Rheinland-Pfalz Pfalzwerke entfernen Storchennest im Kreis Kusel - trotz Ei?

Stand: 10.04.2025 11:47 Uhr

In Theisbergstegen im Kreis Kusel haben die Pfalzwerke ein Storchennest von einem Strommast heruntergeholt. Tierschützer sind außer sich: Sie sagen, in dem Nest lag ein Ei.

Christine Fauß vom Tierschutzverein Kusel versteht die Welt nicht mehr: Am Dienstag hätten die Pfalzwerke das Nest vom Strommast geholt, obwohl die Tierschützer vorher mit einer Drohnenkamera das Ei im Nest fotografiert hatten. Fauß befürchtet das Schlimmste: "Die Storchen-Henne produziert weiter Eier, aber sie kann sie jetzt nicht ablegen. Das kann zum Tod der Henne führen."

Hans Drumm von den Storchenfreunden Glantal hat die Drohnenfotos des Nestes gemacht - und sie nach eigenen Angaben an die Pfalzwerke geschickt. Dass diese dann trotzdem das Nest weggeräumt haben, hat auch ihn überrascht - und wütend gemacht.

Nest eines Storches mit einem Ei darin - Pfalzwerke haben Storchennest entfernt

Diese Aufnahme der Storchenfreunde Glantal, die mit einer Drohne gemacht wurde, zeigt das Ei im Nest der Störche.

Kein Ersatzmast für Störche in Theisbergstegen

Nach seinen Angaben kommt der Storch seit zehn Jahren zu diesem Nest in Theisbergstegen. Das Problem: Es wurde auf einem Strommast aus Holz gebaut. Die Pfalzwerke wollen alle diese Nester abbauen, weil die Masten möglicherweise unter dem Gewicht einknicken könnten.

"Hier in Theisbergstegen wurde aber nie ein Ersatzmast aufgestellt", sagt Hans Drumm. Also kam der Storch immer wieder. Allein in diesem Jahr sei das Nest achtmal herunter genommen worden - und achtmal habe der Storch neu gebaut. Auch als die Pfalzwerke auf dem Mast zum Beispiel Regenschirme aufspannten, ließ sich das Tier nicht beirren.

Pfalzwerke: Storchennest ist an "gefährlicher Stelle"

Die Pfalzwerke stellen die Sachlage etwas anders dar: Das Nest musste weg, weil direkt darunter eine Straße und ein Bürgersteig verlaufen, der auch zu einer Schule und einem Kindergarten führt. Zum Beispiel könnten Kinder Teilen, die aus dem Nest fallen, ausweichen - und auf die Straße laufen.

Aus diesem Grund sollte das Nest auch schon im Januar entfernt werden, aber an dieser Stelle "beharrte das Vogelpaar auf seinem Nistplatz", heißt es in einer Mitteilung der Pfalzwerke. Weil es dort verkehrstechnisch auch gefährlich sei, könne auch kein Ersatzmast aufgestellt werden.

Die Mail der Storchenfreunde mit dem Foto eines Eis im Storchennest erreichte die Pfalzwerke nach deren Angaben erst, als der Auftrag, das Nest abzubauen, schon erteilt war. Die Mitarbeiter hätten im Nest kein Ei vorgefunden - sonst "wäre die Arbeit abgebrochen worden". Allerdings haben die Mitarbeiter auf dem Boden rund um das Nest Reste eines Eis gefunden.

Storch scheint weiter in Theisbergstegen bleiben zu wollen

Immerhin: Trotz der Aktion vom Dienstag scheint der Storch in Theisbergstegen weiterhin Lust am Nestbau zu haben. Nach Angaben von Hans Drumm sucht er schon wieder nach Möglichkeiten, ein neues Nest zu bauen. Die Wut der Tierschützer ist nicht so schnell verraucht - sie denken sogar über eine Anzeige gegen die Pfalzwerke wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz nach.