Die Nordringschule in Landau - hier sollen Schüler geplant haben, Mitschüler zu töten.

Rheinland-Pfalz Landau: Prozess zum geplanten Amoklauf an der Nordringschule hat begonnen

Stand: 04.06.2025 16:34 Uhr

Ein 17-Jähriger soll sich zu einer Attacke auf eine Schule in Landau verabredet haben. Am Mittwoch hat das Sicherungsverfahren begonnen. Es findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ist der junge Mann schuldfähig?

Von SWR

Vor dem Landgericht Frankenthal steht ein ehemaliger Schüler der Nordringschule. Dem Jugendlichen wird vorgeworfen, sich im Dezember 2024 zu einem Amoklauf in seiner ehemaligen Schule in Landau verabredet zu haben.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er schuldunfähig ist. Weil der Beschuldigte minderjährig ist, ist die Öffentlichkeit bei der Verhandlung ausgeschlossen.

Geplanter Amoklauf an Nordringschule: Erste Zeugen gehört

Wie ein Pressesprecher des Gerichts dem SWR mitteilte, hat der Beschuldigte am ersten Prozesstag Angaben zu seiner Person gemacht. Außerdem seien erste Zeugen vernommen und Chat-Verläufe zwischen dem 17-Jährigen und seinen mutmaßlichen Mittätern vorgelesen worden.

SWR-Reporterin Nicoletta Prevete zu den Hintergründen

Was ist ein Sicherungsverfahren?
Voraussetzung für die Eröffnung des Sicherungsverfahrens ist, dass ein normales Strafverfahren nicht durchgeführt werden kann, weil der mutmaßliche Täter schuldunfähig oder auch dauernd verhandlungsunfähig ist. Nach § 20 des Strafgesetzbuches handelt derjenige ohne Schuld, der einer Tat wegen einer "krankhaften seelischen Störung", einer "tiefgreifenden Bewußtseinsstörung", einer "Intelligenzminderung" oder einer "schweren anderen seelischen Störung" nicht in der Lage ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln. In so einem Fall wird gegen den Täter kein Strafverfahren, sondern ein Sicherungsverfahren geführt. An die Stelle einer Anklageschrift tritt der Antrag auf Sicherungsverfahren. Sieht das Gericht am Ende des Verfahrens die Schuld als erwiesen an, kommt der Täter nicht ins Gefängnis, sondern in die Psychiatrie.

Landau: 17-Jähriger soll Amoklauf geplant haben

Der 17-Jährige soll zusammen mit zwei anderen Jugendlichen geplant haben, "mehrere Schüler der Nordringschule in Landau anzugreifen" - so schrieb es die Polizei damals.

Die Staatsanwaltschaft Frankenthal formulierte es im Januar so: "Geplant waren Taten, die rechtlich als Tötungsdelikte eingeordnet werden könnten." Mittlerweile bezeichnet sie das, was der Jugendliche vorgehabt haben soll, als geplanten Amoklauf. Der Vorwurf gegen den 17-Jährigen lautet Verabredung zu einem Verbrechen. Bis Mitte Juli sind weitere Termine vorgesehen.

Wo sind die drei Jugendlichen heute?

Aus Jugenschutzgründen wurden keine Details zu den Plänen des Amoklaufs veröffentlicht. Die Jugendlichen sind noch minderjährig. Der 17-Jährige, der als Hauptverdächtiger gilt und ab Mittwoch vor Gericht steht, ist seit Monaten in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Die Staatsanwaltschaft geht wie gesagt davon aus, dass er schuldundfähig ist. Sie fordert seine weitere Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Er sei gefährlich.

Ein Polizeiauto parkt auf dem Schulhof der Nordringschule in Landau. Jugendliche hatten offenbar einen Angriff auf ihre Mitschüler an einer Schule in Landau geplant. Der erste Unterrichtstag beginnt an der betroffenen Nordringschule deshalb in Anwesenheit von Polizisten und einer Psychologin.

Ein Polizeiauto parkt auf dem Schulhof der Nordringschule in Landau. Jugendliche hatten offenbar einen Angriff auf ihre Mitschüler an einer Schule in Landau geplant. Der erste Unterrichtstag beginnt an der betroffenen Nordringschule deshalb in Anwesenheit von Polizisten und einer Psychologin.

Mädchen in U-Haft

Ein inzwischen 17-jähriges Mädchen sitzt noch in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal hat inzwischen Anklage gegen sie erhoben. Ob die Anklage auch zugelassen wird, darüber muss das Landgericht Landau entscheiden.

Der Jüngste im Bunde, 15 Jahre alt, ist in einer geschlossenen Jugendhilfeeinrichtung untergebracht. Die Ermittlungen dauern laut Staatsanwaltschaft an.

So ging es an der Schule weiter

In den Tagen, nachdem die Pläne bekannt wurden, fand der Unterricht an der Nordringschule in Landau mit Polizisten auf dem Schulhof statt. Nicht weil Gefahr gedroht hätte, wie die Polizei damals betonte, sondern um Präsenz zu zeigen. Auch ein Team von Seelsorgern war vor Ort.

Das Wichtigste sei, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass ihre Schule auch weiterhin ein sicherer Ort ist, sagte Schulrektorin Katharina Wirtz dem SWR in dieser Zeit. Im Februar besuchten Polizei und Vertreter der Stadt die Schule, um auszuloten, welche Möglichkeiten es gibt, Gewalt von vornherein zu verhindern und die Sicherheit zu erhöhen.

Die Nordringschule ist eine Schule mit 200 Schülern und einem Förderschwerpunkt.

Sendung am Mi., 4.6.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

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