
Saarland Wie Künstliche Intelligenz im Kampf gegen Kinderpornografie helfen kann
Ermittler stehen vor einer gewaltigen Herausforderung: Immer größere Datenmengen erschweren die Bekämpfung von Kinder- und Jugendpornografie. Künstliche Intelligenz könnte dabei helfen, die Flut an Material zu analysieren. Auch Forscher der Universität des Saarlandes beteiligen sich an einem Forschungsprojekt dazu.
Mit Informationen von Hanna Fischer
2023 sind im Saarland im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie 780 Verfahren und 300 Hausdurchsuchungen registriert worden. Bei den Hausdurchsuchungen beschlagnahmten die Ermittler Datenträger mit unzähligen Fotos und Videos.
"Natürlich müssen wir die Dateien sichten und bewerten", sagt Ruwen Dumont, Ermittler für Kinder- und Jugendpornografie im Saarland. Das ist auch eine emotionale Belastung für die Ermittler.
KI kann Material sichten
Könnte Künstliche Intelligenz hier in Zukunft helfen? Rechtsinformatiker Christoph Sorge von der Universität des Saarlandes (UdS) glaubt daran. "Es muss nicht mehr ein Polizist Zehntausende, Hunderttausende Bilder oder zig Stunden Videomaterial durchschauen, sondern die KI erkennt, ob eine Aufnahme potenziell Kindesmissbrauch darstellen könnte. Und natürlich wird das jemand von Hand nachprüfen im Nachhinein, aber ein Großteil der Arbeit kann einfach eingespart werden."
Derzeit werden gleich mehrere KIs in Deutschland dazu entwickelt. Die Projekte sind in verschiedenen Phasen der Umsetzung. Der Rollout erfolgt nach und nach, um Risiken besser zu handhaben.
An einem Forschungsprojekt haben auch Wissenschaftler der Universität des Saarlandes teilgenommen.
Debatte über Begriff "Kinderpornografie"
Rund um den Begriff "Kinderpornografie" gibt es von verschiedenen Stellen Kritik. Der Begriff für Missbrauchsdarstellungen von Kindern ist zwar weithin gebräuchlich, die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs kritisiert aber etwa, dass er die schwere Straftat dahinter verharmlose. Da der Begriff aber offiziell im Strafrecht verwendet wird, nennen wir ihn hier in der Berichterstattung.
KI kann Kinderpornografie erkennen
"Es ist nicht immer leicht zu erklären, wie die KI jetzt erkennt, ob es sich um Pornografie handelt oder nicht. Aber sowas wie der Hautanteil ist sicherlich eine Möglichkeit und man kann mit KI auch Formen erkennen, beispielsweise Genitalien. Das ist eine Möglichkeit, mit der man Pornografie erkennt", erklärt Sorge.
Eine Herausforderung dabei ist die Altersbestimmung, insbesondere wenn kein Gesicht zu erkennen ist. Die Proportionen bei Babys und Kleinkindern unterscheiden sich noch stark von denen eines Erwachsenden. Sie gleichen sich erst mit zunehmendem Alter an. Eine treffsichere Unterscheidung einer KI ist daher in der Regel nur bis zum achten Lebensjahr möglich. Danach kann der Mensch besser unterscheiden, ob ein Kind auf einem Bild zu sehen ist oder nicht.
KI-Aufnahmen, um Tätern eine Falle zu stellen
Es gibt noch andere Möglichkeiten, wie Künstliche Intelligenz in diesem Bereich sinnvoll eingesetzt werden kann. Inzwischen ist es den Strafverfolgungsbehören rechtlich etwa möglich, Missbrauchsdarstellungen mithilfe von KI zu generieren, solange keine echten Bilder verwendet werden.
"Der Grund ist, dass man sich so erhofft, Tätern eine Falle stellen zu können. Man spricht da von der sogenannten Keuschheitsprobe. Und um mit entsprechenden Tätern, die solches Material teilen, in Kontakt zu treten, muss man eben zunächst selbst auch solches Material zur Verfügung stellen", so der Rechtswissenschaftler Dominik Brodowski von der UdS.
Am Ende entscheidet der Mensch
Aber auch wenn KI zunehmend in die Polizeiarbeit integriert wird, bleibt die kriminalistische Erfahrung für die Ermittlungen unverzichtbar – die Bewertung des Materials kann nicht von einer KI übernommen werden. "Woher stammt das Material, wohin geht das Material, sind es Personen aus einem persönlichen Umfeld? Dies muss durch Personen, sprich durch die Polizeibeamten, erfolgen", sagt Ermittler Ruwen Dumont.
Deswegen seien die Polizeibeamten in dieser Sache auch nicht zu ersetzen.
Über dieses Thema hat auch "WimS - Das Magazin" im SR Fernsehen am 10.04.2025 berichtet.
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