
Krieg gegen die Ukraine ++ Feuerpause wird nicht verlängert ++
Der russische Präsident Putin hat keinen Befehl zur Verlängerung der Feuerpause erteilt. Großbritannien hat eigenen Angaben zufolge russische Flugzeuge über der Ostsee nahe des Luftraums der NATO abgefangen.
Die wichtigsten Entwicklungen:
- Feuerpause soll nicht verlängert werden
- Großbritannien fängt russische Flugzeuge ab
- Papst ruft in Osterbotschaft zum Frieden auf
- Russland wirft Ukraine Bruch der Feuerpause vor
- Explosionen in russisch kontrolliertem Donezk
Russlands Präsident Wladimir Putin hat keinen Befehl zur Verlängerung der Feuerpause über Ostern in der Ukraine erteilt. Dies erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Tass.
Putin hat die Feuerpause bis Sonntag um Mitternacht (21.00 Uhr MESZ) befristet.
Das ukrainische Außenministerium hat den US-Sender Fox News kritisiert, weil er Kiew in einer Einblendung als russische Stadt bezeichnet hat. "Wenn das ein Fehler war und nicht etwa ein politisches Statement, dann sollte eine Entschuldigung folgen und eine Untersuchung dazu, wer diesen Fehler gemacht hat", schrieb der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhij Tychyj, in einer Mitteilung auf X.
Der Sender hatte Aufnahmen aus Ostergottesdiensten auch aus Moskau und dem Vatikan gezeigt und dabei Kiew, Russland geschrieben - statt richtigerweise Ukraine.
Großbritannien hat eigenen Angaben zufolge russische Flugzeuge über der Ostsee nahe des Luftraums der NATO abgefangen. Es handele sich um zwei Vorfälle am Dienstag und Donnerstag, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Zwei Typhoon-Kampfjets hätten am Dienstag ein russisches Iljuschin-Aufklärungsflugzeug abgefangen. Am Donnerstag hätten sie ein unbekanntes Flugzeug abgefangen, dass den Luftraum von Kaliningrad verlassen habe. Eine Stellungnahme von russischer Seite liegt bislang nicht vor.
In seiner Osterbotschaft hat Papst Franziskus zahlreiche Konflikte angesprochen. Er rief zum Gebet auf für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und in Syrien. Zudem denke er an die Menschen im Jemen, die aufgrund des Krieges eine der schlimmsten "verlängerten" humanitären Krisen der Welt durchlebten.
Franziskus bat auch um Einsatz für Frieden in der Ukraine und im Südkaukasus, auf dem westlichen Balkan und für die Menschen in Afrika, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan und im Südsudan.
Bei der für Ostern angekündigten Waffenruhe hat Russland den ukrainischen Streitkräften vorgeworfen, die Angriffe unter anderem in ihrem Gebiet Donezk fortzusetzen. Die Attacken seien abgewehrt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
In der Nacht habe es Dutzende Drohnenangriffe von ukrainischer Seite gegeben. Hunderte Male sei mit Artilleriemunition geschossen worden. Auch die russischen Grenzregionen Brjansk, Kursk und Belgorod seien beschossen worden. "Im Ergebnis gibt es Tote und Verletzte in der friedlichen Bevölkerung und Schäden an zivilen Gebäuden", hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Die Angaben der Kriegsparteien sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.
Zuvor hatte das Ministerium erklärt, dass die Feuerpause 1.000 Mal gebrochen worden sei.
In der von Russland kontrollierten Stadt Donezk im Osten der Ukraine hat es der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge mehrere Explosionen gegeben. Mindestens drei Detonationen seien zu hören gewesen, meldete Tass unter Berufung auf örtliche "operative Dienste".

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Die Nachrichtenagentur RIA berichtete, nach 09.00 Uhr Ortszeit (08.00 Uhr MESZ) habe einer ihrer Reporter vor Ort mindestens drei Explosionen gehört.
