Am Klinik-Standort in Zemmer (VG Trier-Land) soll eine Wohngruppe für psychisch kranke Straftäter aus dem Maßregelvollzug entstehen. Bis zu neun Bewohner werden dort ab August einziehen.

Rheinland-Pfalz Wohngruppe in Zemmer für psychisch kranke Straftäter geplant

Stand: 17.01.2025 16:31 Uhr

Die Barmherzigen Brüder Schönfelderhof wollen psychisch kranke Straftäter auf ihrem Weg bis zur Freiheit unterstützen. In Zemmer soll eine Wohngruppe entstehen. Es gibt Kritik.

Zwischenrufe, Kopfschütteln und Abwinken - die Stimmung unter den fast 160 Menschen im Publikum war zu Beginn einer Infoveranstaltung am Donnerstagabend im Bürgerhaus in Zemmer-Schleidweiler (Verbandsgemeinde Trier-Land) angespannt.

Zum Termin eingeladen hatten die Barmherzigen Brüder Schönfelderhof. Das Thema: eine neue Wohngruppe für psychisch kranke Straftäter aus dem Maßregelvollzug am Standort Zemmer, die ab August öffnen soll.

Was ist der "Maßregelvollzug" überhaupt?
In den Maßregelvollzug kommen Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung, Sucht oder mangelnder Intelligenz eine Straftat begangen haben und für schuldunfähig erklärt wurden. Sie wurden anschließend von einem Gericht in einer forensische Psychiatrie untergebracht. Der Maßregelvollzug hat die Aufgabe, die Bevölkerung vor weiteren Straftaten dieser Menschen zu bewahren. Das soll mit verschiedenen Therapien gelingen. Ziel ist es, die verurteilten Täter auf ein straffreies Leben danach vorzubereiten. (Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe) 

Statt Gefängnis, forensische Psychiatrie

Dann sollen nach Angaben der Barmherzigen Brüder Schönfelderhof nach und nach bis zu neun verurteilte Straftäter aus der Region Trier dort einziehen.

Derzeit seien sie noch in der forensischen Psychiatrie Nette-Gut in Weißenthurm (Kreis Mayen-Koblenz) untergebracht, weil sie zuvor von einem Gericht nach ihrer Straftat für unzurechnungsfähig erklärt und seitdem dort behandelt wurden.

Unterstützung im Alltag

Der Wechsel nach Zemmer sei der letzte Behandlungsschritt, die sogenannte Beurlaubungsphase. Die Patienten sollen dort mithilfe von Mitarbeitern lernen, sich wieder im Alltag und in der Gesellschaft zurechtzufinden. Dafür sollen sie auch nach draußen gehen.

"Sie werden mit uns spazieren oder auch ins Kino gehen", sagt Rainer Klippel von den Barmherzigen Brüdern Schönfelderhof. Sollte alles erfolgreich verlaufen, werden sie laut Klippel nach einigen Jahren aus dem Maßregelvollzug entlassen.

Kritik an neuer Wohngruppe für Straftäter

Während der Infoveranstaltung am Donnerstagabend wurde klar: Viele Anwohner in Zemmer lehnen eine solche Wohngruppe für psychisch kranke Straftäter unmittelbar vor ihrer Ortschaft ab.

Sie befürchten, dass die neuen Bewohner rückfällig werden und erneut Straftaten begehen. Sie haben Angst um ihre eigene Sicherheit.

Kliniken: keine Gefahr für die Bevölkerung

"Diese Menschen haben eine langjährige Therapie erfolgreich durchlaufen", sagt Thorsten Junkermann. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, zu dem auch die Klinik Nette-Gut in Weißenthurm gehört.

Von den Straftätern in Zemmer geht keine Gefahr mehr aus. Thorsten Junkermann, stellvertretender Geschäftsführer des Landeskrankenhaus

Ihre psychische Erkrankung sei gut behandelt worden. "Von ihnen geht keine Gefahr mehr aus", so Junkermann weiter. Die Patienten würden auch engmaschig überwacht. Sollte es Probleme geben, würden die Personen wieder in die Klinik Nette-Gut gebracht.

Beide Einrichtungen sind eigenen Angaben nach zuversichtlich, dass die Patienten keine Straftaten mehr begehen werden. Es sei sehr selten, dass so etwas passiert, heißt es.

Sendung am Fr., 17.1.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4