Ein Lkw mit Hilfslieferungen im Gazastreifen
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Lage in Nahost ++ UN: 915 Lkw mit Hilfsgütern im Gazastreifen ++

Stand: 21.01.2025 03:34 Uhr

915 Lkw sind der UN zufolge am Montag in den Gazastreifen gelangt. Die drei am Sonntag freigelassenen israelischen Frauen sind laut ihrer Ärzte in stabiler Verfassung. Die Entwicklungen im Liveblog.

20.01.2025 • 23:34 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden an dieser Stelle für heute den Liveblog und bedanken uns für Ihr Interesse.

Einem israelischen Medienbericht zufolge dürfte Trump den Lieferstopp für 2.000-Pfund-Bomben an Israel beenden. Zudem werde der Republikaner wohl die von seinem Vorgänger Joe Biden verhängten Sanktionen gegen Siedler im Westjordanland aufheben, denen Gewalt gegen Palästinenser vorgeworfen werde, berichtet Walla News unter Berufung auf den israelischen Botschafter in den USA, Mike Herzog. Es wird allgemein erwartet, dass Trump eine stärker pro-israelische Politik verfolgt als sein Vorgänger Joe Biden.

Die UN-Organisation zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) meldet, dass im Laufe des Tages 915 Lkw in den Gazastreifen gelangt sind, um dort Hilfsgüter auszuliefern. Es war der zweite Tag des Waffenstillstands zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas. OCHA beruft sich auf israelische Informationen. Farhan Haq, Vizesprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, bestätigte die Angaben unter Berufung auf UN-Mitarbeitende vor Ort.

Das wären wesentlich mehr als während der Kämpfe: Vor dem Krieg, der durch das Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 ausgelöst wurde, hatten an normalen Tagen rund 500 Lastwagen Waren in den Küstenstreifen transportiert. Ägypten habe rund 350 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen geschickt, sagte ein Vertreter des Ägyptischen Roten Halbmonds. Wie am Vortag kamen die Güter über den von Israel kontrollierten Grenzübergang Kerem Schalom in das abgeriegelte Küstengebiet. 

In Nähe des ägyptischen Grenzübergangs Rafah stehen dem Ägyptischen Roten Halbmond zufolge mehr als 3.000 Lkw bereit, um Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. Katar erklärte, es werde während der ersten zehn Tage der Waffenruhe täglich 1,2 Millionen Liter Treibstoff für den Gazastreifen zur Verfügung stellen. Über Kerem Schalom seien 25 Lkw mit Treibstoff gekommen, um unter anderem Krankenhäuser und Notunterkünfte mit Strom zu versorgen, teilte das katarische Außenministerium mit. 

Israels ultrarechter Finanzminister Bezalel Smotrich hat eine Wiederaufnahme des Gazakriegs nach der für sechs Wochen vereinbarten Waffenruhe verlangt. "Wenn, Gott bewahre, der Krieg nicht wieder aufgenommen wird, werde ich die Regierung stürzen", drohte Smotrich, einen Tag nach Beginn der Waffenruhe.

Der Golfstaat Katar will in den ersten zehn Tagen der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas täglich 1,25 Millionen Treibstoff in den Gazastreifen liefern. Katar habe einen Hilfskorridor eingerichtet, um den Gazastreifen in den ersten zehn Tagen der Waffenruhe mit insgesamt 12,5 Millionen Liter Benzin zu versorgen, teilte das katarische Außenministerium mit. 

Das Land habe am Montag 25 Tanklaster in das Palästinensergebiet geschickt. Die Lieferungen hätten den Grenzübergang Kerem Schalom passiert und sollten vor allem "Strom für Krankenhäuser und Vertriebenenunterkünfte liefern". 

Eine komplette oder teilweise Annexion des Westjordanlandes durch Israel wäre nach den Worten von UN-Generalsekretär António Guterres "ein sehr schwerwiegender Verstoß gegen das Völkerrecht". Er sei "zutiefst besorgt" angesichts einer "existenziellen Bedrohung der Integrität und Kontinuität" der besetzten palästinensischen Gebiete im Gazastreifen und im Westjordanland", erklärte Guterres bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur Lage im Nahen Osten. 

Hochrangige israelische Beamte "sprechen offen über eine Annexion des gesamten Westjordanlandes oder Teilen davon in den kommenden Monaten. Jede derartige Annexion wäre ein sehr schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht", sagte Guterres. 

