Die Auswirkungen der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg sind auch in Rheinland-Pfalz zu spüren.

Rheinland-Pfalz Landwirte und Zoos in RLP fürchten Maul- und Klauenseuche

Stand: 22.01.2025 16:23 Uhr

In Brandenburg ist die Maul- und Klauenseuche in einer Büffelherde ausgebrochen. Die Auswirkungen und Ängste sind auch 700 Kilometer entfernt in Rheinland-Pfalz zu spüren.

Landwirt Stefan Fiedler aus Hallert (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist verunsichert. 400 Tiere stehen in seinem Stall, überwiegend Milchkühe und ihre Kälber, die gemästet werden. "Wir wissen im Moment überhaupt nicht, was auf uns zukommt. Können wir unsere Produkte ganz normal vermarkten?", fragt sich der Landwirt. "Wir arbeiten ja mit einem leicht verderblichen Lebensmittel, mit Fleisch und Milch, das ist nicht unbegrenzt haltbar."

Auch Betriebe in Rheinland-Pfalz spüren Auswirkungen der Seuche

Teilweise Exportstopp für Milch aus Deutschland

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) Anfang Januar bei einer Wasserbüffelherde in Brandenburg haben viele Länder außerhalb der EU die Einfuhr von Fleisch aus Deutschland gestoppt. Betroffen davon sind auch Milch und Milcherzeugnisse.

Wenn dieses Problem nicht schnell gelöst wird, können wir die Milch der Landwirte innerhalb weniger Tage nicht mehr verarbeiten. Peter Manderfeld, Vorstandvorsitzender der Hochwald Milch eG

Landwirt Stefan Fiedler liefert seine Milch an die Hochwald Molkerei nach Thalfang. Auf der Grünen Woche in Berlin warnte Hochwald-Vorstandsvorsitzender Peter Manderfeld vor einem "Kollaps des Milchmarktes", wie die Fachzeitschrift Agrarheute berichtet.

Ist wegen der Maul- und Klauenseuche verunsichert: Landwirt Stefan Fiedler aus Hallert in der Eifel.

Ist wegen der Maul- und Klauenseuche verunsichert: Landwirt Stefan Fiedler aus Hallert in der Eifel.

Wegen der Exportbeschränkungen für Milchprodukte könnte der Milchmarkt innerhalb weniger Tage zusammenbrechen. "Wenn dieses Problem nicht schnell gelöst wird, können wir die Milch der Landwirte innerhalb weniger Tage nicht mehr verarbeiten", warnte Manderfeld. Die Folge: Der Milchpreis werde einbrechen. Laut Manderfeld werden normalerweise rund 40 Prozent der deutschen Milcherzeugung exportiert, davon etwa die Hälfte in Drittstaaten - also außerhalb der EU.

Programmtipp: "Zur Sache Rheinland-Pfalz"
Mehr zum Thema sehen Sie am Donnerstag in Zur Sache Rheinland-Pfalz in der ARD Mediathek und im SWR.

Auch der Schlachthof Simon in Wittlich spürt die Folgen der Maul- und Klauenseuche deutlich. "Hunderte Tonnen Fleisch stehen fertig etikettiert auf dem Hof und sind bereit für den Transport", sagt Geschäftsführer Bernhard Simon. Doch seit dem Ausbruch der Seuche ist fast der gesamte Export in Länder außerhalb der EU für den Fleisch-Großproduzent zum Erliegen gekommen. Es bleibe ihm nichts anderes übrig, als die Fleisch-Nebenprodukte wie Schweinfüße oder Knochen zu vernichten - denn in der EU gebe es dafür keinen Markt mehr, so der Geschäftsführer.

Bernhard Simon schätzt, dass der deutschen Landwirtschaft durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ein Schaden im Milliardenbereich entstehen könnte.

Bernhard Simon schätzt, dass der deutschen Landwirtschaft durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ein Schaden im Milliardenbereich entstehen könnte.

Schweinepreis im Schlachthof Wittlich gesunken

Eine Entwicklung, die auch die Landwirte finanziell zu spüren bekommen: Simon-Fleisch zahlt nach eigenen Angaben derzeit deutlich weniger Geld an Landwirte aus, die ihre Schweine in den Schlachthof liefern. Momentan erhalten Landwirte etwa 170 Euro pro Schwein - vor einer Woche waren es noch 180 Euro.

Der Preis könnte demnächst um weitere 10 bis 20 Euro fallen, so der Geschäftsführer. Simon-Fleisch will in den nächsten Tagen deutlich weniger Schweine schlachten. Normalerweise werden in Wittlich etwa 22.500 Schweine pro Woche geschlachtet.

