
Schleswig-Holstein Lübeck feiert Thomas Mann: Musik, Reden und ein Gruß vom Enkel
Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann hat Lübeck den Literaturnobelpreisträger am Freitag mit Musik, Reden und einer Ausstellungseröffnung gefeiert. Mit dabei: Bundespräsident Steinmeier und Enkel Frido Mann, der einen eindringlichen Text über Humanismus und Zusammenhalt las.
Die Oper "Lohengrin" von Wagner war die Lieblingsmusik von Thomas Mann. Am Freitag wurde das Vorspiel der Oper vom Philharmonischen Orchester Lübeck gespielt. Die habe er als junger Mensch bereits im Theater Lübeck gehört, heißt es in einem Ton von Mann, der vor dem Konzert abgespielt wurde. Im Hintergrund ist ein großes Bild des Schriftstellers zu sehen.
Frido Mann: "Mein Großvater ließ sich gerne feiern"
Bei der Veranstaltung mit dabei: sein Enkel Frido Mann. Er ist aus der Schweiz nach Lübeck gekommen. Solch eine große Feier mit gleich zwei Festakten hätte seinem Großvater gefallen, sagt der 85-Jährige: "Er ließ sich gerne feiern." Das habe Thomas Mann selbstironisch in den Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull verarbeitet: Dort beschreibt er, wie der junge Krull - ein Glückskind, dem alles zufällt - als Kind mit einem Wagen durch die Stadt zieht und salutiert, als wäre er der Kaiser. "Das waren Fantasien, die mein Großvater als Kind wahrscheinlich selbst hatte. Und er hat dieses Geachtetwerden sehr genossen."
Ein paar Stunden vor dem Festakt im Theater fand am Nachmittag eine Feierstunde in der St. Aegidienkirche in Lübeck statt. Dazu ist auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gekommen. In seiner Rede würdigte er Mann als hingebungsvollen, akribischen Schriftsteller, dessen Produktivität schon seine Zeitgenossen erstaunte. "Thomas Mann war durch und durch Künstler und Schriftsteller, seinem Werk hingegeben wie kaum ein anderer", so der Bundespräsident.

"Thomas Mann war durch und durch Künstler": Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seiner Rede in der Lübecker Aegidienkirche.
"Das Konzert seines Lebens" mit Wagner, Debussy, Beethoven und Franck
Am Abend im Theater Lübeck stand die Lieblingsmusik von Thomas Mann im Vordergrund. Unter dem Titel: "Das Konzert seines Lebens" hat das Philharmonische Orchester Lübeck nicht nur Werke von Richard Wagner gespielt, sondern auch von Claude Debussy, Ludwig van Beethoven und César Franck. Alles Komponisten und Stücke, die der Autor privat gerne gehört hat, erzählt Frido Mann: "Das Lohengrin-Vorspiel, die Leonoren-Ouvertüre von Beethoven - diese Musik hat er sehr geschätzt. Und ich weiß noch genau, dass er auch die Symphonie in d-Moll von César Franck sehr mochte."
Zwischen den Musikbeiträgen kam Frido Mann auf die Bühne. Er hielt keine klassische Festrede, sondern las aus einer Streitschrift, die er selbst verfasst hat. Das 80-seitige Büchlein ist in der Reihe "Fundstücke" erschienen, die eng mit dem Münchner Thomas-Mann-Forum verbunden ist. Der Titel: "Um der Güte und Liebe willen - Zehn Wege eines kämpferischen Humanismus". Die zentrale Leitidee stammt aus dem Zauberberg - es geht um Menschlichkeit statt Gewalt. Frido Mann las das erste Kapitel als "Geburtstagsgruß an meinen Großvater zum 150. - von einem Enkel, der selbst langsam alt wird."

Frido Mann auf der Bühne des Theaters Lübeck: Zwischen Wagnermusik und Feststimmung erinnert er mit nachdenklichen Worten über Humanismus und Miteinander an seinen Großvater.
In dem Text heißt es: "Das Miteinander ist kein Zustand, es ist ein Prozess, ein Ideal, ein Ziel und in diesem Sinne auch eine Hoffnung, gar eine Sehnsucht."
Ausstellung "Meine Zeit: Thomas Mann und die Demokratie" eröffnet
Das Publikum ist von Frido Manns Beitrag ergriffen. "Es ging um das Miteinander", sagt eine Besucherin nach dem Festakt. "Und das bezieht sich auf alles, was jetzt zeitpolitisch wichtig ist - etwa den Krieg im Gazastreifen und das Zusammenleben von Muslimen und Christen. Das fand ich schon beachtlich." Ein anderer Zuhörer ergänzt: "Die Demokratie ist ein Hin und Her, ein Auf und Ab - und ständig im Wandel. Sie muss von uns geschützt werden."
Die Hansestadt Lübeck feiert noch das ganze Jahr den 150. Geburtstag des Literaturnobelpreisträgers, mit verschiedenen Veranstaltungen, Vorträgen und der nun eröffneten Ausstellung im St. Annen Museum mit dem Titel "Meine Zeit: Thomas Mann und die Demokratie".
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Der Morgen | 07.06.2025 | 09:40 Uhr