Bunker

Saarland Alle öffentlichen Bunker im Saarland sind marode

Stand: 10.01.2025 06:45 Uhr

Die öffentlichen Bunker und Stollen im Saarland sind allesamt in einem desaströsen Zustand - weil der Bund einst dachte, dass sie nicht mehr gebraucht werden. Häufig wissen die Behörden nicht einmal mehr, wo es überhaupt noch Bunker gibt.

Mit Informationen von Marco Karp

Ein Schutzraum an der Homburger Uniklinik. Er liegt unterhalb des Parkhauses. Ursprünglich sollte er mehr als 1000 Menschen beherbergen. Dafür kam er aber nie zum Einsatz. Stattdessen stehen dort heute Autos.

Funktionsfähig ist die Anlage nicht mehr. Seit 17 Jahren werden öffentliche Schutzräume nicht mehr erhalten – eine Entscheidung des Bundes. Frank Wimmer vom Homburger Stadtarchiv erkundet die Anlage. In einem Lagerraum findet er alte Toiletten und Waschmöglichkeiten, die im Bedarfsfall hätten herausgeholt werden können. Auch Ersatzteile für die technischen Anlagen liegen herum.

Platz für 34.000 Menschen – theoretisch

Schutzräume hatten im und nach dem Zweiten Weltkrieg Konjunktur, bis hinein in die Zeit des Kalten Krieges. Danach kümmerte man sich nur noch selten darum. Viele Unterlagen sind verloren gegangen. Häufig wissen die Behörden nicht einmal mehr, wo es überhaupt noch Bunker gibt.

Laut Innenministerium existieren im Saarland noch 42 Bunker in Zivilschutzbindung, mit Platz für – rechnerisch – rund 34.000 Menschen, unterschiedlich auf die Landkreise verteilt. Im Saarpfalz-Kreis und im Landkreis St. Wendel gibt es zwei öffentliche Schutzräume, im Kreis Neunkirchen drei, im Kreis Saarlouis fünf und in Merzig-Wadern sechs.

Der Regionalverband Saarbrücken verfügt über 24 Schutzräume. Der Bund hätte im Katastrophenfall Zugriff auf diese Anlagen. Aber auch sie sind alle marode. Heutigen Waffensystemen halten sie nicht stand.

Conradt: Bund drückt sich vor dem Thema

Das Bundesinnenministerium hatte im Mai 2024 einen Bericht herausgegeben und empfohlen, die öffentlichen Schutzräume nicht mehr zu reaktivieren, da das zu lange dauern würde und zu teuer wäre. Das sieht auch der Leiter der Unteren Katastrophenschutzbehörde des Regionalverbandes und Oberbürgermeister von Saarbrücken, Uwe Conradt (CDU), so.

„Es ist die Aufgabe des Bundes zu erklären, dass derjenige, der ein Eigenheim hat, derjenige, der Immobilien hat, heute schon darum gebeten ist, sich mit dem Thema eines Schutzraums zu beschäftigen“, sagte Conradt dem SR.

Der Bund drücke sich aber vor diesem Thema, und „noch viel stärker davor, sich dazu zu bekennen, dass es eben auch Möglichkeiten gäbe, Schutzräume wie diese zumindest potenziell in einen reaktivierungsfähigen Zustand zu versetzen“.

Mit einem reaktivierungsfähigen Bunker meint Conradt zum Beispiel einen Stollen im Meerwiesertalweg. Er ist ausgelegt für rund 700 Personen. Auch sein Zustand – marode. Kein Trinkwasser, keine Bevorratung. Die Liegen waren eigentlich mal grau. Heute sind sie schwarz vor Schimmel. Die Anlage unterliegt noch der Zivilschutzbindung.

App für Bevölkerung geplant

„Es ist ein entsprechendes Bauwerk, das gegen Splitter und Trümmer noch einen entsprechenden Schutz bieten kann“, sagte Holger Neubert, stellvertretender Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz in Saarbrücken. „Aber alle anderen Ausstattungsgegenstände sind hier natürlich nicht mehr vorhanden und nicht mehr funktionsbereit.“

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz arbeitet zurzeit an einem nationalen Schutzraumkonzept. Vorgesehen ist eine Übersicht über Bunker und Schutzräume, auf die auch die Bevölkerung zugreifen kann, etwa per App. Ob das allerdings der saarländischen Bevölkerung viel bringt, ist angesichts des Zustands der Bunker und Stollen fraglich.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 09.01.2025 berichtet.

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