Herdenschutzhunde

Rheinland-Pfalz Verein rettet Herdenschutzhunde und bekommt Preis vom Land RLP

Stand: 05.06.2025 14:15 Uhr

Egal ob alt, krank oder verhaltensauffällig - der Verein "Hilfe für Herdenschutzhunde e.V." kümmert sich um jeden Hund. Das Land hat seine Arbeit am Donnerstag mit dem Tierschutzpreis geehrt.

Von Tjada Huchtkötter

Neugierig traben die beiden Herdenschutzhunde Muna und Kaamyaar aus ihrem Zwinger in den Freilauf. Sofort suchen die hellbraunen Riesen den Kontakt zu Mirjam Cordt, stoßen sie mit ihren großen dunklen Schnauzen am Bein und wollen gekrault werden.

Die beiden Herdenschutzhunde - kurz HSH - seien zwar kräftig, aber sanft, sagt die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins "Hilfe für Herdenschutzhunde e.V." aus Erbes-Büdesheim in Rheinhessen. Sie ist auch gelernte Hundetrainerin.

Herdenschutzhund Muna wird von Frau gekrault. Diese Hunde haben es in der Vermittlung oft schwerer.

Hündin Muna ist etwa fünf Jahre alt, sehr menschenbezogen und sucht eine Familie fürs Leben.

Neben der reinen Tierschutzarbeit und dem Vermitteln der Hunde besteht ein großer Teil der Arbeit des Vereins darin, Vorurteile gegenüber Herdenschutzhunden abzubauen.

Dieser ganzheitliche Einsatz des Vereins aus dem Kreis Alzey-Worms wird mit dem Tierschutzpreis des Landes Rheinland-Pfalz geehrt. Der Preis selbst ist mit 3.000 Euro dotiert.

Herdenschutzhunde müssen wieder Vertrauen aufbauen

Etwa 30 ganz unterschiedliche Hunde aus dem Tierschutz haben auf dem Hof von Mirjam Cordt ein zeitweiliges Zuhause gefunden. Sie kommen aus dem Ausland, aus überfüllten Tierheimen oder wurden beschlagnahmt. Viele Hunde seien misshandelt worden und seien deshalb auffällig, erzählt Mirjam Cordt.

In Erbes-Büdesheim bekommen sie eine neue Chance, werden wieder sozialisiert und lernen, dass der Mensch auch Sicherheit und Ruhe bedeuten kann.

Das Wichtigste ist, dass sie merken, dass Menschen vertrauenswürdig sind. Mirjam Cordt, Tierschützerin und Hunde-Trainerin

Verein will Vorurteile gegenüber Herdenschutzhunden abbauen

Neben der Arbeit mit den Herdenschutzhunden wird im Verein auch viel Wert darauf gelegt, dass Menschen diese Rassen besser verstehen. "Herdenschutzhunde und ihr selbstständiges Wesen werden oft total verkannt", sagt Mirjam Cordt.

Herdenschutzhunde

Mirjam Cordt ist unter anderem Hundetrainerin und schreibt darüber auch Bücher. Ihr Herz schlägt auch für Herdenschutzhunde.

Noch viel zu oft würde man diesen Hunden Sturheit zuschreiben und dass sie nur für das gemacht sind, was in ihrem Namen steckt: eine Herde zu hüten. "Das Gegenteil ist aber der Fall. Herdenschutzhunde sind enorm sensibel", sagt Mirjam Cordt.

Die Abkürzung HSH kann demnach auch gut für "hoch sensible Hunde" stehen. Mirjam Cordt, Hilfe für Herdenschutzhunde e.V.

"Herdenschutzhunde wollen gar nicht zwangsläufig eine Herde schützen", sagt sie weiter. Mit ihrem sensiblen Gemüt wollen die großen Hunde im Grunde nur in einem sicheren gemeinschaftlichen Verbund leben und teil einer Familie sein. "Herdenschutzhunde finden ihr Glück bei der Familie - und nicht bei der Herde."

Preisgeld vom Land wurde direkt in Tierarztkosten gesteckt

In dem Tierschutz-Verein arbeiten aktuell drei festangestellte und zwei ehrenamtliche Mitarbeitende. Sie kümmern sind unter anderem darum, die Hunde zu vermitteln, dazu veröffentlichen sie unter anderem Bilder auf der Homepage und antworten auf Anfragen.

Außerdem haben Mitarbeitenden die Kosten des Vereins im Blick - und hier kommen die 3.000 Euro Preisgeld vom Land Rheinland-Pfalz gerade recht: Die sind vom Verein schon direkt für den nächsten Tierarzttermin verplant worden. Hündin Yasha muss nämlich am Auge operiert werden.

3.000 Euro Preisgeld für Augen-Op von Hündin Yasha

"Allein die Tierarztkosten, die im Verein anfallen, belaufen sich auf rund 80.000 Euro", so Mirjam Cordt. Der Verein lebe ausschließlich von Spenden, bräuchte im Schnitt 15.000 Euro im Monat, um gut über die Runden zu kommen.

"Wir freuen uns natürlich riesig über den Preis - sowohl über das Geld als auch darüber, dass unsere Arbeit wertgeschätzt und gesehen wird", sagt Mirjam Cordt. Für den Verein sei jede Spende wertvoll - egal ob Hunderte, Tausende oder auch nur ein Euro.

Verein darf Flächen in Erbes-Büdesheim kostenlos nutzen

Da der Verein kein eigenes Tierheim hat, dürfen die Tiere auf dem Gelände von Mirjam Cordt unterkommen. Das Areal gehört eigentlich zu ihrem Unternehmen "DOG-InForm".

Links im Bild sind Gitter von den Zwingern der Hunde zu sehen. Daneben ist ein größerer Hof, auf dem die Hunde Auslauf bekommen.

Eine von mehreren Auslaufflächen für die Hunde. Etwa 30 Hunde leben aktuell auf den Gelände der Organisation.

Dort bildet sie Hundehalter und -trainer aus, bietet Verhaltensberatung an und führt auch ein Hundehotel. Und diese Hunde-Pension könne vom Tierschutzverein kostenfrei genutzt werden, erzählt Cordt: "Das sind quasi unsere nicht zahlenden Gäste."

Und all die sanften Riesen hoffen hier natürlich jeden Tag darauf, schnell eine Familie fürs Leben zu finden - mithilfe des Teams vom Verein "Hilfe für Herdenschutzhunde".

Weitere Preise an Tierretter aus Kaiserslautern und Bernkastel-Wittlich

Der Tierschutzvereins "Hilfe für Herdenschutzhunde e.V." aus Erbes-Büdesheim ist nicht der einzige Verein, der ausgezeichnet wird. Den zweiten Preis bekommen ehrenamtliche Tierretterinnen und -retter aus Kindsbach bei Kaiserslautern. Die sind jeden Tag 24 Stunden lang im Einsatz und retten unter anderem Eichhörnchen, Schildkröten und Hunde. Dafür gibt’s vom Land 2.000 Euro. Nochmal 1.000 Euro gehen nach Altrich im Kreis Bernkastel-Wittlich an eine Tierschützerin. Sie bringt Kindern den artgerechten Umgang mit Tieren näher.

Sendung am Do., 5.6.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz