Rheinland-Pfalz Tierarztkosten - wenn die Hunde-OP Gehalt oder Rente auffrisst
Wer einen Hund oder eine Katze als Haustier hält, kennt das Problem: Die Kosten für den Tierarzt sind deutlich gestiegen. Für Menschen mit geringem Einkommen kann das kritisch werden.
Martina Friehe aus dem rheinhessischen Gau-Odernheim krault ihre weiße Hündin "Sunny". Der Maremmano-Mischling (italienischer Abruzzen-Schäferhund) ist mit elf Jahren schon recht betagt und hat kürzlich eine Zahn-OP benötigt. Kosten: etwa 1.200 Euro. Diese Summe entspricht fast genau der monatlichen Rente seines Frauchens, einer ehemaligen Krankenpflegerin.
Immerhin hat die Tierversicherung 80 Prozent der OP-Kosten übernommen, aber: "Nach der OP bin ich erstmal aus der Versicherung geflogen", erzählt Friehe. Für den neuen Vertrag, der nur Operationen abdeckt, zahlt sie nun 600 Euro im Jahr, statt bisher 300. "Eine komplette Krankenversicherung für den Hund kann ich mir nicht leisten, aber eine OP-Versicherung braucht man bei älteren Hunden unbedingt", sagt die 64-jährige Rentnerin.
Seit 2022 gilt eine neue Gebührenverordnung für Tierärztinnen und -ärzte
Denn zu den außerordentlichen Operationskosten kommen noch mindestens 300 Euro im Jahr für "normale" Tierarztbesuche mit Tollwutimpfung, Wurmkur oder anderen Wehwehchen hinzu. Und wer einen größeren Hund hat, legt noch mal mindestens 100 Euro im Monat für Futter hin.
Mit der zum 1. November 2022 in Kraft getretenen neuen Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte sind die Kosten laut Bundestierärztekammer für die Tierhalter durchschnittlich um ein Drittel gestiegen. Muss das Tier aber dringend nachts oder am Wochenende behandelt werden, wird das zwei- bis dreifache des Honorars fällig. Für Menschen mit geringem Einkommen ist das eine deutliche Mehrbelastung. Auf der anderen Seite waren die Gebühren vorher seit 23 Jahren nicht angepasst worden.
"In anderen Branchen hat man es besser geschafft, die Preise schrittweise an die gestiegenen Produktions- und Personalkosten sowie an die Inflation anzupassen", kritisiert der Mayener Tierarzt und Präsident der Landestierärztekammer, Rainer Schneichel. So bringe allein ein 24-Stunden-Notdienst an sieben Tagen erhebliche Personalkosten mit sich.
Haustiere werden teilweise zum Luxusgut
Menschen ohne Job sollten sich deshalb am besten keine Hunde zulegen, raten Tierschützer. Ein häufig genannter Tipp für Tierhalter ist, monatlich einen Betrag von ca. 50 Euro beiseite zu legen, um für unvorhergesehene Praxisbesuche gewappnet zu sein. Auch Krankenversicherungen für Haustiere seien empfehlenswert, sagt Tierarzt Schneichel. "Zu beachten sind allerdings die Fristen, bis der Versicherungsschutz eintritt. Also hier gilt: frühzeitig eine Versicherung abschließen und nicht erst warten, bis das Tier ein Problem hat."
Während Tierheime berichten, dass immer wieder kranke und verletzte Tiere abgegeben würden, mit dem Argument, man könne die Tierarztkosten nicht bezahlen, verzeichnet Tiermediziner Schneichel in seiner Praxis keinen Rückgang an tierischen Patienten. Um Erkrankungen vorzubeugen, seien artgerechte Haltung, Pflege und Fütterung besonders wichtig. Gerade beim Futter würden viele Fehler gemacht, so Schneichel.
Die Vorsitzende des Tierschutzbundes Rheinland-Pfalz, Anna-Lena Busch, appelliert an Menschen, die ein Tier vom Züchter erwerben oder ein Heimtier adoptieren möchten, sich unbedingt im Vorfeld über die Kosten und Erwartungen zu informieren. "Hierzu zählen neben den Unterhaltungs- und Tierarztkosten auch rassetypische Anforderungen, wie besondere Fellpflege, Gruppenhaltung oder Beschäftigungsmöglichkeiten", erläutert Busch.
Wer diese Voraussetzungen nicht erfülle, könne sich gerne ehrenamtlich in einem Tierheim engagieren, rät Busch. "Da können Hunde ausgeführt und Katzen bekuschelt werden und kein Heimtier wird unüberlegt adoptiert."
Rentnerin Martina Friehe, die sich in einer privaten Tierschutzgruppe engagiert, würde wieder einen Hund adoptieren, sollte ihre "Sunny" einmal sterben. Ihre Liebe zu Hunden sei einfach zu groß und ihr jeden Euro der Unterhaltskosten wert.