Der Fundort der verbrannten Frauenleiche war unter einer Brücke in Münster-Sarmsheim

Rheinland-Pfalz Verbrannte Frauenleiche bei Münster-Sarmsheim - Urteil in den Niederlanden

Stand: 17.01.2025 17:28 Uhr

Mitte Juni 2022 war unter einer Autobahnbrücke der A61 eine brennende Frauenleiche gefunden worden. Jetzt hat ein Gericht in den Niederlanden den Ehemann der Frau wegen Totschlags verurteilt.

14 Jahre muss der Mann ins Gefängnis. Die Richter sehen es als erwiesen an, dass der Mann seine Frau getötet und ihre Leiche dann angezündet hat, um die Todesursache zu verschleiern.

Brennende Leiche unter Autobahnbrücke A61

Der Fall hatte im Jahr 2022 für großes Aufsehen in Rheinhessen gesorgt. Ein Autofahrer hatte im Juni mitten in der Nacht unter einer Autobahnbrücke der A61 bei Münster-Sarmsheim (Kreis Mainz-Bingen) einen brennenden menschlichen Körper entdeckt.

Da die Leiche bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war, konnten die Gerichtsmediziner nur feststellen, dass es sich um eine Frau handelte. Außerdem ergab die Obduktion, dass sie bereits tot war, als sie angezündet wurde.

Gesichtsrekonstruktion der Toten für internationale Fahndung

Wochenlang ermittelte die Mainzer Polizei, konnte aber die Identität der toten Frau nicht klären. Deshalb ließen die Fahnder eine aufwändige Gesichtsrekonstruktion herstellen. Mit diesem Bild wurde dann weltweit gefahndet.

Fingerabdrücke führen zu vermisster Frau in Niederlanden

Im Oktober 2022 kam dann der Durchbruch. Die Gerichtsmediziner konnten drei Fingerabdrücke der Toten rekonstruieren. Sie gehörten zu einer vermissten Frau in den Niederlanden. Damit hatten die Ermittler die Spur zu ihrem Ehemann.

Er hatte seine Ehefrau im Juni 2022 in den Niederlanden als vermisst gemeldet. Angeblich sei sie mit einem anderen Mann durchgebrannt und habe ihre Kleidung, Goldschmuck und ihre Ausweisdokumente mitgenommen.

Kinder glaubten vier Monate, dass Mutter noch lebt

Laut den niederländischen Behörden erstattete er sogar noch im August eine Anzeige gegen sie, weil sie ihm 28.300 Euro gestohlen habe.

Seinen zwei kleinen Kindern und der Familie der Frau täuschte er vier Monate lang vor, dass sie noch lebt. Vor Gericht gab er zu, dass er die Telefongespräche seiner Frau überwacht und aufgezeichnet hatte. Mit Hilfe dieser Aufnahmen verschickte er Sprachnachrichten an die Familienmitglieder.

Leiche in Teppich gewickelt

Im Oktober 2022 wurde der 45-Jährige dann in den Niederlanden festgenommen. Gegenüber der Polizei gab er zu, dass er mit seiner Frau gestritten hatte. Sie habe ihm gesagt, dass sie ihn verlassen wolle. Daraufhin habe er sie geschlagen. Plötzlich habe sich seine Ehefrau nicht mehr gerührt.

Laut Gericht legte er die Leiche der Frau hinter der Couch im Wohnzimmer ab.

Als sie nach zwei Tagen zu riechen anfing, musste ich handeln. Ehemann des Opfers

Nach zwei Tagen habe sie angefangen zu riechen. Deshalb habe er den Entschluss gefasst, etwas tun zu müssen. Laut seiner Aussage wickelte er die Leiche seiner Frau in einen Teppich und setzte sie auf den Rücksitz seines Wagens.

Mit der Leiche im Wagen fuhr er Richtung Deutschland. Gegen 1 Uhr nachts sei er dann zu einem Parkplatz gekommen. Er habe die Tür seines Autos geöffnet. Die Leiche sei erst auf die Straße, dann den Abhang hinuntergerollt. Unten habe er sie mit Benzin übergossen und angezündet.

Tötung der Frau war Femizid

Für die niederländische Staatsanwaltschaft war die Tat ein Femizid. Vor Gericht sagte der Bruder des Opfers, dass seine Schwester nicht die Wohnung verlassen durfte. Der Mann habe mehrmals gesagt, dass seine Ehefrau sein Eigentum sei. Seine Schwester wollte sich scheiden lassen, so der Bruder. Das habe sie sich aber nicht getraut, weil ihr Ehemann gedroht habe, sie zu töten.

Was ist ein Femizid?
Als Femizid bezeichnet man die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Woher stammt der Begriff? Der Begriff geht auf die Soziologin und Feministin Diane E. H. Russell zurück. Er soll verdeutlichen, dass es sich dabei um Hassverbrechen handelt. Diese geschehen laut Russell entweder aus Frauenhass, oder weil Frauen aus traditionellen Rollenvorstellungen ausbrechen. 2011 hat der Europarat die Istanbul-Konvention beschlossen - ein internationales Abkommen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Seit 2018 ist sie auch in Deutschland verbindlich. Quelle: Bundesinnenministerium

Sendung am Fr., 17.1.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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