Auf einem trockenem Boden ziehen sich Risse. In Rheinland-Pfalz hat es seit Wochen nicht geregnet.

Rheinland-Pfalz Wie sich der Dürre-Frühling in RLP auswirkt - auf Trinkwasser, Ernte, Wald

Stand: 09.04.2025 15:53 Uhr

Der Regenschirm hat ausgedient, die Sonnenbrille ist im Dauereinsatz. Doch das schöne Wetter hat eine Kehrseite: Es ist viel zu trocken für die Jahreszeit. Wie wirkt sich das aus?

Ist das schon richtige Dürre oder noch "normal"?
Wirkt sich die Trockenheit jetzt schon auf die Ernte aus?
Wird das Trinkwasser knapp?
Welche Auswirkungen haben die niedrigen Pegelstände?
Wie stark leiden Bäume und Wälder?
Welche Auswirkungen spürt die Tierwelt?

Über Mitteleuropa liegt eine sehr stabile Hochdrucklage: wenig Wolken, klares, sonniges und entsprechend trockenes Wetter. Tiefdruckgebiete, die eigentlich den Regen bringen, prallen förmlich daran ab. Geht einem Hoch die Luft aus, wird es direkt durchs nächste ersetzt. Dazu kommt: Im vergangenen Winter hat es wenig geschneit, auch in den Alpen.

Eigentlich sei jetzt die Zeit, wo der Schnee in den Alpen schmilzt und in Seen, Flüsse und Bäche fließt, erklärt Andreas Marx vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung. Aber: Diesen Schnee gab es nicht und durch die warmen Temperaturen ist jetzt auch schon einiges verdunstet.

Abgestorbene Fichten in einem Bergwald. Sie sind wenig dürreresistent.

Abgestorbene Fichten in einem Bergwald. Sie sind wenig dürreresistent.

Ist das schon richtige Dürre oder noch "normal"?

Fürs Gemüt ist das sonnige Wetter top und für den Geldbeutel von Solaranlagenbesitzern auch. Doch "normal" ist die Wetterlage nicht. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) war der März 2025 der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Es war zudem der wärmste März in Europa - das hat der EU-Wetterdienst Copernicus berechnet. Auch im Februar hat es wenig geregnet.

"Eine wirkliche Dürre ist es aber noch nicht", sagt Susanne Henn aus der SWR-Redaktion "Umwelt und Klima". Die Böden seien noch nicht völlig ausgetrocknet. "In den tieferen Schichten ist noch Feuchte da, da muss man jetzt die nächsten Wochen und Monate abwarten, ob endlich Regen kommt."

Ähnlich dürre Frühjahre gab es zudem schon, so Klimaforscher Andreas Marx. Auch in den Jahren 2014 und 2021 sei der April sehr trocken gewesen. Im Sommer habe es dann wieder in einem normalen Verhältnis geregnet – und Landwirte hätten noch einen überraschend hohen Ertrag erzielt.  

Trockenheit macht Landwirten zu schaffen

Wirkt sich die Trockenheit jetzt schon auf die Ernte aus?

Entschieden ist also noch nichts. Aber: "Wir schauen mit gewisser Sorge auf die aktuelle Wettersituation", sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied. Aus der aktuellen Situation ließen sich zwar noch keine Rückschlüsse auf die Ernte ziehen. Es könnten noch zahlreiche Witterungsereignisse eintreten, die die Erträge sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können, so Rukwied.

Doch manche Landwirte werden langsam nervös. Gregor Adams aus Polch in der Eifel etwa sagte dem SWR, Zuckerrüben und Zwiebeln, deren Wurzeln noch nicht tief seien, bräuchten jetzt Regen. Sollte der noch zwei Wochen ausbleiben, wäre das problematisch. Auch auf den Äckern von Landwirtin Lisa Heinrich in Naunheim in der Eifel sind Getreide, Raps und Zuckerrüben von der Trockenheit betroffen. Regne es weiterhin nicht, werde es vermutlich Ernteausfälle geben.

Umweltforscher Marx erläutert, man könne "noch nicht sagen, dass in diesem Jahr alles total schlimm ist". Aber wenn die Pflanzen bald blühen, dann würden sie mehr Wasser benötigen. Bliebe es bis dahin weiter so trocken, könnten sie Schaden nehmen und Erträge zurückgehen. Das zeige sich aber in der Regel erst dann, wenn diese Schädigungen wirklich stattgefunden haben. Möglich sei, dass sich die Ernte - etwa von Sommergetreide - nach hinten verschiebe.

Wird das Trinkwasser knapp?

Der Städtetag hat am Mittwoch zu sparsamem Umgang mit Trinkwasser aufgerufen. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland", der Klimawandel sei mehr und mehr spürbar. Eine effiziente Wassernutzung in der Stadt, in der Landwirtschaft und der Industrie sei deshalb entscheidend.