Die libanesische Hisbollah beschreibt die Waffenruhe im Gaza-Krieg als israelische Niederlage. In einer ersten Stellungnahme nach Inkrafttreten der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas sprach die Organisation von einem "gesegneten Sieg für das palästinensische Volk und seinen Widerstand".

Im Verlauf des Kriegs wurde die vom Iran unterstützte Hisbollah militärisch erheblich geschwächt, nachdem sie wiederholt Raketenangriffe auf Israel gestartet hatte und dabei Ziel israelischer Gegenschläge wurde. Ein Großteil ihrer Führung wurde dabei eliminiert, und nach dem Machtwechsel in Syrien brach eine wichtige Versorgungsroute ab. Zudem schwindet ihr politischer Einfluss im Mittelmeerstaat nördlich von Israel.

Israel und die Hisbollah hatten sich Ende November ebenfalls auf eine Waffenruhe geeinigt.

Bei der Explosion einer am Straßenrand platzierten Bombe ist einem Bericht zufolge ein israelischer Soldat im Westjordanland getötet worden, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. Der Mann sei in der Nacht zu Montag mit seinem gepanzerten Jeep in einem Konvoi in der Stadt Tamun im Norden des israelisch besetzten Gebiets unterwegs gewesen, als es zu der heftigen Explosion kam. Ein Offizier, der ebenfalls in dem Fahrzeug saß, sei schwer verletzt worden.

Die israelische Armee bestätigte zunächst nur den Tod des Soldaten. Niemand bekannte sich zunächst zu dem Anschlag. Israels Generalstabschef Herzi Halevi kündigte am Tag darauf einen größeren Einsatz der Armee im Westjordanland an. "Neben intensiven Vorbereitungen für die Verteidigung im Gazastreifen müssen wir in den kommenden Tagen auf umfangreiche Einsätze in Judäa und Samaria vorbereitet sein, um den Terroristen zuvorzukommen und sie zu fassen, bevor sie unsere Zivilbevölkerung erreichen", sagte Halevi nach Angaben der Armee bei einer Lagebesprechung. 

Palästinenser, die nach der Eintreten der Waffenruhe in ihre Häuser in der südlichen Stadt Rafah im Gazastreifen zurückgekehrt sind, haben laut Nachrichtenagentur AP vor allem Zerstörung vorgefunden. Häuser und Viertel seien dem Erdboden gleichgemacht worden, hieß es.

"Wir fanden Zerstörung, Zerstörung vor", sagte Mohamed Abu al-Kheir, ein Palästinenser, der in einem Zelt in der Stadt Khan Yunis Zuflucht sucht. "Es gibt nichts, worin man leben könnte. Es gibt keine Möbel oder sonst irgendetwas."

Aufnahmen der AP zeigten weite Teile von Rafah, die in Schutt und Asche gelegt waren. Man sah Menschen, die die Überreste ihrer Häuser durchsuchten. Andere durchsuchten zwei Militärfahrzeuge, die die israelischen Streitkräfte zurückgelassen hatten, als sie sich aus dem Gebiet zurückzogen.

Zerstörte Häuser in Rafah

In Rafah wurden ganze Viertel im Krieg zerstört.

Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen ist nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde auf über 47.000 gestiegen. Mindestens 47.035 Menschen seien bei israelischen Angriffen seit Beginn des Krieges getötet worden, teilte die Behörde mit. Mindestens 111.091 Palästinenserinnen und Palästinenser seien verletzt worden.

Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 60 Menschen getötet worden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Wann die Zahlen gemeldet wurden, teilte Reuters nicht mit. Nach der Vereinbarung zur Waffenruhe, die ursprünglich am 19. Januar um 07.30 Uhr hatte starten sollen, griff das Militär mehrere Ziele im Gazastreifen an. Der Beginn des Abkommens hatte sich nach israelischen Angaben verzögert, weil die Terrormiliz Hamas zunächst keine Liste mit den Namen der ersten drei Geiseln übermittelt hatte. 

