Schleswig-Holstein Deutsche Handballer besiegen Brasilien nach Leistungssteigerung klar
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat ihr erstes Testspiel vor der Weltmeisterschaft gewonnen. Die DHB-Auswahl besiegte Brasilien am Donnerstagabend in Flensburg mit 32:25 (13:13). Für den Erfolg bedurfte es nach verschlafener Anfangsphase allerdings einer deutlichen Leistungssteigerung.
In einer Begegnung, in der Bundestrainer Alfred Gislason ordentlich durchwechselte und vielen Spielern Einsatzzeit gab, fehlte den Deutschen über weite Strecken der Partie der Rhythmus. Hannovers Renars Uscins, Rückraumspieler Marko Grgic, Lukas Zerbe und Lukas Mertens waren vor 5.569 Zuschauern in der ausverkauften Campus-Halle mit jeweils vier Toren die besten Schützen für die deutsche Mannschaft.
Auffällig: Der "erste Anzug" - das Stammpersonal des Olympia-Silbermedaillen-Teams aus dem vergangenen Sommer um den gebürtigen Flensburger Juri Knorr und Uscins - aber scheint kurz vor der WM (14. Januar bis 2. Februar) schon wieder ganz gut zu sitzen.
"Ich glaube, dass wir die Eingespieltheit aus dem Sommer mitnehmen können."
— Renars Uscins
Dahinter fehlte es teilweise noch an Dynamik, Absprachen und Abläufen, was nach erst zwei Einheiten mit der kompletten Mannschaft im Trainingslager in Hamburg allerdings auch nur bedingt verwunderlich ist. Für Uscins kein Problem, der den Test im Gespräch mit dem NDR "wertvoll" nannte, "weil wir Zeit hatten, unsere Breite im Kader einzuspielen, die wir in der Form letztes Jahr nicht hatten". Zu Beginn sei die Mannschaft "nicht griffig gewesen, aber die restliche Zeit haben wir es gut gemacht".
Mit Blick auf das anstehende Turnier glaubt er, "dass wir die Eingespieltheit aus dem Sommer mitnehmen können". Und vielleicht ist auch das ein gutes Omen: Den Auftakt in das erfolgreiche Jahr 2024 mit Platz vier bei der Heim-EM und Rang zwei bei den Olympischen Spielen in Frankreich hatte die DHB-Auswahl ebenfalls in Flensburg bestritten - damals gelang ein 34:33 gegen Portugal.
Schwacher Start der DHB-Auswahl
"Ob wir weiter Spaß haben, hängt natürlich davon ab, welche Ergebnisse wir einfahren und wie wir spielen", hatte Gislason vor der Partie gesagt. Zu Beginn der Begegnung in Flensburg hielt sich der Spaß aus Sicht seines Teams - selbstverschuldet - allerdings arg in Grenzen. Die Mannschaft agierte im Angriff fahrig und in der Defensive nicht griffig genug. Es mangelte an Bewegung und Abstimmung.
Die Folge: ein Drei-Tore-Rückstand nach 13 Minuten (3:6). Gislason nahm eine Auszeit und die zeigte direkt Wirkung mit zwei schnellen Treffern durch Marco Grgic und Lukas Stutzke (5:6, 14.). Auch die Abwehr wurde aggressiver und in der 17. Minute hatte auch Torhüter David Späth seine erste Parade. Der Keeper der Rhein-Neckar Löwen stand für Andreas Wolff vom THW Kiel im Tor, der am Vormittag Vater geworden war und zwar auf der Bank saß, aber nicht auf der Platte stand (Gislason: "Ursprünglich wollte er auch noch spielen").
Der "Olympia-Anzug" sitzt besser
Gislason wechselte munter durch und brachte nach und nach mehr "Stammpersonal" des Olympia-Turniers im vergangenen Sommer in Frankreich. Und: Das Spiel wurde prompt kreativer und sicherer. Knorr drehte kurz vor dem Kreis der Brasilianer eine traumhafte Pirouette und passte auf Uscins, der eiskalt zum 9:9 vollstreckte (23.).
Auch das Spiel an den Kreis funktionierte nun deutlich häufiger. In einer Co-Produktion zweier TSV-Spieler spielte Uscins Kreisläufer Justus Fischer frei, der den Ball im Fallen gefühlvoll zum 10:10 ins Tor legte (25.). Da sich die Brasilianer vom zielstrebigeren Spiel der deutschen Equipe aber nicht über Gebühr beeindruckt zeigten, ging es mit einem Unentschieden in die Pause (13:13). Immerhin: Uscins gebührte mit einem schönen Tor in den Winkel der inoffzielle Titel des "Treffers der ersten Hälfte". Ein hammerharter Halbzeit-Knaller (30.).
Immer wieder Uscins
Zu Beginn des zweiten Abschnitts schlichen sich dann zunächst wieder einige Fehler und Ungenauigkeiten in das Spiel des Gislason-Teams ein. Dennoch blitzte die Brillanz, die die Mannschaft im vergangenen Jahr auf dem Weg zu Olympia-Silber mitunter gezeigt hatte, zumindest in einzelnen Momenten immer wieder auf: Uscins spielte Kapitän Johannes Golla mit einem herrlichen No-Look-Pass am Kreis frei, der Flensburger traf zur ersten Zwei-Tore-Führung Deutschlands (18:16, 39.).
Deutschland - Brasilien 32:25 (13:13)
Tore Deutschland: Grgic (4), Mertens (4), Uscins (4), Zerbe (4/1 Siebenmeter), Fischer (3), Golla (3), Kastening (3), Köster (3), Knorr (2), Lichtlein (1), Stutzke (1)
Tore Brasilien: Dupoux (4/3 Siebenmeter), Rodrigues (4),Carvalho (3), Da Silva (3), Borges Santista (2), Oliveira (2), Hackbarth (1), Monte (1), Langaro (1)
Zuschauer: 5.569
Mit zunehmender Spieldauer setzte sich die deutsche Mannschaft sukzessive ab. Das auch, weil die Brasilianer nach einer Verletzung ihres Spielmachers Bryan Monte (40.) - er war umgeknickt - über mehrere Minuten geschockt wirkten und nicht mehr recht zu ihrem Spiel fanden.
Deutschland macht es deutlich
Der Hannoveraner Joel Birlehm kam für Späth ins Tor und nahm den Südamerikanern gleich mehrere Würfe weg. Und vorne hatten sich die Deutschen immer mehr "freigespielt" - körperlich, aber auch mental. Magdeburgs Linksaußen Lukas Mertens erzielte die erste Fünf-Tore-Führung der DHB-Auswahl (24:19, 47.), der Berliner Nils Lichtlein den 30. deutschen Treffer (30:23, 56.).
Am Sonnabend (16.20 Uhr) steht in Hamburg im zweiten Duell mit den Brasilianern die Generalprobe für die WM-Endrunde in Dänemark, Norwegen und Kroatien an.
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Sport aktuell | 09.01.2025 | 20:17 Uhr