Die Stadt Donezk in der gleichnamigen ostukrainischen Region steht bereits seit 2014 unter russischer Kontrolle beziehungsweise unter der prorussischer Separatisten.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat an Ostern die Bedeutung von Frieden unterstrichen. "Besonders in diesem Jahr will ich die Hoffnung auf einen gerechten Frieden nicht aufgeben", sagte Kohlgraf laut Manuskript. "Diesen Frieden wird es nicht durch Deals geben, sondern nur, wenn gerechte Lösungen gesucht werden." Am schlimmsten sei, dass der christliche Glaube als Rechtfertigung für Unterdrückung und Gewalt herhalten müsse. Kohlgraf verwies beispielhaft auf den durch Russland entfachten Krieg in der Ukraine, der absurd sei. Auf beiden Seiten gebe es Christen, die in diesen Tagen anderen Menschen vielfach frohe Ostern wünschten.
An der Front stünden sie sich aber als Feinde gegenüber. "Und dann wird geschossen, auf Brüder und Schwestern", so der Bischof. Dabei handele es sich vielfach um Menschen, die in einen Gottesdienst gingen und dort hörten, dass Christus auferstanden sei und seine Jüngerinnen und Jünger aussende, sein Licht weiterzugeben. Kohlgraf ist seit 2019 auch Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi.
Russlands Präsident Wladimir Putin ist nach Einschätzung eines Experten für internationale Sicherheit nicht wirklich an einer Waffenruhe interessiert. "Man kann Putin nicht glauben", sagte Sicherheitsexperte Nico Lange in einem Interview mit tagesschau24.
Putins Wort gelte nichts, die Waffenruhe gebe es "nur virtuell." An der Front gehe es weiter wie vorher. Der russische Präsident spiele seit "2014 im Donbass dieses Spiel. Und leider wird immer wieder darüber berichtet, als könne man Putin glauben". Aus Langes Sicht gebe es keine Anzeichen, dass Putin wirklich einen Waffenstillstand wolle. "Er könnte es ja sofort machen."
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Videobotschaft zu Ostern veröffentlicht. Darin sagte er, dass die Ukraine am 1152. Tag des russischen Angriffskrieges geeint dastehe. Das Böse werde durch das Gute überwunden, das Leben werde triumphieren, sagte er in festlicher ukrainischer Tracht gekleidet. Das ukrainische Volk durchlebe eine schwierige Zeit, verliere aber den Glauben nicht, betonte Selenskyj. Er bat "Gott", das Land und seine Verteidiger an der Front zu beschützen.
Trotz der von Russlands Präsident Wladimir Putin ausgerufenen Waffenruhe über Ostern haben seine Streitkräfte nach ukrainischen Angaben mehrfach angegriffen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten am Morgen des Ostersonntags 59 Fälle von Beschuss und fünf Angriffsversuche entlang der Frontlinie gemeldet, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit.
Die russische Armee unternehme einzelne Versuche, vorzurücken. "Im Allgemeinen können wir seit dem Ostermorgen sagen, dass die russische Armee versucht, den allgemeinen Eindruck einer Waffenruhe zu erwecken, aber an einigen Stellen gibt sie einzelne Versuche nicht auf, vorzudringen und der Ukraine Verluste zuzufügen", erklärte Selenskyj in einem Beitrag auf der Plattform X.
Die NATO-Staaten könnten nach Einschätzung eines britischen Militärexperten schon in zwei Jahren in einen militärischen Konflikt mit Russland verwickelt sein. Das sagte Ed Arnold von der britischen Denkfabrik Royal United Services Institute (RUSI) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Mit Blick auf die geplanten massiven Investitionen Deutschlands im Rüstungsbereich warnte Arnold, dass die Bundesregierung angesichts der Bedrohung durch Russland keine Zeit habe, die Investitionen über einen Zeitraum von zehn Jahren zu verteilen. Stattdessen müsse sich die Bundeswehr zunächst darauf fokussieren, rasch die Bestände an bewährten Waffensystemen und an Munition - vor allem Artilleriemunition - erheblich auszubauen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht trotz der von Moskau angekündigten Feuerpause zum Osterfest von anhaltenden Kämpfen auf russischem Boden und von Artilleriebeschuss entlang der Front in der Ukraine.
Gleichzeitig räumte Selenskyj ein: "In manchen Gebieten hat sich die Lage beruhigt." Die von Kremlchef Wladimir Putin überraschend angekündigte 30-stündige Feuerpause bezog sich auf die Front in der Ukraine. Selenskyj erklärte auf der Plattform X, in den russischen Grenzregionen Kursk und Belgorod - wo die Ukraine Vorstöße auf russischen Boden gemacht hat - werde weiter gekämpft. Dort gebe es auch weiter russische Angriffe.