Nordrhein-Westfalen Umstrittenes Projekt: Lauterbach stellt elektronische Patientenakte vor
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat heute in einer Kölner Arztpraxis den Einsatz der elektronischen Patientenakte vorgestellt. Ab dem 15. Januar soll sie in 250 Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken getestet werden, auch in NRW. Danach soll sie auch bundesweit an den Start gehen.
Auch heute startet in der Arztpraxis von Dr. Oliver Pottkämper in Köln noch alles mit dem Scan der bereits bekannten Patientenkarte der Krankenkasse. Die digitale Innovation der elektronischen Patientenakte (ePA) zeigt sich erst im nächsten Schritt: mit wenigen Klicks kann der Allgemeinmediziner auf ärztliche Befunde, Medikationslisten oder MRT-Aufnahmen zugreifen.
Ein Vorführpatient demonstrierte heute den Einsatz der ePA
Die Daten die Dr. Oliver Pottkämper heute vor den Augen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufruft, gehören nur zu einem Vorführpatienten. Ab dem 15. Januar soll das in seiner Praxis der Alltag sein, genau wie in über 250 Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken bundesweit.
Am Computer kann er ganz er eigene Befunde ganz einfach ergänzen. "Ich glaube bei mir wird überhaupt kein Mehraufwand dadurch entstehen", sagt der Kölner Mediziner. Auch weil er sich als technik-afin verstehe.
Lauterbach: Behandlungen besser und komfortabler machen
Für die Behandlung von Patienten sieht der Bundesgesundheitsminister großes Potenzial in der ePA. Vor allem, weil Ärzte die Medikationslisten und den vollständigen Befund ihrer Patienten direkt einsehen können.
Wir werden schon mit der Einführung Zehntausenden das Leben retten
Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister
Für die Patienten soll die ePA Behandlungen auch komfortabler machen. Bei einer Erkältung, Grippe oder leichten Sportverletzung könne die Behandlung digital erfolgen und Patienten sich den Weg in die Arztpraxis sparen.
Elektronische Patientenakte stark umstritten
Seit über zwanzig Jahren wird in Deutschland über die ePa diskutiert. Auch zuletzt gab es Kritik, vor allem am fehlenden Datenschutz. Der Chaos Computer Club (CCC) schrieb Ende Dezember in einer Mitteilung das System sei aufgrund von Sicherheitslücken "nicht vertrauenswürdig".
Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte am Dienstag, er würde die ePA seinen Patienten aufgrund von Sicherheitsbedenken Stand jetzt nicht empfehlen.
"Missbrauch in der Pilotphase völlig ausgeschlossen"
Bundesgesundheitsminister Lauterbach warb für Vertrauen in die ePA.
"Die elektronische Patientenakte wird nicht ans Netz gehen, wenn es ein Restrisiko für große Hackerangriffe geben sollte", so Bundesgesundheitsminister Lauterbach. In der Pilotphase ab 15.Januar würden Patientendaten nur Ärzten zur Verfügung stehen, die für den Test registriert wurden und auch nur Daten von Patienten, die von ihnen behandelt werden. Deshalb sei ein Missbrauch "völlig ausgeschlossen", sagte der Bundesgesundheitsminister.
Die Sicherheitsprobleme, auf die der CCC hingewiesen hatte, seien zudem bereits für die Pilotphase gelöst worden. Für den bundesweiten Start der ePA bestünde ein enger Austausch mit dem CCC und dem Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik. Ziel sei es, die ePA noch mit der aktuellen Bundesregierung zwischen Februar und April an den Start zu bringen, so Lauterbach.
Start der Pilotphase am 15. Januar
Dr. Oliver Pottkämper will sich Zeit für die Fragen seiner Patienten nehmen
Dr. Oliver Pottkämper blickt schon gespannt auf den Start der Pilotphase in seiner Praxis in Köln und plant dafür Zeit ein. "Als Hausarzt bin ich gewohnt auch länger mit meinen Patienten zu sprechen", sagt der Mediziner. Für den Bundesgesundheitsminister geht es nach gut einer Stunde weiter.
Unsere Quellen:
- Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
- Gematik-Geschäftsführer Dr. Florian Fuhrmann
- Praxisinhaber Oliver Pottkämper
- WDR-Reporter vor Ort