
Thüringen Defa-Kultfilm "Solo Sunny" auf der Theaterbühne in Eisenach
Der Defa-Film "Solo Sunny" hat DDR-Filmgeschichte geschrieben. Er gewann 1980 einen Silbernen Bären auf der Berlinale. Das Landestheater Eisenach zeigt jetzt eine Theateradaption des Stoffs. Denn die Geschichte der selbstbewussten jungen Frau, die ihren eigenen Weg geht, ist noch immer aktuell und erzählenswert.
- Die Hauptfigur in dem Theaterstück "Solo Sunny" will ihren eigenen Lebensweg gehen.
- Sie ist eine selbstbestimmte Frauenfigur, was den Stoff noch immer aktuell macht.
- Der Eisenacher Intendant Jens Neundorff von Enzberg will mit dem Stück auch DDR-Geschichte auf die Bühne bringen.
Das Landestheater Eisenach bringt den Defa-Kultfilm "Solo Sunny" auf die Bühne. Sunny, die Antiheldin, stolpert von einer in die nächste Krise. Aber die junge Frau steht auch immer wieder auf. Genau damit erspielt sie sich die Sympathie der Zuschauer, so der Eindruck von Regisseur Klaus Kusenberg, den das Eisenacher Theater für die Produktion engagiert hat.
Den eigenen Lebenstraum verwirklichen
Sunny will den für sie vorgesehenen Platz als Näherin in einer Fabrik nicht akzeptieren – sie sieht sich in der Kunst. Und so tourt sie mit ihrer Band durch die ostdeutsche Provinz, spielt in kleinen Klitschen vor nur halbvollen Reihen. Der erträumte Durchbruch als Sängerin bleibt jedoch aus.

Sunny hat verschiedene Baustellen in ihrem Leben. Eine davon sind die Männer.
Zum Hadern mit der eigenen künstlerischen Mittelmäßigkeit kommen weitere Probleme: Männer, die sie bedrängen, ein Freund, der sie betrügt. Und nach einem Streit fliegt Sunny auch noch aus der Band. Aufzugeben kommt für sie aber nie infrage.
Die Filmvorlage "Solo Sunny" (Zum Ausklappen)
Der Film von Konrad Wolf folgt dem Leben der minder erfolgreichen Schlager-Chanteuse Sunny, die gegen größte Widerstände versucht, ihre Träume zu verwirklichen. In Erinnerung geblieben ist neben Renate Krößner in der Titelrolle, die für ihre schauspielerische Leistung 1980 auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, vor allem die Musik von Günther Fischer. Melancholisch voller Sehnsucht, eine Musik, die es vermochte das Lebensgefühl einer ganzen Generation einzufangen.

Renate Krößner spielt in dem Film die Sunny.
Eine selbstbestimmte Frauenfigur
Für Regisseur Kusenberg ist Sunny eine starke, selbstbestimmte Frauenfigur, die sich auch heute noch genauso interessant erzählen lässt wie damals. "Sie erleidet immer wieder Niederlagen – aber sie macht sich nie zum Opfer", sagt er. Diese Einstellung gehe auch über die individuelle Geschichte hinaus und erzähle etwas über Lebensmut und Kraft.
Sie erleidet immer wieder Niederlagen – aber sie macht sich nie zum Opfer. Regisseur Klaus Kusenberg über Sunny |
DDR-Geschichte erzählen
Das Landestheater Eisenach zeigt "Solo Sunny" in einer Fassung des Mecklenburgischen Staatstheaters, die die Geschichte an ihren authentischen Schauplätzen belässt. Der Stil des Bühnenbilds ist dabei DDR-getreuer Retro-Chic. Neben der Filmmusik von Günther Fischer spielt die Live-Band andere kultige DDR-Songs.

Sunny sucht ihren Weg im Leben und will sich dabei nicht von außen beeinflussen lassen.
Der Eisenacher Intendant, Jens Neundorff von Enzberg, findet es wichtig DDR-Geschichte zu zeigen. Er sagt: "Ich glaube, wenn man in den neuen Bundesländern Theater macht und, so wie ich jetzt, länger weg war, dann merkt man einfach, wie hoch die Identifikation mit der Vergangenheit bei vielen Menschen ist." So habe man in Eisenach überlegt, mit welchem Stück dieser Anspruch und diese Sehnsucht bedient werden könnte – und sich für "Solo Sunny" entschieden.
West-Schauspielerin spielt Ost-Sunny
Bei der "Solo Sunny"-Theateradaption in Eisenach wird klar, dass sie sich nicht mit der starken filmischen Vorlage messen möchte. Einmal fällt die gebürtige Münsteranerin Hanna Jürgens, die die Sunny spielt, sogar aus der Bühnenrolle und sagt augenzwinkernd: "Die Zuschauer denken jetzt wahrscheinlich: Ach, die Wessi-Tussi hat das ja ganz nett gemacht."
Es geht bei dem Theaterstück nicht um eine Kopie des Kultfilms, sondern um eine Hommage an Konrad Wolfs letztes Werk und darum, Erinnerungsräume zu öffnen.

Für die Kostüme und das Bühnenbild ist in Eisenach Norbert Bellen verantwortlich.
Die Aufführung
"Solo Sunny"
von Wolfgang Kohlhaase, nach dem Film von Konrad Wolf
in einer Fassung des Mecklenburgischen Staatstheaters von Jennifer Bischoff und Sebastian Kreyer
Regie: Lydia Bunk, Klaus Kusenberg
Landestheater Eisenach
Theaterplatz 4, 99817 Eisenach
Aufführungen:
- Sa., 07. Juni 2025, 19:30 Uhr, Großes Haus (Premiere)
- Sa., 14. Juni 2025, 19:30 Uhr, Großes Haus
- Sa., 21. Juni 2025, 19:30 Uhr, Großes Haus
weitere Aufführungen ab Oktober 2025
Quelle: MDR KULTUR (Marlene Drexler), Landestheater Eisenach
Redaktionelle Bearbeitung: op