
Nordrhein-Westfalen WDR-Umfrage: Großer Mehrheit ist Ostern ziemlich egal
Nur noch ein Drittel der Menschen in Deutschland feiert Ostern als religiöses Fest. Für die Mehrheit ist es einfach ein extralanges Wochenende. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen WDR-Umfrage.
Es ist die längste Abfolge von Feiertagen im Jahr - ideal also, um einen kleinen Kurzurlaub einzuplanen: Von Karfreitag bis Ostermontag, vier wunderbare, volle Tage. So blicken die meisten Menschen inzwischen auf Ostern.
Dass Ostern eigentlich das wichtigste christliche Fest ist, haben viele gar nicht mehr auf dem Schirm. Gefeiert wird nichts Geringeres als die Auferstehung Jesu Christi von den Toten - so, wie es die Bibel erzählt. Die einzelnen Feiertage im Schnelldurchgang:
- Am Karfreitag - "Kar" steht für Klage oder Trauer - erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu. Er wurde der Bibel zufolge vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus zum Tode verurteilt und auf dem Hügel Golgatha ans Kreuz genagelt. Gegen 15 Uhr soll der Tod eingetreten sein.
- Am folgenden Karsamstag gedenken die Christen der Grabesruhe Jesu Christi und erwarten seine Auferstehung, die an Ostern gefeiert wird. Nach katholischer Tradition läuten weder an Karfreitag noch an Karsamstag die Glocken - bis zur Osternacht.
- Ostersonntag feiern die Christen die Auferstehung Jesu und damit den Sieg des Lebens über den Tod. Kerzen werden schon in der Nacht entzündet.
- Der Ostermontag gilt den zwei Jüngern, die nach dem Evangelium von Jerusalem nach Emmaus gehen, im Zweifel, ob Jesus wirklich auferstanden war. Jesus schließt sich ihnen an. Sie erkennen ihn aber erst, als er das Brot bricht. Danach beginnen sie, die gute Nachricht von der Auferstehung zu verbreiten.
Religiöse Geschichte spielt kaum noch eine Rolle
So weit, so unbekannt für immer mehr Menschen: Eine repräsentative Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag des WDR ergab, dass sich knapp die Hälfte der Befragten beim Stichwort Ostern vor allem auf ein Familienfest freut - mit Eiersuche, Osterhasen und unabhängig vom religiösen Hintergrund. Für ein Viertel ist es sogar nur ein extralanges Wochenende. Nur ein Drittel der Befragten sieht in Ostern in erster Linie ein wichtiges christliches Ereignis.
Befragt wurden dazu 1.334 Personen im Zeitraum 31. März bis 2. April 2025.
Je jünger die Befragten, desto mehr steht der Freizeitaspekt im Vordergrund. Lediglich in der Altersgruppe über 65 spielt die christliche Bedeutung für immerhin 40 Prozent die größte Rolle.
Diese Erkenntnisse passen zu einer weiteren Frage - nämlich die nach der Bedeutung von Religion und Glaube überhaupt. Insgesamt nur ein Drittel der Befragten gab an, dass der Glaube in ihrem Leben eine sehr große oder zumindest große Bedeutung habe. Auch hier überwiegen die über 65-Jährigen. Die größte Gruppe dagegen, 35 Prozent, erklärten, dass Religion "gar keine Bedeutung" für sie habe.
Im Vergleich zur letzten Umfrage dieser Art im Jahr 2017 ist diese Gruppe um acht Prozent gewachsen. Damals hatte Infratest im Auftrag des "ARD-Morgenmagazins" dieselbe Frage gestellt.
Kirchen verlieren rasant Mitglieder
Ganz überraschend ist dieses Ergebnis nicht. Beide Kirchen - die katholische ebenso wie die evangelische - verlieren seit Jahren massiv Mitglieder. Innerhalb eines Jahres traten insgesamt eine Millionen Menschen aus der Kirche aus. Einer der Gründe, warum die Zahl der Gläubigen zunehmend schrumpft, sind die vielen Missbrauchsskandale der Kirchen, die ab Anfang der 2000er-Jahre publik wurden.
Sind Menschen erstmal aus der Kirche ausgetreten - oder gar nicht erst getauft - tritt Religiosität zunehmend in den Hintergrund. "Dass jemand außerhalb eines kirchlichen Kontextes religiös ist, ist derzeit in Deutschland ausgesprochen unwahrscheinlich", schrieb die Oberkirchenrätin Friederike Erichsen-Wendt kürzlich auf einer Internetseite der Evangelischen Kirche Deutschlands. "Stabilisierende Sozialisationsagenten" wie frühkindliche christliche Bildung und überhaupt religiöse Prägung innerhalb der Familien fielen zunehmend aus.
Über Tiktok zum Glauben

Gläubige Christin: Rebecca Weidenbach
Eine, für die Ostern eine wichtigere Rolle spielt als Weihnachten, ist Rebecca Weidenbach. Diese Feiertagen seien für sie vor allem "ein Hoffnungsschimmer: es geht weiter", sagte die Seelsorgerin im Bistum Essen, "es ist nicht einfach ein Cut nach dem Tod". Als studierte Theologin spüre sie an Ostern ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Dass die Gemeinde der Gläubigen schrumpft, sieht auch sie in ihrer Kirchenarbeit. Um vor allem jüngere Menschen zu erreichen, nutze sie vor allem die digitalen Medien, sagt Weidenbach: Auf Social Media - Instagram und Tiktok - komme sie mit vielen ins Gespräch. Ihre Botschaft dort: "Glaube kann Hoffnung schenken." Es sei ein "freiwilliges Angebot", sagt sie, "aber es muss nicht jeden interessieren".
Katholiken locken mit Instagram und Frühschoppen, Protestanten wollen raven
Auch im katholischen Bistum Aachen setzt man Hoffnung in die Sozialen Medien: Ab Gründonnerstag, dem Tag vor Karfreitag, startet auf Instagram unter @bistumaachen eine "Digitalkampagne", mit der die Ostergeschichte in kurzen Filmsequenzen "neu erzählt" werden soll - präsentiert von einem TV-Reporter und einer Moderatorin. Das kündigte das Bistum am Mittwoch an.
In Köln will die katholische Kirche Menschen mit einem "Frühschoppen" an Ostern zum Kölner Dom locken: Von Ostersonntag bis Osterdienstag soll es jeweils nach dem Hauptgottesdienst um 10 Uhr bis 21.30 Uhr Essen und Getränke auf dem Roncalliplatz geben.
In Düsseldorf soll die evangelische Christuskirche mit dem Event "EXULT!" am Samstag ab 22 Uhr zum "Schauplatz für eine völlig neue Art des Feierns" werden: Beginnend mit einem besonderen Gottesdienst, gefolgt von einer Theaterperformance geht es anschließend in einen Rave über. "Das Licht kehrt zurück und die Energie des Lebens findet in pulsierenden Beats Ausdruck", so die Ankündigung der Evangelische Kirche in Düsseldorf.
Quellen:
- Repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des WDR: "Einstellungen zu Glaube und Ostern"
- WDR-Interview mit Seelsorgerin Rebecca Weidenbach
- Aufsatz von Oberkirchenrätin Friederike Erichsen-Wendt auf "evangelisch.de"
- Nachrichtenagentur KNA
- Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
- Katholische Deutsche Bischofskonferenz