"Auch für die Bürgerinnen und Bürger gilt: Wir müssen sparsam mit der wertvollen Ressource Wasser umgehen", so Dedy. Bei einer lange andauernden Dürre könne es regional zu Herausforderungen kommen. Aktuell gebe es jedoch keinen Grund zur Sorge: "Die Trinkwasserversorgung für die Menschen ist sicher", sagte Dedy.

Die Versorgung mit Trinkwasser in Deutschland sei prinzipiell gut, so Umweltredakteurin Susanne Henn. "Ein bisschen anders sieht es aus, wenn das Trinkwasser aus Talsperren oder auch Uferfiltraten kommt. Da kann es bei lang andauernden Trockenheiten zu Versorgungsengpässen kommen. So weit sind wir aber noch nicht und normalerweise lässt sich das auch mit Wasser aus anderen Regionen ausgleichen."

Der fehlende Regen hat am Rhein bei Urmitz für Niedrigwasser gesorgt.

Der Rhein bei Urmitz hat einen niedrigen Wasserstand und Teile des Flussbettes liegen trocken.

Welche Auswirkungen haben die niedrigen Pegelstände am Rhein?

Durch die "untypische Trockenphase" gebe es einen deutlich reduzierten Tiefgang, erklärt Florian Krekel, Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rhein. "Die Schiffe könnten bei höherem Wasserstand natürlich mehr laden, als sie im Moment tun." Am stärksten betroffen sei die Mittelrheinstrecke.

Die niedrigen Pegelstände gehen durchaus ins Geld. Die Schiffe könnten aktuell ein Viertel weniger Ware aufnehmen, sagt Nadine Gode vom ARD Kompetenzcenter Klima. "Das verteuert die Transportkosten auf der wichtigsten Wasserstraße Deutschlands natürlich – wie viel, das wird sich noch zeigen." Betroffen sein könnten zum Beispiel Getreide, Kohle, Benzin oder Heizöl. "Dafür ist der Rhein einer der wichtigsten Transportwege", so Gode.

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Wie stark leiden Bäume und Wälder?

Das rheinland-pfälzische Klimaschutzministerium warnt, die derzeitige Trockenheit sei ein "reales Waldschutzproblem". Die Wahrscheinlichkeit von Sekundärschäden der Bäume durch Insekten nehme zu, weil sich geschwächte Bäume weniger gut wehren könnten. "Es haben relativ viele Borkenkäfer den Winter überlebt", so das Ministerium.

Insbesondere wichtige Arten in den deutschen Wäldern wie Fichte, Rotbuche und Kiefer werden durch die Trockenheit erheblich beeinträchtigt, erklärt Edurne Martinez del Castillo, Klimaforscherin an der Universität Mainz. Diese Wälder, insbesondere in tieferen Lagen, hätten eine geringere Dürreresistenz und längere Erholungszeiten. "Das bedeutet, dass wir im Jahr 2025 mit Wachstumseinbußen rechnen müssen, die mehrere Jahre andauern können, bis sich die Bäume vollständig erholt haben", so die Klimaexpertin.

Und noch etwas anderes bedroht den trockenen Wald - Feuer. Überall in Rheinland-Pfalz ist die Waldbrandgefahr derzeit auf Stufe drei. Das liegt vor allem daran, dass der Waldboden sehr trocken ist. Eine weggeworfene Zigarettenkippe reicht dafür aus. "Diese hohe Waldbrandgefahr ist schon ungewöhnlich früh in diesem Jahr", sagt Christoph Rullmann von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

Welche Auswirkungen spürt die Tierwelt?

Mangelnder Niederschlag im Frühjahr ist insbesondere für Insekten ein Problem, so Markus Pfenninger von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Stark betroffen seien auch davon abhängige Arten wie viele Singvögel mit ihren Bruten.

"Amseln haben es bei Trockenheit schwerer, genügend Regenwürmer und andere Kleintiere zu finden", erklärt auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Trocknen Pfützen oder Wasserstellen aus, finden etwa Kiebitze weniger Nahrung. Auch Störche kriegen bei Trockenheit Probleme bei der Nahrungssuche in Feuchtgebieten. Amphibien-Nachwuchs reagiert ebenfalls empfindlich auf Trockenheit. "Wenn Pfützen und Tümpel austrocknen, verlieren Kröten, Frösche und Molche ihren Laichplatz", so der NABU.

Und wie geht´s weiter mit dem Wetter?

Der DWD erwartet erst am Wochenende einen Umschwung zu wechselhaftem Wetter. Erste Schauer und Gewitter könnten am Sonntag von Westen her nach Deutschland ziehen, sagte der Meteorologe Nico Bauer. Wo genau Regen herunterkommt, könne bislang aber nicht gesagt werden.

Sendung am Mi., 9.4.2025 14:00 Uhr, SWR1 RP Nachrichten