
Rheinland-Pfalz FAQ Parkinson: Warum die Krankheit öfter vorkommt und was hilft
Weltweit steigt die Zahl der Parkinson-Fälle. Warum das so ist und was man gegen die neurologische Erkrankung tun kann, beantwortet unser FAQ.
Georg Nehrbaß aus dem Landkreis Alzey-Worms ist 71 Jahre alt. Vor zehn Jahren hat er die Diagnose Parkinson bekommen. Inzwischen hat ihn die Erkrankung so stark eingeschränkt, dass er sich zu einem Eingriff im Gehirn entschloss - einer Tiefenhirnstimulation. Erfolgreich: Das Zittern hat nachgelassen und er kann sogar wieder Pingpong spielen.
Parkinson gehört zu den neurologischen Erkrankungen, die weltweit am schnellsten zunehmen. Allein in Deutschland sind laut Parkinson Stiftung fast 400.000 Menschen ab 40 Jahren betroffen. Studien zufolge könnte sich die Zahl bis 2050 verdoppeln. In Rheinland-Pfalz waren 2023 nach Angaben des Wissenschaftlichen Instituts der AOK 15.600 Menschen an Parkinson erkrankt. Typische Symptome wie unkontrollierbares Zittern, verlangsamte Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen treten meist erst im Alter auf. Doch die Erkrankung beginnt lange vorher.
- Was passiert bei einer Parkinson-Erkrankung?
- Was sind die typischen Symptome?
- Was erhöht das Parkinson-Risiko?
- Wie kann Parkinson vorgebeugt werden?
- Welche Möglichkeiten gibt es nach der Diagnose?
- Wie wird Parkinson behandelt?
- Welche Parkinson-Therapien könnten einmal helfen?
- Welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es?
Was passiert bei einer Parkinson-Erkrankung?
Bei Parkinson sterben im Gehirn Nervenzellen ab, die Dopamin produzieren – ein wichtiger Botenstoff für die Bewegungssteuerung. Dabei ist das Protein Alpha-Synuclein zentral: Fehlgefaltete Formen dieses Proteins verklumpen und lagern sich im Hirn ab. Die genauen Ursachen sind aber noch nicht bekannt.
Was sind typische Symptome für Parkinson?
Neben dem typischen Zittern treten Muskelverspannungen, Gang- und Gleichgewichtsstörungen auf. Ebenso können Betroffene eine starre Mimik haben und leise oder monoton sprechen. Manche Betroffenen leiden unter Schlaf- und Riechstörungen. Depressionen und kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz gehören zum Krankheitsbild.
Was erhöht das Parkinson-Risiko?
Studien legen nahe, dass eine ganze Reihe von Umweltgiften das Risiko für Parkinson erhöht, darunter vor allem Pflanzenschutzmittel. "Viele Pestizide haben gemein, dass sie Entzündungsprozesse im Hirn und oxidativen Stress auslösen", erklärt Eva Schäffer von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Daneben verändern Pestizide aber auch Stoffwechselvorgänge und setzen weitere Mechanismen im Gehirn in Gang, die zur Krankheit beitragen. Im März 2024 wurde "Parkinson durch Pestizide" als Berufskrankheit anerkannt. Aber auch andere Umwelteinflüsse wie das häufig genutzte Lösungsmittel Trichlorethylen und Luftverschmutzung, insbesondere in Form von Feinstaub, können Parkinson auslösen.
Und wie bei fast allen Erkrankungen spielt auch der individuelle Lebensstil eine Rolle. Wer sich wenig bewegt und oft stark verarbeitete Lebensmittel isst, hat ein höheres Risiko.
Wie kann Parkinson vorgebeugt werden?
"Wer moderaten Ausdauersport betreibt, kann das Risiko für Parkinson um bis zu 60 Prozent senken", betont Schäffer. Dabei müsse es keine bestimmte Sportart sein: "Alles, was Herz- und Atemfrequenz steigert, hilft." Bewegung hilft, Entzündungen im Körper zu bekämpfen.
