
Vermutete Sabotage Festnahme in London wegen Paketbrandsätzen
Brandsätze in Luftfrachtpaketen sollen im Sommer in Birmingham, Leipzig und Warschau fast zur Katastrophe geführt haben. Ermittler vermuten Russland dahinter - nach Festnahmen in Polen, Litauen und Bosnien und Herzegowina meldet auch Großbritannien einen Erfolg.
Im Zusammenhang mit mehreren Brandsätzen in Luftfrachtpaketen haben Ermittler jetzt erstmals auch in Großbritannien eine verdächtige Person vorläufig festgenommen. Das erklärte ein Sprecher der Anti-Terror-Polizei in London auf Anfrage von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung. Demnach wurde im Zuge der andauernden Ermittlungen am 19. März ein 38-jähriger Rumäne festgenommen, nachdem er am Londoner Flughafen Stansted gelandet war.
Den Polizeiangaben zufolge sei der Mann zunächst wegen des Verdachts festgenommen worden, einem ausländischen Nachrichtendienst geholfen zu haben. Der Rumäne sei zu einer Londoner Polizeistation gebracht worden, bevor er vorläufig auf Kaution wieder freigelassen wurde. Im Zuge der Ermittlung hätten Polizisten zwei Adressen in der englischen Region Essex durchsucht. Die Untersuchungen dauerten an, erklärte der Sprecher.
Russische Operation?
Im vergangenen Juli waren in Birmingham, Leipzig und Warschau Pakete in Flammen aufgegangen, die von Litauen aus per Luftfracht verschickt worden waren. Ermittler in Polen, Litauen, Deutschland und Großbritannien gehen dem Verdacht nach, dass es sich dabei um eine umfassende länderübergreifende Operation gehandelt haben soll, hinter der der russische Staat steckt.
Damals waren auch zwei sogenannte Testpakete ohne Brandsätze gefunden worden, mit denen laut polnischer Staatsanwaltschaft vermutlich die Frachtrouten von Europa nach Nordamerika ausgekundschaftet werden sollten. Welche Rolle der nun in Großbritannien aufgegriffene Mann bei den Bränden in Birmingham, Leipzig und Warschau spielte, erklärte die britische Polizei bislang nicht.
Das Feuer in Großbritannien war im Juli 2024 auf einem DHL-Gelände in der Nähe des Flughafens Birmingham ausgebrochen. Nach Polizeiangaben hat es dabei keine Verletzten oder größere Schäden gegeben.
Wie Foto des Brandes zeigen, die später vom Wall Street Journal veröffentlicht wurden, führte der Brandsatz zunächst zu einer großen Stichflamme und war anschließend offensichtlich nur schwer unter Kontrolle zu bringen. Ermittler konnten später unter anderem durch ein Paket, das sich nicht entzündet hatte, den Aufbau der Brandsätze rekonstruieren. Sicherheitskreisen zufolge soll das Brandpulver in den Paketen in Massagekissen verbaut gewesen sein.
Knapp an einem Flugzeugabsturz vorbeigeschrammt
Nach Auffassung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) war Deutschland damals nur knapp an einem Flugzeugabsturz vorbeigeschrammt. Bei einer öffentlichen Befragung durch das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) hatte der damalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), Thomas Haldenwang, gesagt, dass es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken sei, dass das Paket damals noch am Boden im DHL-Logistikzentrum und nicht während des Fluges in Brand geraten sei.
Sicherheitskreisen zufolge soll das Flugzeug, mit dem das Paket hätte transportiert werden sollen, damals Verspätung gehabt haben.
In den vergangenen Monaten sind bereits mehrere Personen in Litauen, Polen und Bosnien und Herzegowina verhaftet worden, denen vorgeworfen wird, mit dem Verschicken der Brandsätze zu tun gehabt zu haben. Dazu gehört ein Litauer, dem vorgeworfen wird, die Brandsätze von Vilnius aus mit DHL verschickt zu haben. Die Pakete soll der Litauer wiederum zuvor von einem Ukrainer erhalten haben, der wiederum in Polen festgenommen wurde.
Generalbundesanwalt führt Ermittlungen in Deutschland
Im Februar lieferte Bosnien-Herzegowina auch einen Mann an Polen aus, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, Sabotageakte koordiniert zu haben - dazu gehöre unter anderem das Versenden von Kuriermaterial mit Brandmaterial. In Deutschland führt der Generalbundesanwalt die Ermittlungen in der Sache. Russland hat bislang stets den Vorwurf zurückgewiesen, für die Brandsätze verantwortlich gewesen zu sein.