Einzelhandel Sonneberger Traditionsgeschäft "August Lützelberger" schließt nach 155 Jahren für immer
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28. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Ein Stück Sonneberger Geschichte geht zu Ende: Der Laden "August Lützelberger" verabschiedet sich nach über anderthalb Jahrhunderten. Was 1869 mit einer Messerschmiede begann, wurde zu einem Anlaufpunkt für Kunsthandwerk aus der Region und Geschenkideen. Zum Jahresende geht die noch verbliebene Mitarbeiterin Angelika Karl in den Ruhestand. Was mit der Ladenfläche danach passiert, ist noch unklar.
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Ein Stück Sonneberger Geschichte geht zu Ende: Das älteste Einzelhandelsgeschäft der Stadt, der Laden "August Lützelberger", schließt zum Jahresende nach 155 Jahren endgültig seine Türen. Damit verliert Sonneberg auch eine Adresse für Kunsthandwerk und Geschenke.
Nachdem Anfang des Jahres die letzte Inhaberin der Familie Lützelberger verstorben war, hatte die langjährige Mitarbeiterin Angelika Karl den Laden weiter am Laufen gehalten. Nun geht sie in den Ruhestand, und die Verkaufsfläche steht ab dem kommenden Jahr vorerst leer.
Kleine Holzfiguren und Weihnachtssterne, getöpferte Vasen und gläserne Schalen sind im Schaufenster in der Bahnhofstraße zu sehen. In großen Buchstaben darüber zu lesen: "August Lützelberger seit 1869". Bevor sich der Traditionsladen in wenigen Tagen endgültig verabschiedet, wird Verkäuferin Angelika Karl noch einmal von zahlreichen Kunden aus Sonneberg und der Region besucht.
Getöpfertes, Glas- und Holzkunst, Tischdecken - wer kleine Geschenke, handgefertigte Deko-Artikel oder Haushaltswaren benötigt, wird hier fündig. Dass das älteste Einzelhandelsgeschäft Sonnebergs nun schließt, sieht die 68-Jährige mit einem lachenden und einem weinenden Auge. 40 Jahre lang hat sie hier gearbeitet.
Kunsthandwerk aus der Region
Ursprünglich befand sich der Laden in der Kirchstraße. Angefangen hat damals alles mit einer Schleiferei und einer Messerschmiede. Über die Jahrzehnte hat sich das Sortiment immer wieder verändert und erweitert. Besonders die langen Schlangen zu DDR-Zeiten bleiben in Erinnerung, sagt Angelika Karl. Damals kauften die Menschen hier vor allem regionale Handwerkskunst wie Lauschaer Glas oder Keramik aus Römhild.
"Nach der Wende hat sich halt alles ein wenig verbreitert. Dann gab es mehr Erzgebirge, mehr Plauener Spitze. Wir haben uns dann eben auf alles spezialisiert." Auch wenn es mit dem Umsatz danach schwieriger geworden sei, wurde das Traditionsgeschäft bis zuletzt in vierter Generation weitergeführt.
"Lützelberger war Inbegriff für Sonneberg"
Langsam leeren sich die Verkaufsregale in der Bahnhofstraße 18. Zahlreiche Stammkunden nutzen die verbliebenen Öffnungstage für einen letzten Einkauf oder ein persönliches Abschiedswort.
Lützelberger war immer ein Inbegriff für Sonneberg. War nie billig, kein Ramschladen, immer hochwertige Sachen.
Kundin Kristine Kienel sagt: "Lützelberger war immer ein Inbegriff für Sonneberg. War nie billig, kein Ramschladen, immer hochwertige Sachen. Natürlich hatte man meistens auch nicht das nötige Kleingeld. Aber wenn, dann wurde nur hier gekauft." Eine andere Kundin meint: "Ich finde es schade, aber das Alter hält keiner auf."
Ladenfläche bleibt vorerst leer
Wie es mit der Ladenfläche in der Bahnhofstraße 18 weitergeht, ist noch unklar. Bisher gibt es keine Pläne für eine Nachnutzung. "Ich muss erst einmal das Geschäft abwickeln und dann sehen, wie es weitergeht", so Angelika Karl. Eine lange Firmen- und Familiengeschichte geht damit in Sonneberg zu Ende, und das älteste Einzelhandelsgeschäft der Stadt schließt zum 31. Dezember.
MDR (wdy/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 27. Dezember 2024 | 19:00 Uhr
Ludwig58 vor 4 Wochen
Die Stadt Sonneberg (Stadtmarketing) bemüht sich zwar mit verschiedenen Aktionen, Leben in die Innenstadt zu bringen, aber mit ein paar Veranstaltungen und der Schaffung von Sitzgelegenheiten lässt sich bei allem guten Willen keine attraktive City schaffen. Und mit jedem Geschäft, das seine Türen schließt, wird sich diese Entwicklung fortsetzen.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Viele Menschen wollen oder können (!) nicht die Preise der Fachgeschäfte zahlen und weichen aus. Und dann hat Sonneberg noch ein spezifisches mentales Problem: viele Menschen dort fühlen sich benachteiligt und beklagen das (teilweise lautstark). Dabei belegen Zahlen wie die relativ niedrige Arbeitslosenquote oder das vergleichsweise hohe Pro-Kopf-Einkommen das Gegenteil. Aber man fühlt sich schlecht behandelt, von wem auch immer.
Ich würde manchem dieser Unzufriedenen zu einer Reise raten, z.B. in die Lausitz. Dort sieht man, was mit der Wende verloren gegangen ist. Aber nicht in Sonneberg.
astrodon vor 4 Wochen
Es schein ja, wenn man es zwischen den Zeile liest, wieder einmal an der fehlenden Nachfolge zu liegen. Und das die letzte Mitarbeiterin mit 68 auch mal in den verdienten Ruhestand will ist verständlich.
M H Dessau vor 4 Wochen
Tja. Da wäre erstmal die Mauer. (Nicht die von Berlin West zu Berlin Hauptstadt der DDR. ) Nee Die an der Landstraße 1148 im Thüringer Wald zwischen Sonneberg und Lauscha. nur230m lang, zwei Meter hoch, aus kleinen Natursteinen. Ist eine Stützwand und die Muß gemacht werden.. Weil die Leute bisher einen 24 km Umweg zwischen Lauscha und Sonneberg fahren.Obwohl. Sonneberg ist ja auch sozusagen "Zohnenrandgebiet. Nur eben Nördlich vom "Freistaat Söder".. Na ja. Und dann die Sache mit den Ärzten. Die aus der Klinik Sonneberg. Denen wollte der Robert S. das Gehalt kürzen. Die (Ärzte) haben da gesagt! Kann er machen. Da gehen wir halt 25 km nach Süden. Nach Coburg. Ist ja auch "Zonenrand" in Söderland.
Gruß aus Sachsen-Anhalt