Wichtig ist auch eine gesunde Ernährung: viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sind vorteilhaft, so Schäffer. "Ballast- und Pflanzenstoffe wirken sich positiv auf das Darmmikrobiom aus – und seit einiger Zeit wissen wir, dass es eine Verbindung zwischen Darm und Gehirn, die Darm-Gehirn-Achse, gibt."
Dazu passt, dass viele Parkinson-Patienten und -patientinnen teils schon Jahrzehnte vor ihrer Diagnose unter schwerer Verstopfung leiden.
Welche Möglichkeiten gibt es nach der Diagnose?
Bewegung und Ernährung sind auch nach der Diagnose wichtige Faktoren – sowohl im Frühstadium, bevor die Krankheit richtig ausbricht, als auch bei bereits fortgeschrittener Erkrankung. In beiden Bereichen sei mit den erwähnten Lebensstilfaktoren sehr viel zu erreichen, sagt Neurologin Schäffer. "So kann es beispielsweise gelingen, den Ausbruch der Symptome nach hinten zu verschieben, doch selbst danach kann etwa Sport die Verschlechterung der Beweglichkeit verlangsamen und auch nicht-motorische Symptome wie Verstopfung, Depressionen oder kognitive Probleme lindern."
Wichtig sei aber die Kombination mit einer guten medikamentösen Behandlung: Hier werden in der Regel Arzneien eingesetzt, die den Botenstoff Dopamin ersetzen sollen. "Wir dürfen natürlich nicht zu viel Medikamente geben, aber wir brauchen Dopamin, um uns bewegen zu können", erläutert Schäffer. Werde zu stark an den Medikamenten gespart, seien die Patienten steif und schlecht beweglich.
Wie wird Parkinson behandelt?
Parkinson ist bislang nicht heilbar. Zu Beginn der Erkrankung werden in der Regel Medikamente eingesetzt. Bewegungs- und Ergotherapien sowie eine angepasste Ernährung helfen zudem vielen Betroffenen, ihre Lebensqualität möglichst lange zu erhalten.
In fortgeschrittenen Stadien kann auch die Tiefenhirnstimulation (THS) eine Option sein. Dabei werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, um krankhafte Nervenaktivitäten mit elektrischen Impulsen zu regulieren. Ein neuer Ansatz – das sogenannte Beta-Sensing – macht die THS noch präziser.
Die Unimedizin Mainz arbeitet mit diesen Stimulationssystemen, erklärt Privatdozent Dr. med. Christian Dresel an der Klinik für Neurologie der Unimedizin Mainz: "Es gibt neue Systeme, die nicht nur stimulieren - rund um die Uhr -, sondern die auch die Signale aus dem Gehirn empfangen können. Diese Signale interpretieren können und die Art der Stimulation anpassen." Das heißt, wenn der Patient ruhig auf dem Sofa liegt, ist die Stimulation eine andere, als wenn er aktiv ist und zum Beispiel im Garten arbeitet.
Welche Parkinson-Therapien könnten einmal helfen?
Derzeit wird intensiv an neuen Behandlungsmöglichkeiten geforscht. Ein Ansatz sind Antikörpertherapien, die Alpha-Synuklein gezielt binden und dessen Ablagerung verhindern sollen. Ein weiterer Forschungszweig setzt auf sogenannte Small Molecules, die gezielt in krankheitsrelevante Prozesse eingreifen. Allerdings waren die ersten Ansätze in klinischen Studien noch nicht erfolgreich.
Welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es?
Die Früherkennung von Parkinson ist eine große Herausforderung, da die Krankheit oft erst diagnostiziert wird, wenn bereits viele Nervenzellen zerstört sind. Erste Warnsignale sind Geruchsverlust, Schlafstörungen oder Verstopfung, die schon Jahre vor den typischen Bewegungseinschränkungen auftreten können. Daneben wird intensiv an Biomarkern geforscht, um die Krankheit etwa im Blut, im Liquor - also Nervenwasser - oder gar durch eine Hautbiopsie nachzuweisen.