Zudem wurden laut der Nachrichtenagentur Reuters im Gazastreifen die Leichen weiterer 62 Menschen geborgen. Seit Beginn der Waffenruhe am Sonntag suchen palästinensische Rettungsdienste unter den Trümmern des weitgehend zerstörten Küstenstreifens nach Todesopfern.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Am zweiten Tag der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas hat Ägypten rund 220 weitere Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen geschickt. Darunter seien zehn Lastwagen mit Treibstoff, sagte ein Vertreter des Ägyptischen Roten Halbmonds. Wie am Vortag kamen die Güter über den von Israel kontrollierten Grenzübergang Kerem Schalom in das abgeriegelte Küstengebiet. In Nähe des ägyptischen Grenzübergangs Rafah stehen dem Ägyptischen Roten Halbmond zufolge mehr als 3.000 Lkw bereit, um Hilfsgüter nach Gaza zu bringen.

Mehr als 500 Lkw mit Hilfslieferungen haben bislang den Gazastreifen erreicht

Vera Rudolph, ARD Kairo, zzt. Rafah, tagesschau, 20.01.2025 12:00 Uhr

Die Rede des palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammed Mustafa beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos ist ohne Angabe von Gründen aus dem Programm genommen worden. Angekündigt hat sich auch der israelische Staatspräsident Izchak Herzog. Aus Syrien wird der Außenminister der Übergangsregierung erwartet, ebenso der saudische Außenminister und der Vizepräsident des Iran.

Die drei am Sonntag freigelassenen israelischen Geiseln sind nach Angaben des Krankenhauses, in das sie zunächst gebracht wurden, in stabiler Verfassung. Nähere Angaben, etwa zu einzelnen Verletzungen oder der Psyche, machte der stellvertretende ärztliche Direktor des Schiba-Krankenhauses bei Tel Aviv am Montag nach den Eingangsuntersuchungen nicht. "Es wird noch ein paar Tage dauern, bis alle nötigen Untersuchungen abgeschlossen sind", sagte Sefi Mendelovich der Times of Israel.

Unterdessen drückte die freigelassene Geisel Emily Damari, die neben der israelischen auch die britische Staatsangehörigkeit hat, ihre Freude über die Freilassung nach 471 Tagen in Gefangenschaft auf ihrem nicht-öffentlichen Instagram-Account aus. "Ich bin zurück in meinem Leben, bei meinen Liebsten. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt", sagte die 28-Jährige laut Medienberichten in einer Instagram-Story.

Nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Gazastreifen will die mit der Hamas verbündete Huthi-Miliz im Jemen ihre Luftangriffe auf Schiffe in der Region einschränken. Künftig würden nur noch Schiffe attackiert, die direkt mit Israel in Verbindung stünden, hieß es in einer E-Mail an Reedereien. Die "Sanktionen" gegen andere Schiffe werde man beenden.

Die Huthi haben seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen im Oktober 2023 etwa 100 Handelsschiffe mit Raketen und Drohnen beschossen, um damit nach eigenem Bekunden der militant-islamistischen Palästinenserorganisation den Rücken zu stärken. Ein Schiff wurde gekapert, zwei wurden versenkt. Vier Seeleute kamen bei den Attacken ums Leben. Viele der Huthi-Raketen wurden abgefangen. Israel erhielt dabei Unterstützung unter anderem von den USA und Großbritannien, die auch Stellungen der Huthi im Jemen angriffen.

Allerdings erklärten die Huthi, dass sie bei erneuten Angriffen anderer Staaten gegen ihre Stellungen im Jemen die Attacken auch auf deren Schiffe wieder aufnehmen werden. Die Attacken der Huthi-Miliz haben dazu geführt, dass die Lieferungen über das Rote Meer um die Hälfte zurückgegangen sind. Das hatte auch große finanzielle Auswirkungen auf Ägypten, das den Suezkanal zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer betreibt.

Israels Rechtsaußen-Finanzminister Bezalel Smotrich hat sich im israelischen Militärradio für die Eroberung des gesamten Gazastreifens ausgesprochen. Smotrich, der Führer der Partei der religiösen Zionisten, gehört zu den Kritikern der Vereinbarung über eine Waffenruhe in der Regierung von Benjamin Netanjahu. "Wir müssen den gesamten Streifen erobern und dort eine Militärherrschaft errichten", sagte er. Es gäbe keine "dritte Kraft", die dort die Kontrolle ausüben könne.

