von Feuerwerk nach Corona auf Rekordniveau

Dass das der Beliebtheit der Knallerei keinen Abbruch tut, lässt sich Jahr für Jahr an den steigenden Umsätzen ablesen, die der Handel mit dem Verkauf von Feuerwerkskörpern erzielt. Nach dem Verkaufseinbruch während der Coronazeit 2020 und 2021 stieg der Umsatz 2022 und 2023 im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren um mehr als ein Drittel an.

Auch in diesem Jahr rechnet der Handel offenbar wieder mit gutem Absatz. Im dritten Quartal 2024 wurde noch einmal mehr Feuerwerk aus dem Ausland importiert als im vergangenen Jahr. Sascha Krumbach von "Pyroteam" berichtet, es habe über den Online-Shop in den vergangenen Monaten schon "sehr sehr viele" Vorbestellungen erhalten. "Es ist einfach Wahnsinn, wie groß die Nachfrage an Feuerwerk ist", sagt Krumbach dem WDR.

Umwelthilfe: Ein Drittel der Händler verzichtet auf Verkauf von Böllern und Raketen

Laut einer Umfrage der DUH in diesem Jahr verzichtet allerdings fast ein Drittel der großen Handelsketten auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern. Große Ketten wie Hornbach, Bauhaus und Rossmann sowie einige selbständige Einzelhändler von Edeka und Rewe wollen demnach in diesem Jahr weder Böller noch Raketen verkaufen.

Die DUH fordert auch 2024, den Verkauf von Feuerwerkskörpern an Privatpersonen komplett zu verbieten. "Ausgerechnet an Silvester, wenn Alkohol oft in Strömen fließt, werden gefährliche Feuerwerkskörper erlaubt", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Das sei "nicht nur völlig absurd, sondern auch hochriskant".

NRW-Gesundheitsminister mahnt zur Rücksicht

Um dieses Risiko weiß auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), der am Freitag die Menschen in NRW dazu aufrief, achtsam und rücksichtsvoll beim Gebrauch von Feuerwerk zu sein. Das "schützt sie und ihre Liebsten und leistet auch einen Beitrag, die Beschäftigten im Gesundheitswesen nicht unnötig zu belasten", so Laumann laut einer Pressemitteilung des Ministeriums.

Er führt die zahlreichen Unfälle in der Silvesternacht unter anderem auf illegale und gefährliche Feuerwerkskörper zurück, mit denen geböllert werde, und rät dazu, ausschließlich geprüftes Feuerwerk zu verwenden. Erkennbar ist sicheres und geprüftes Feuerwerk am CE-Zeichen, das zusammen mit einer vierstelligen Nummer zeigt, dass die Qualität geprüft und überwacht wurde.

Städte wünschen sich mehr Befugnisse

Resch geht das nicht weit genug. Er kritisiert in diesem Zusammenhang Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die ein Böllerverbot seiner Meinung nach als unverhältnismäßig kleinrede. Auch immer mehr Kommunen wünschen sich offenbar ein Anpassung des Sprengstoffgesetzes. In der Verordnung des Gesetzes ist geregelt, wer wann und wo Feuerwerk zünden darf.

Sie sieht vor, dass bundesweit an Silvester und Neujahr Kleinfeuerwerk von jedem Menschen ab 18 Jahren abgebrannt werden darf. In unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie "besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen" ist Böllern aber grundsätzlich verboten.

Laut einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) wünschen sich aber mehr und mehr Kommunen einen größeren Gestaltungsspielraum, ob und in welchem Rahmen sie privates Feuerwerk zum Jahreswechsel zulassen.

Böllerverbotszonen in NRW-Städten.

Verbotsschild Silvester-Feuerwerk

Auch kleinere Kommunen wie Warendorf verbieten das Böllern in bestimmten Bereichen

Einige Städte in NRW haben seit dem vergangenen Jahre sogenannte Böllerverbotszonen zum Jahreswechsel eingerichtet. Dort ist dann in bestimmten Zeiträumen zwischen dem 31. Dezember und dem 1. Januar das Zünden von Feuerwerkskörpern verboten. Zudem verbieten einige Städte in diesen Zonen auch das Mitführen von Böllern und Raketen in bestimmten Zeiträumen.

So gilt zum Beispiel in Köln für große Bereiche der Innenstadt ein Böllerverbot, rund um den Dom dürfen die Feiernden auch keine anderen Feuerwerkskörper dabeihaben. Düsseldorf hat für die Altstadt und die Rheinuferpromenade ein Böller- und Feuerwerksverbot verhängt, in Münster gilt das Gleiche für den Domplatz und den Prinzipalmarkt. Aber auch kleinere Kommunen wie Bottrop oder Warendorf haben Verbotszonen für Feuerwerk eingerichtet.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort in Grevenbroich
  • Nachrichtenagenturen dpa, epd
  • Statistisches Bundesamt
  • Verband der pyrotechnischen Industrie
  • Internetseiten der Städte Köln, Düsseldorf, Bielefeld, Münster und Aachen
  • Pressemitteilung des NRW-Gesundheitsministeriums