Bio-Bauernhöfe lassen keine Besucher mehr in den Stall

Auch Biohöfe wie die Vulkanhof Ziegenkäserei in Gillenfeld (Vulkaneifel) oder der Demeterhof Breit in Wittlich spüren die Folgen der Maul- und Klauenseuche im weit entfernten Brandenburg. Zwar verkaufen sie ihre Produkte nicht in ferne Länder, sondern bieten sie vor Ort in Hofläden an. Allerdings achten die Höfe derzeit verstärkt darauf, dass die Hygieneregeln eingehalten werden. Das bedeutet: Es werden weniger Besucher auf den Hof gelassen und die Ställe bleiben geschlossen. So wollen die Landwirte verhindern, dass sich das Virus auf dem Hof einschleicht.

Im Zoo Landau leben besonders seltene Tiere wie der philippinische Prinz-Alfred-Hirsch.

Im Zoo Landau leben besonders seltene Tiere wie der philippinische Prinz-Alfred-Hirsch.

Fütterverbot im Landauer Zoo

Dieser Gefahr ist man sich auch im Landauer Zoo bewusst. Es herrscht Fütterverbot. Im Landauer Zoo leben besonders seltene philippinische Prinz-Alfred-Hirsche und Visayas-Mähnenschweine. Wenn sich diese oder andere Tiere mit der Maul- und Klauenseuche infizieren würden und getötet werden müssten, wäre es eine Katastrophe. "Es handelt sich um eine hochbedrohte Tierart. Es gibt nur um die 100 Tiere in den europäischen Zoos. Diese Tiere sind praktisch unwiederbringlich", sagt Zoo-Direktor Jens-Ove Heckel.

Maul- und Klauenseuche: Ist sie für den Menschen gefährlich?
Für Menschen ist das MKS-Virus nicht gefährlich. Wer Lebensmittel von an Maul- und Klauenseuche erkrankten Tieren verzehrt, muss keine Erkrankung befürchten. Darauf weist das Bundesinstitut für Risikobewertung hin. Infektionen des Menschen mit dem MKS-Virus seien grundsätzlich selten - und Folge eines unmittelbaren intensiven Kontakts mit erkrankten Tieren. Es sei nicht bekannt, dass eine Infektion und eine Erkrankung nach dem Verzehr von Lebensmitteln möglich sei. Auch die Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch sei nicht bekannt.

Das Virus der Maul- und Klauenseuche ist hochansteckend - alle Tierpfleger im Landauer Zoo müssen - bevor sie ins Gehege gehen - die Schuhe wechseln und durch Desinfektionsschleusen. Auch bei Stroh, Heu und Tierfutter passt der Zoo auf, kauft wenn möglich regional bei Erzeugern ein.

Im Wildpark Kaiserslautern gibt es spezielle Zäune, um die Wildschweine dort abzuschirmen. Außerdem dürfen die Wildschweine nicht mehr gefüttert werden. Auch andere Zoos und Wildparks, wie in Neuwied und Rheinböllen, beschäftigt der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche. Von Panik könne allerdings keine Rede sein. Man sei in engem Austausch mit den Kreisveterinärämtern.

Ärger über Seuchenausbruch bei Wasserbüffeln

Landwirt Stefan Fiedler aus der Eifel hat die Gesundheit seiner Tiere permanent im Blick - dank modernster Technik kann er Krankheiten frühzeitig erkennen. Dass die Maul- und Klauenseuche ausgerechnet in einem Betrieb mit Wasserbüffeln ausgebrochen ist, ärgert Fiedler.

Jeder, der etwas Geld zu viel hat, stellt sich Lamas, Alpakas oder Hängebauchschweine in den Garten. Stefan Fiedler, Landwirt aus Hallert (Eifelkreis Bitburg-Prüm)

Für ihn ist das eine "Hobbyhaltung" und nicht vergleichbar mit einem landwirtschaftlichen Betrieb. "Wir erleben das seit Jahren: Jeder, der etwas Geld zu viel hat, stellt sich Lamas, Alpakas oder Hängebauchschweine in den Garten."

Wasserbüffel werden oft zur Landschaftspflege eingesetzt. Durch ihr Grasen und Suhlen verhindern sie beispielsweise, dass Feuchtgebiete zuwachsen und verlanden.

Wasserbüffel werden oft zur Landschaftspflege eingesetzt. Durch ihr Grasen und Suhlen verhindern sie beispielsweise, dass Feuchtgebiete zuwachsen und verlanden.

Oftmals seien diese Tiere nicht registriert und die Halter hätten keine landwirtschaftliche Ausbildung, so Fiedler. "Wir müssen jeden Arbeitsschritt rechtfertigen und unsere Tiere sind gekennzeichnet." Seine Forderung: "Diese Hobbytierhaltung muss zurückgefahren werden."

Sendung am Mi., 22.1.2025 5:00 Uhr, Guten Morgen RLP, SWR1 Rheinland-Pfalz

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