Zugleich kritisierte er Israels Armee-Stabschef Herzi Halevi. Israel könne mit dem derzeitigen Stabschef in Gaza nicht siegen, sagte er. Nötig sei einer, der verstehe, dass die Eroberung des gesamten Gazastreifens seine Mission sei, "der dahintersteht und bereit ist, sie durchzusetzen". Smotrich hatte zuvor damit gedroht, die Regierung zu verlassen, sollte Israel den Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen beenden.

Karte von Israel und dem Gazastreifen

Nach der nächtlichen Ankunft der freigelassenen palästinensischen Gefangenen in Beitunia im Westjordanland hat es am Morgen strenge Straßenkontrollen der israelischen Armee gegeben. Nachts hatten die meisten der Freigelassenen nach palästinensischen Angaben zunächst nicht in ihre Heimatorte zurückkehren können, weil Kontrollpunkte um eine Reihe palästinensischer Städte geschlossen waren. Sie übernachteten in Hotels.

Zahlreiche Menschen waren in der Nacht auf die Straßen geströmt, um die in Bussen ankommenden Menschen im Westjordanland zu begrüßen. Die Armee hatte die Palästinenser in Dörfern in der Nähe israelischer Siedlungen davor gewarnt, die Freilassung der Gefangenen zu feiern.

In der Nacht kam es auch zu Angriffen israelischer Siedler, die Autos von Palästinensern in Brand setzten. Auch Molotow-Cocktails und Steine wurden Berichten zufolge auf palästinensische Dörfer geschleudert. Verletzt wurde ersten Berichten zufolge niemand. 

Das Waffenruheabkommen zwischen Israel und der Hamas ist aus Sicht des israelischen Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, ein notwendiger "Pakt mit dem Teufel". Unter den 90 palästinensischen Gefangenen, die im Austausch für drei Geiseln entlassen wurden, seien "Mörder mit Blut an den Händen", die nach ihrer Freilassung wieder morden würden, sagte Prosor im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF.

Dennoch sei das Abkommen "ein guter Anfang" und ein wichtiger Schritt, um die israelischen Kriegsziele zu erreichen, erklärte der Botschafter. Er hoffe, dass der nächste Schritt ein Neuaufbau des Gazastreifens sei, dafür müssten aber die Hamas und deren militärische Infrastruktur beseitigt werden. Allerdings warnte Prosor, dass von palästinensischer Seite derzeit wenig auf eine friedliche Zusammenarbeit in Zukunft hindeute. Mit Palästinensern, die die Zwei-Staaten-Lösung nicht akzeptierten, "können wir nicht ins Gespräch kommen", so Prosor.

Der militärische Arm der Hamas verbreitete ein Propagandavideo von der Freilassung der drei jungen Frauen, das in Israel als sehr zynisch eingestuft wurde. Zu sehen ist in dem Video, wie die Israelinnen vor ihrer Übergabe in einem Fahrzeug sitzen und lächeln. Um den Hals tragen sie Bänder mit der Aufschrift "Palästina" in den Farben der palästinensischen Flagge. Tüten mit "Andenken" an ihren Aufenthalt in Gaza werden ihnen überreicht. 

Bei der Übergabe an das Rote Kreuz werden die Fahrzeuge von bewaffneten Hamas-Kämpfern und einer dichten Menschenmenge umringt, die dabei "Allahu Akbar" (Gott ist groß) skandiert. Bei einer früheren Waffenruhe freigelassene Geiseln hatten berichtet, dass sie den Moment der Übergabe - umringt von einer riesigen Menschenmenge - als extrem beängstigend empfunden hatten.

Der israelische Außenminister Gideon Saar warnt vor einem vorzeitigen Scheitern der Waffenruhe im Gaza-Krieg. "Wir haben heute die Bilder aus Gaza gesehen. Die Hamas ist noch immer an der Macht in Gaza", sagte er in einem Interview des US-Senders CNN. "Es ist kein Automatismus, von einer Phase in die nächste überzugehen", sagte Saar. Es sei wichtig zu verstehen: "Die Hamas kann nicht länger die herrschende Macht im Gazastreifen sein."

Nach Angaben der UN sind im Rahmen der Umsetzung des Waffenruheabkommens zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas hunderte Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangt. In einem Beitrag auf der Plattform X erklärte UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher, dass am Sonntag mehr als 630 Lastwagen in den Gazastreifen gefahren seien, von denen mindestens 300 Hilfsgüter in den Norden gebracht hätten.

