Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt in weißer Uniform

Thüringen Ausstellung erinnert an den "letzten Fürsten" von Schwarzburg-Rudolstadt

Stand: 16.04.2025 13:25 Uhr

Auf Schloss Schwarzburg beleuchtet eine Sonderausstellung das Leben von Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt. Anlass ist sein 100. Todestag in diesem Jahr. Die Schau thematisiert das Alltagsleben des Adels um 1918 und nimmt die Umbrüche jener Zeit in den Blick. MDR KULTUR hat die Sonderausstellung zum letzten Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt vor der Eröffnung besucht.

Von MDR Kulturdesk, Ole Steffen

Die Luft ist bitterkalt in den Ausstellungsräumen, die Vitrinen sind noch offen, die Beschriftungsschilder noch nicht angebracht. Klar ist: Hier wird noch gearbeitet. Erste Exponate, wie Zeichnungen, Bilder, Münzen, ein Gemälde von Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt, seine Totenmaske und seine Abdankungsurkunde sowie einige persönliche Gegenstände sind jedoch bereits zu sehen.

Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt (1852-1925) war der letzte Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, der ab 1909 auch das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen regierte. Nach der deutschen Revolution 1918 dankte er ab. Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt war bekannt für seine zurückgezogene Lebensweise und überließ die Regierungsgeschäfte meist dem Staatsminister. Er war mit Prinzessin Anna Luise von Schönburg-Waldenburg verheiratet, die Ehe blieb jedoch kinderlos.

Porträtbild Günther Viktor

Günther Viktor, der letzte Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, starb im April 1925.

Ausstellung blickt kritisch auf Adel im Ersten Weltkrieg

Kurator Lars Krauße sagt, die Ausstellung hangele sich an dem Leben des Fürsten entlang, sie "solle aber auch den Blick in das zeitliche Umfeld, in die großen Umbrüche dieser Zeit geben." Anhand einzelner Objekte könne man auch diese kritischen Positionen erkennen, so Krauße. Beispielsweise zeige eine Menükarte vom November 1918, "dass der Adel in der Zeit des Ersten Weltkrieges doch ganz gut gelebt hat, während die Bevölkerung mit Lebensmittelmarken auskommen musste."

Zwei Menükarten liegen in einer Vitrine

Historische Menükarten auf Schloss Schwarzburg vom 7. November 1918 - vier Tage vorm Ende des Ersten Weltkriegs.

Außerdem seien Günther Viktor und seine Frau "relativ präsent im regionalen Geschichtsbewusstsein" verankert, beschreibt der Kustode. "Manchmal muss man auch schauen, ob das dann nicht in Richtung einer Verklärung geht". Die Schau ziele daher darauf ab, verschiedene Facetten des Fürstenpaares vorzustellen.

Kurator Krauße: "Es gibt auch Faszination für Prunk"

Gleichwohl betont der Kurator im Gespräch mit MDR KULTUR, dass es eine Faszination für Prunk, für die Fülle der Kunst und die Kleider gebe. "Das sieht man auch an den Kinderführungen, dass sich gerade Kinder gerne in diese Prinzessinnen- und Prinzen-Welt reinversetzen wollen. Das kann man den Kindern ja auch lassen oder auch selbst Erwachsenen, die sich dann an dem reinen Prunk laben wollen."

Ein Mann mit einem schwarzen T-Shirt steht vor zwei Vitrinen

Lars Krauße, Kustode der Fürstlichen Erlebniswelten Schloss Schwarzburg, hat die Ausstellung kuratiert.

Vom reinen Prunk ist in der Schau zu Günther Viktors Leben auf Schloss Schwarzburg eher weniger zu sehen. Vielmehr geht es um Alltagsgegenstände, die ihn als Menschen beschreiben sollen. So findet man neben einem Kinderbuch über das Raupensammeln aus den 1850er-Jahren auch Zeichnungen des kunst- und naturinteressierten Fürsten.

Es sind nur ganz wenige Stücke davon erhalten geblieben und die können wir als Reproduktion hier zeigen. Kurator Lars Krauße über Zeichnungen und Aquarelle aus der Hand des Fürsten |

Man merkt Lars Krauße seine Leidenschaft für die Schlossgeschichte an. Er selbst ist nach einigen Jahren in Leipzig wieder in die Region seiner Kindheit zurückgekehrt. Eine Region, die auch mit Problemen zu kämpfen hat.

Zeichnungen von Günther Viktor liegen auf einer Vitrine. Darin liegt seine Totenmaske.

Natur- und Bildniszeichnungen von Fürst Günther Viktor liegen noch auf einer Vitrine. Darin befindet sich seine Totenmaske.

Zuletzt weniger Besucher auf Schloss Schwarzburg

Geht man durch Schwarzburg, so fallen einem die vielen leerstehenden Hotels und Restaurants auf. Der Charme des Erholungsortes, in dem im Juli 1919 Reichspräsident Friedrich Ebert Urlaub machte und schließlich in Schwarzburg die Weimarer Verfassung unterzeichnete, lässt sich an vielen Ecken und Fassaden nur noch erahnen.

"Es fehlt an Gastronomie, um vielleicht noch viel mehr Leute hierherzuziehen, dann kann sich die Gastronomie aber nicht halten, weil nicht genug Personen und Besucher vor Ort sind. Ein Teufelskreis", beklagt Lars Krauße. An die Besucherzahlen vor der Corona-Krise habe man noch nicht wieder anschließen können, so der Kurator.

Informationen zur Ausstellung (zum Ausklappen)

"Der letzte Fürst - Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt"
vom 17.04. bis 30.11.2025 im Kaisersaalgebäude auf Schloss Schwarzburg

Schloßstraße 1a
07427 Schwarzburg

Öffnungszeiten (April bis Oktober):
Dienstag bis Sonntag, 10 Uhr bis 17 Uhr
Montag geschlossen

November - März
Dienstag - Sonntag  11 Uhr bis 17 Uhr
Montag geschlossen

Quelle: MDR KULTUR (Ole Steffen); redaktionelle Bearbeitung: td, vp