
Sachsen-Anhalt Ausstellung zu 200 Jahren Klosterbergegarten in Magdeburg
Vor 200 Jahren legte der berühmte Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné den Klosterbergegarten an. Als Volksgarten, was im deutschsprachigen Raum ein Novum war. Zudem entstand ein Gesellschaftshaus nach Plänen des berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel. Jetzt feiert die Stadt das Jubiläum des bis heute beliebten Ausflugszieles mit einem Jahresprogramm mit Ausstellung und österlichen musikalischen Parkführungen.
- Der Klosterbergegarten in Magdeburg wurde vor 200 Jahren von Peter Joseph Lenné als Park für das Volk angelegt.
- Zum Jubiläum findet in dem im Park gelegenen Gesellschaftshaus eine Ausstellung statt.
- Das Gesellschaftshaus nach Plänen des berühmten Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel errichtet.
Der Klosterbergegarten in Magdeburg ist eine idyllische Parklandschaft mit altem Gehölz direkt an der Elbe. Oben "auf dem Berge" schimmert dort weiß saniert das Gesellschaftshaus. Vor 200 Jahren als erster Volksgarten im deutschsprachigen Raum angelegt, ist der Garten auch Teil der außergewöhnlichen Stadtführungen von Nadja Gröschner.

Gerade im aufblühenden Frühling ist ein Besuch des Klosterbergegartens ein Genuss für die Sinne.
Ein Park für das Volk
Der Park habe die Kulturwissenschaftlerin schon immer fasziniert, weil er durch seine Geschichte als erster deutscher Volksgarten auch Magdeburg in der Welt bekannt gemacht habe, sagt sie und hebt hervor "so etwas freut mich ja als Magdeburgerin immer".
Wobei das mit dem ersten Volksgarten von manchem auch bezweifelt wird. Aber da weiß Gröschner zu kontern. Gartenbaudirektor Peter Joseph Lenné, der vor zwei Jahrhunderten den Auftrag für die Gartengestaltung bekam, sei fasziniert davon gewesen, dass der Auftraggeber kein Fürst oder König war, sondern zum ersten Mal ein Magistrat, sagt sie. Lenné habe er immer wieder als ganz großes Ereignis gefeiert, dass ihn zum allerersten Mal eine Stadt einen Auftrag erteilt habe.

Peter Joseph Lenné (1789-1866) hat zahlreiche Parkanlagen nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten gestaltet, darunter Teile des Parks Sanssouci und der Schweriner Schlossgarten.
Ausstellung im Gesellschaftshaus
All das kann man nun auch in einer Ausstellung im Gesellschaftshaus nachlesen. Etlichen Tafeln berichten von der wechselvollen Geschichte des Areals, vom Benediktinerkloster auf dem Berge, nach dem der Park heute auch wieder benannt ist, dem späteren Pädagogikum. Und dann sollte den Bürgern der Festungsstadt Magdeburg ein Ausgleich im Grünen geboten werden: Ein Landschaftspark.

Das Gesellschaftshaus im Park beeindruckt durch seine klassizistische Architektur.
Ab den 2000er-Jahren wurde der Klosterbergegarten nach altem Vorbild wieder instandgesetzt und die historischen Strukturen nach den Plänen von Lenné wieder herausgearbeitet, dank der Tourismusinitiative Gartenträume, die sich um historische Parks in Sachsen-Anhalt kümmert. Deren Leiterin Felicitas Remmert benennt die Aspekte des Gartens: die wunderschöne malerische Wegeführung, die von Lenné geplanten Gehölzgruppen, ganz oft nur eine Art an einem Platz, was etwas ganz Besonderes sei. Über einen Teich hinweg schaue man zur sogenannten Frosch-Treppe, einem sehr schönen Gestaltungselement neben dem wunderschönen Gesellschaftshaus, so Remmert.
Gesellschaftshaus nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel
Das Gesellschaftshaus hatte Lenné eingeplant – umgesetzt werden sollte es eigentlich von dem berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel. Er zeichnete auch die ersten Pläne, doch letztlich wurde es von anderer Hand realisiert. Gesellschaftshaus-Leiter Carsten Gerth konkretisiert, dass der Schinkelsaal auf dem Entwurf von Schinkel basiere. Er sei wie ein kleiner Ballsaal und in den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts als Gesellschaftshaus für Empfänge, für Bälle und Konzerte geschaffen worden.

Die Entwürfe des bekannten Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel für das Gesellschaftshaus.
Vor allem war das Gesellschaftshaus ein viel besuchtes Ausflugslokal, so dass das klassizistische Gebäude um 1900 mit einem Jugendstilbau erweitert wurde. Hier traf man sich, erzählt auch Ingrid Pietsch, deren Urgroßvater um 1900 das Restaurant betrieben hatte. Sie weiß von ihrer Mutter, dass in einer Saison sogar über hundert Kellner angestellt waren. Pietsch hat noch historische Postkarten, Porzellan, Servietten oder Besteck aus der Zeit, die sie den Ausstellungsmachern zum Jubiläum zur Verfügung gestellt hat.
Wie die florierende Gastronomie im Park damals mit dem enormen Andrang von teils mehr als tausend Leuten fertig geworden ist, weiß Stadtführerin Gröschner zu berichten. Demnach haben Familien ihren mitgebrachten Kaffee damals selber kochen können, für zehn Pfennig konnten sie heißes Wasser und Geschirr erwerben.

Der Froschbrunnen ist ein besonderer Blickfang.
Ein Klo als Besuchermagnet
Laut Gröschner wurde mit dem Volksgarten auch die erste öffentliche Wassertoilette in Magdeburg errichtet – eine Attraktion. Die Leute seien damals in den Park gegangen, nicht um sich dort zu vergnügen, sondern um die erste Wassertoilette zu sehen.
Witzige Anekdoten kennt Gröschner zuhauf, das zeichnet ihre Stadtführungen aus, die zudem musikalisch untermalt werden. Aber auch in der Ausstellung werden sicher viele persönliche Erinnerungen getriggert. Zudem gibt es das ganze Jahr Veranstaltungen im Klosterbergegarten. Da lohnt nicht nur zu Ostern ein Spaziergang.
Ausstellung und Parkführungen zum Jubiläum
Kloster Berge – Pädagogium – Klosterbergegarten – Gesellschaftshaus
Zur Geschichte eines Magdeburger Areals
Ausstellung im Gesellschaftshaus Klosterbergegarten
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 20. April, 16 Uhr
Eintritt frei
Musikalische Parkführung mit Nadja Gröschner
Ein Osterspaziergang
Ab 14 Uhr am Eingang des Parks in der Schönebecker Straße
Musik: Petra Böckmann-Barthel, Flöte
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Quelle: MDR KULTUR (Sandra Meyer), Klosterbergegarten, Gesellschaftshaus
Redaktionelle Bearbeitung: op