Mehrere Säcke mit Kaffee liegen in einem Lagerraum.

Schleswig-Holstein Steigende Kaffeepreise: Wie Röster und Cafébetreiber aus SH reagieren

Stand: 20.04.2025 06:00 Uhr

Ernteausfälle, hohe Transportkosten - das treibt den Preis für Kaffee nach oben. Kaffeeröster und Cafébetreiber aus Schleswig-Holstein versuchen schlau einzukaufen, müssen ihre Preise dennoch erhöhen.

Von Anne Passow

Wenn Arik Vagt bei seinem Rohkaffeehändler die Bohnen für seine Kieler Kaffeerösterei Heyck ordert, guckt er seit einigen Monaten sehr genau auf die Preise. "Man muss versuchen, den richtigen Zeitpunkt abzupassen", erklärt der Geschäftsführer. Denn Kaffee ist teuer geworden. "Der Preis hat sich fast verdoppelt. Wir lagen bei etwa 20.000 Euro für 30 Säcke Rohkaffee im vergangenen Jahr. Jetzt sind wir bei etwa 40.000 Euro", bilanziert er.

Rohkaffeehändler: Extremer Preissprung in wenigen Monaten

Tatsächlich ist der Kaffee so teuer wie seit 40 Jahren nicht. Laut Statistischem Bundesamt sind die Großhandelspreise für Kaffee innerhalb eines Jahres um mehr als 40 Prozent angestiegen. Das merken auch Rohkaffeehändler wie Michael Wienhold von Rehm und Co. Sein Unternehmen kauft den Kaffee bei den Produzenten und beliefert auch viele Röstereien in Schleswig-Holstein. "Diese Entwicklung hat in unfassbar kurzer Zeit stattgefunden. Von November bis Februar ist der Marktpreis extrem gestiegen", so Wienhold. Viele seiner Kunden würden als Reaktion nun verändert einkaufen, berichtet er. "Es wird weniger gekauft, dafür vielleicht ein bisschen häufiger, in der Hoffnung, dass irgendwann der Preis wieder fällt."

Hauptanbauland Brasilien erlebt erst Frost, dann Trockenheit

Die Ursachen für den Preissprung des Kaffees sind vielfältig. Die "verschlechterte Anbaubedingungen infolge des Klimawandels" nennt die Umweltschutzorganisation WWF als einen wichtigen Grund. So habe es im Hauptanbauland Brasilien ungünstige klimatische Bedingungen während der letzten Blütezeit gegeben: erst außergewöhnlichen Frost, später extreme Trockenheit und hohe Temperaturen. Für Brasilien werde so ein Rückgang der Ernte Mitte 2025 um etwa fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet, teilt WWF NDR Schleswig-Holstein mit. "Bereits die Prognosen zu den erwarteten Ernteeinbußen haben seit Herbst die Preise in die Höhe getrieben."

Auf einer Weltkarte ist der Kaffeegürtel verzeichnet.

Die wichtigsten Kaffeeländer liegen rund um den Äquator und bilden den sogenannten "Kaffeegürtel".

Einige Gründe für den hohen Kaffeepreis

  • Trockenheit und andere Klimauswirkungen in Anbauländern führen zu schlechten Ernten
  • geringe Lagerbestände
  • Nachfrage nach Kaffee steigt weltweit an
  • Transportkosten steigen
  • Spekulanten treiben den Preis an der Börse in die Höhe
  • Lohnkosten steigen

Das Angebot wird knapper - Röstereien müssen vorbestellen

Neben Arik Vagt und seiner Kieler Rösterei merken auch andere Läden in Schleswig-Holstein diese Entwicklung. So berichtet Maren Soeth von der Heider Kaffeerösterei (Kreis Dithmarschen) von einem verknappten Angebot. "Wenn ich bestimmte Sorten haben möchte, muss ich vorbestellen und lagern." Für ihre letzte Lieferung Rohkaffee habe sie mehr als doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren bezahlt. Das Resultat: "Unseren Kenia-Kaffee haben wir mal für 13 Euro für 500 Gramm verkauft. Jetzt liegen wir bei 17,50 Euro." Mehr Kosten im Einkauf für den Rohkaffee, die Kaffeesteuer, den neuen Mindestlohn - nicht alles könne sie an ihre Kunden weiter geben. "Ich verdiene auch deutlich weniger als vorher."

30 Cent mehr für den Cappuccino

Auch bei René Rammelt, Inhaber des "Luca und Lia" in Barsbüttel (Kreis Stormarn), kostet der Cappuccino inzwischen 30 Cent mehr als 2022. "Im Mai kommen nochmal sicherlich 10, 15 Cent dazu, weil wir dann in Schleswig-Holstein den neuen Mindestlohn bekommen und der muss auch berücksichtigt werden." Die Preise an die Kunden weiterzugeben sei unumgänglich. "Alles andere ist unwirtschaftlich." Er betont aber auch: "Alle in der Lieferkette versuchen, die Entwicklung ein bisschen abzufedern: Die Großhändler versuchen zum Beispiel bei den Frachtkosten größere Mengen zu kalkulieren und dadurch zu sparen. Auch wir geben nicht alles an die Kunden weiter und versuchen, einen Teil mitzutragen."

Kaffee als Luxusgut?

Für seine Stammkundin Delilah Rahimi, die das "Luca und Lia" an diesem Tag mit einer Freundin besucht, sind die 30 Cent mehr für ihren Cappuccino "in Ordnung. Aber ich finde, Kaffee ist schon zu einem Luxusgut geworden. Man sagt nicht mehr: 'Ich trink mal schnell einen Kaffee.' Man verabredet sich zum Kaffeetrinken. Der Hype darum ist größer geworden. Das ist inzwischen schon ein Lifestyleprodukt", so Rahimi.

WWF: Künftig mehr Probleme mit Trockenheit

Vermutlich wir es das auch bleiben. Denn dass sich die Lage am Kaffeemarkt entspannt, ist laut WWF nicht in Sicht. Durch das knappe Angebot und die steigende Nachfrage werde der Preis die nächsten Jahre vermutlich hoch bleiben, selbst wenn die Ernten im kommenden Jahr besser würden. Probleme mit Trockenheit oder zu viel Regen würden in den Anbauländern in den kommenden Jahren jedoch vermutlich eher zunehmen. "Vor allem der Anbau der empfindlichen Arabica-Pflanze in höheren Lagen wird somit immer schwieriger", so der WWF.

Für Kaffeeröstereien und Cafébetreiber in Schleswig-Holstein bleibt da nur: den Markt beobachten, eventuell gute Angebote auf Vorrat zu kaufen - und auf das Verständnis der Kunden zu hoffen.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 19.04.2025 | 19:30 Uhr