Wasserproben aus dem Rhein werden mithilfe von winzigen Krebsen in der Rheingütestation in Worms untersucht

Rheinland-Pfalz Mini-Helfer aus Worms: So spüren winzige Krebse Gift im Rhein auf

Stand: 28.05.2025 10:47 Uhr

Die Wormser Rheingütestation entstand als Folge der Katastrophe im Schweizer Chemiewerk Sandoz im Jahr 1986. Damals gelangten mit dem Löschwasser Pestizide und andere Chemikalien in den Rhein.

Von Jürgen Wolff

Nach dem Chemieunfall in der Schweiz vor knapp 40 Jahren glich der Rhein einem großen Giftfass. Unzählige Fische starben, das Wasser war dunkelrot gefärbt.

Weil auch damals nicht schnell genug klar war, was eigentlich mit dem Fluss passierte, beschloss die Politik gemeinsam mit Wissenschaftlern den Bau der Rheingütestation in Worms, die heute ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Sie wird bis heute immer wieder renoviert und modernisiert und das soll auch in Zukunft so weitergehen, sagt Stationsleiter Andreas Schiwy.

Ein Wasserfloh in der Großaufnahme. Solche Mini-Krebse werden in der Rheingütestation in Worms eingesetzt, um die Wasserqualität des Rheins zu untersuchen

Ein Wasserfloh in der Großaufnahme. Solche Mini-Krebse werden in der Rheingütestation in Worms eingesetzt, um die Wasserqualität des Rheins zu untersuchen.

Winzige Krebse überprüfen Wasserqualität im Rhein

Eines hat sich dort allerdings nie geändert: In der Station werden winzige Krebse gezüchtet, die dann für jeweils sieben Tage dem durchfließenden Rheinwasser ausgesetzt werden. Ein Computer überwacht ihr Verhalten, eine kleine Ampel weist auf ihren Zustand hin.

Benehmen sie sich normal? Dann ist alles in Ordnung. Aber sobald sie das nicht tun, etwa andere Bewegungsmuster an den Tag legen oder gar sterben, schlägt der Computer Alarm. Und dann - auch nachts oder am Wochenende, kommen Wissenschaftler in die Station und beginnen mit der Ursachenforschung.

Ein Computer, in dem winzige Flusskrebse auf einem Bildschirm zu sehen sind.

Dieser Rechner wertet das Verhalten der Minikrebse aus. Auf dem Bildschirm links oben kann man sie beobachten.

Neue Stoffe gelangen in den Rhein

Schwere Katastrophen wie bei Sandoz 1986 gab es seither keine mehr. Allerdings sind die Anforderungen heute andere. Die Chemieindustrie nutzt immer neue Stoffe, etwa für Pharmaprodukte oder Kosmetik.

Diese Stoffe sind oft nicht ausreichend erforscht und werden dennoch zugelassen, so der Leiter der Rheingütestation, Schiwy. Diese Stoffe könnten massive Auswirkungen auf das Leben im Fluss, wie etwa die Fische, haben. Und dabei gehe es nicht darum, dass die Fische gleich sterben.

Es kann sein, dass diese Stoffe vielleicht auch Einflüsse auf den Hormonhaushalt (der Fische) haben, ihre Reproduktion beeinträchtigen oder andere Effekte haben. Andreas Schiwy, Leiter Rheingütestation Worms

Auch Klimawandel sorgt für Probleme im Rhein

Auch der Klimawandel macht dem Rhein zu schaffen. Wenn er zu wenig Wasser führt, ist die Menge der Schadstoffe prozentual höher als bei normalen Pegelständen. Bei Starkregen kann es passieren, dass die Rückhaltebecken von Kläranlagen überlaufen und das mit Fäkalien und vielem anderen belastete Wasser ungeklärt in den Fluss fließt.

Ähnliches gilt für die Landwirtschaft. Würden vor einem Starkregen Pestizide eingesetzt, gelangten diese in zahlreiche Flüsse und landeten schließlich im Rhein, so Schiwy.

Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg arbeiten zusammen

Das Besondere an der Rheingütestation in Worms: Es handelt sich dabei um eine Drei-Länder-Anstalt. Die Station verfügt über vier Leitungen, durch die rund um die Uhr Rheinwasser durch die Kontrollgeräte gepumpt wird.

Zwei der Leitungen liegen in der Flussmitte, die anderen jeweils entlang des hessischen und des rheinland-pfälzischen Flussufers. Ein Erfolgsmodell, da sind sich die Macher einig. Und das bereits seit 30 Jahren.

Sendung am Mi., 28.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz