Kalenderblätter

Berechnungen des IW Streichung eines Feiertags brächte Milliarden

Stand: 19.03.2025 15:22 Uhr

Was passiert mit der Wirtschaft, wenn Deutschland einen Feiertag streicht? Diese Frage wird gerade diskutiert. Berechnungen zeigen: Das Bruttoinlandsprodukt könnte um bis zu 8,6 Milliarden Euro steigen.

Sollen die Deutschen künftig einen Tag mehr arbeiten? Wenn es nach einigen Wirtschaftswissenschaftlern geht, lautet die Antwort: Ja. Sie hat die Abschaffung eines Feiertags in Deutschland vorgeschlagen.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nun ausgerechnet, wie hoch der finanzielle Nutzen wäre. Danach steigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei einem zusätzlichen Arbeitstag - je nach Berechnungsmethode - um fünf bis 8,6 Milliarden Euro.

Zwei verschiedene Ansätze gewählt

Das IW erklärte heute, ein zusätzlicher Werktag würde bis zu 0,2 Prozent des BIP ausmachen. Bei den Berechnungen gibt es zwei verschiedene Ansätze. Einer ist demzufolge die sogenannte Kalenderbereinigung, weil die Zahl der Arbeitstage von Jahr zu Jahr schwankt und Ostern beispielsweise nicht immer in dasselbe Quartal fällt. Hieraus lasse sich der Effekt eines zusätzlichen Arbeitstags ableiten, so das IW: Er betrage gut fünf Milliarden Euro Wirtschaftsleistung pro zusätzlichem Arbeitstag. 

Einen anderen Ansatz wählte der Sachverständigenrat in einem Sondergutachten zur Abschaffung des Buß- und Bettages. Zwei Szenarien - einmal mit Produktionsanstieg, einmal mit Kostenreduzierung durch weniger Arbeitskosten - führten zu ähnlichen Ergebnissen: Auf das heutige BIP-Niveau umgerechnet ergäbe sich laut IW eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von bis zu 8,6 Milliarden Euro.

Feiertag im Sommer oder Winter?

Das Institut betonte, es mache einen großen Unterschied, ob der zu streichende Feiertag im Sommer oder im Winter liege: "Denn bei Eis und Schnee stehen die Kräne ohnehin still." Zudem wäre eine Streichung kompliziert, weil die Feiertagsregelungen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich sind, gab das IW zu bedenken. 

"Klar ist aber, dass wir vor einem riesigen demografischen Problem stehen", erklärte IW-Experte Christoph Schröder. "Künftig werden mehr Arbeitnehmer in Rente gehen, als Jüngere nachrücken. Daher müssen wir nicht darüber reden, weniger zu arbeiten, sondern mehr." Die Abschaffung eines Feiertags sei ein Symbol dafür. 

Befürwortung der Abschaffung eines Feiertages

Diese Aussage unterstreicht auch die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer. Sie befürwortet die Abschaffung eines Feiertages in Deutschland zur Finanzierung der Krisenlasten. Als Vorbild nennt sie Dänemark. Dort sei der Feiertag "Store bededag" zum regulären Arbeitstag erklärt worden, um so die Finanzierung der Verteidigungsausgaben zu unterstützen.

Auch der Präsident des Münchener ifo Instituts, Clemens Fuest, hat sich angesichts der von Union und SPD ausgerufenen neuen Schuldenpolitik für die Streichung eines Feiertages ausgesprochen. Er begründete dies insbesondere mit dem Arbeitskräftemangel. Neue, schuldenfinanzierte staatliche Ausgaben würden die Nachfrage ankurbeln und diese zusätzliche Nachfrage "trifft auf eine recht beschäftigte Volkswirtschaft mit immer knapperen Arbeitskräften", sagte er.

Neben dem Bürokratieabbau sei es deshalb entscheidend, das Arbeitsangebot der Menschen zu steigern, sagte Fuest weiter. "Es könnte jetzt zum Beispiel ein Feiertag gestrichen werden, um das zu erreichen."

DGB: Erholung fördert Produktivität

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält den Vorschlag, einen Feiertag abzuschaffen, um mehr Einnahmen für den Staat zu generieren, für absurd: "Ein gestrichener Feiertag für die Beschäftigten wird die Wirtschaft nicht entfesseln", schrieb DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel auf der Plattform X.

Feiertage seien "kein Luxus, sondern wichtiger Bestandteil unserer Arbeitskultur; sie tragen zur Erholung der Beschäftigten und damit auch zur Produktivität bei", argumentierte Piel. Beschäftigte leisteten ihren Anteil zum Wirtschaftswachstum oft über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus - das zeige die hohe Anzahl an vielfach unbezahlten Überstunden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 18. März 2025 um 07:12 Uhr.