"Wir haben keine Zeit zu verlieren", schrieb Fletcher. "Nach 15 Monaten unerbittlichen Krieges ist der Bedarf an humanitärer Hilfe überwältigend." Das Waffenruheabkommen für den Gazastreifen, das am Sonntag mit einer sechswöchigen Anfangsphase in Kraft trat, sieht vor, dass täglich 600 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen fahren dürfen.

Israel hat nach eigenen Angaben im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens mit der islamistischen Hamas 90 palästinensische Gefangene freigelassen. "90 Terroristen" seien aus dem Militärgefängnis Ofer im Westjordanland und einer Haftanstalt in Jerusalem freigelassen worden, hieß es in einer Erklärung der Gefängnisbehörde. Bei den meisten handele es sich um Frauen und Minderjährige.

Wer sind die Freigelassenen?
Über die Palästinenser, die nun aus israelischen Gefängnissen entlassen wurden, gibt es kaum Informationen. Deshalb berichtet tagesschau.de auch weniger über diese Personen. Der Terrororganisation Hamas zufolge kommen sie aus dem Westjordanland und aus Jerusalem. Es handelt sich demnach um 69 Frauen und 21 männliche Jugendliche.
Der wohl bekannteste freigelassene Gefangene ist Chalida Dscharrar. Die 62-Jährige ist Parlamentsmitglied und ein führendes Mitglied der Volksfront für die Befreiung Palästinas, einer säkularen linken Gruppierung, die in den 1970er-Jahren an Anschlägen gegen Israel beteiligt war, später aber ihre militanten Aktivitäten einschränkte. Seit Ende 2023 befand sie sich in unbefristet verlängerbarer Verwaltungshaft - eine weithin kritisierte Praxis, die Israel gegen Palästinenser anwendet.
Die israelische Gefängnisbehörde sprach davon, dass "90 Terroristen" freigelassen worden seien. Alle freigelassenen Personen waren laut Israel wegen sicherheitsrelevanter Vergehen inhaftiert worden. Das reicht vom Steinewerfen über das Propagieren von Gewalt in den sozialen Medien bis hin zu schwerwiegenden Anschuldigungen wie versuchtem Mord. Laut dem israelischen Medium ynet war einer der Freigelassenen, ein Minderjähriger, wegen Mordes verurteilt.
Hunderte der insgesamt fast 2.000 Palästinenser, die freikommen sollen, sollen nach ihrer Freilassung umgehend ins Exil gebracht werden, vor allem nach Katar oder in die Türkei. Der Grund dafür ist, dass sie an tödlichen Attentaten auf Israelis teilgenommen oder sie verübt haben und deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Ob unter den 90 nun Entlassenen Palästinenser sind, die davon betroffen sind, ist unklar.

Bei einer propalästinensischen Versammlung in Berlin-Neukölln nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe im Gaza-Krieg sind mehrere Personen festgenommen worden. Aus der Menge hätten Teilnehmer am Abend vereinzelt verbotene antisemitische Parolen gerufen und Pyrotechnik abgebrannt, teilte die Polizei in einem X-Beitrag mit. Es habe bislang zwölf Festnahmen gegeben. Medienvertreter seien beleidigt und in ihrer Arbeit behindert worden. 

Mehrere Hundert Menschen sollen an der Kundgebung zur Feier der Entwicklungen im Nahostkonflikt teilgenommen haben. Die Demo wurde den Angaben zufolge von der Versammlungsleiterin nach Rücksprache mit der Einsatzleitung kurz vor 20 Uhr vorzeitig beendet.

Das Abkommen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas sieht unter anderem vor, dass von den freizulassenden Palästinensern mehr als 230 umgehend ins Exil geschickt werden - vor allem nach Katar oder in die Türkei. Diese Gefangenen wurden wegen ihrer Beteiligung an tödlichen Anschlägen auf Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt.

Nach Angaben von zwei Hamas-Quellen, die an den Verhandlungen beteiligt waren, sieht die Vereinbarung vor, dass in der ersten Phase insgesamt 737 palästinensische Häftlinge freikommen.

Nach palästinensischen Angaben sind erste palästinensische Häftlinge im Zuge des Abkommens mit Israel aus Gefängnissen entlassen worden. Die WHO will die medizinische Versorgung im Gazastreifen ausbauen. Der Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 20. Januar 2025 um 12:00 Uhr.