
Meta AI jetzt auch in Europa Hilfreiches Tool oder ungehemmte Datenkrake?
Der KI-Assistent Meta AI ist durch WhatsApp, Instagram und Facebook jetzt auch auf europäischen Handys verfügbar. Datenschützer warnen jedoch: Mit der Nutzung wird die Verschlüssung der Daten ausgehebelt.
Über WhatsApp hat sich Sven Geitz mit einem Bekannten zum Essen verabredet. Nachdem die beiden nicht genau wissen, in welches Restaurant sie gehen sollen, fragen sie in ihrem Chat Meta AI, den neuen integrierten Chatbot des Meta-Konzerns. Dazu drücken sie den blauen Button, der nun auch auf vielen Smartphones in Europa auftaucht. Die künstliche Intelligenz spuckt innerhalb weniger Sekunden verschiedene Vorschläge aus. Sven, der viel mit Social Media arbeitet, freut sich über diesen Service: "Bei mir ist das sinnvoll, bei so ganz einfachen Dingen im Alltag, für einfache Fragen."
Je nach Plattform gibt es unterschiedliche Funktionen. Bei WhatsApp beispielsweise beantwortet die künstliche Intelligenz Fragen zu fast jedem Themengebiet, von alltäglichen Informationen bis zu komplexeren Sachverhalten. Um in Gruppenchats die KI zu nutzen, müssen die Teilnehmer den Assistenten mit @Meta AI markieren und eine Frage stellen. Bei Instagram können Nutzer bei der Suchfunktion direkt Fragen an Meta AI stellen, ohne einen separaten Chat zu öffnen. Die KI gibt hier Hilfestellung bei der Bildbearbeitung, generiert Hashtag-Vorschläge, um die Reichweite zu optimieren oder macht Vorschläge für neue Posts und Stories.
Meta AI startet in Europa wegen Datenschutzproblemen verzögert
Meta AI will mit dem Angebot etablierten KI-Assistenten wie ChatGPT, Google Gemini und anderen Konkurrenz machen. "Viele Menschen haben sich daran mittlerweile daran gewöhnt, Chatbots zu benutzen. Sie müssen aber dafür immer in eine andere App. Meta AI ist jetzt ein Chatbot, der direkt in Instagram, WhatsApp, Facebook und Messenger integriert ist, direkt eingebaut ist, und man kann, ohne die Apps zu verlassen, den Chatbot benutzen, um zum Beispiel Fragen zu stellen, um Texte zu generieren, in Zukunft auch um Bilder zu erzeugen", erklärt ARD-Digitalexperte Jörg Schieb.
Meta AI gibt es in den USA bereits seit September 2023. Nach und nach kommt die Künstliche Intelligenz nun auch hierzulande auf die Smartphones. Der Grund für die Verzögerung liegt an den strengeren Datenschutzbestimmungen in der Europäischen Union, insbesondere der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und dem Digital Services Act (DSA), der besondere Anforderungen an eine KI stellt.
Nach intensiven Verhandlungen mit europäischen Regulierungsbehörden und Anpassungen des Dienstes erhielt Meta schließlich die Genehmigung für den Start in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
Daten für Meta sichtbar
Die Bedenken der Behörden betrafen vor allem die Verarbeitung personenbezogener Daten und die Transparenz bei der Verwendung von Nutzereingaben für das Training der KI. Der Konzern hat nach eigenen Angaben spezielle Anpassungen für den europäischen Markt vorgenommen, um den strengeren Datenschutzanforderungen gerecht zu werden.
Verbraucherschützer und Datenschutzexperten sehen in Meta AI aber immer noch Risiken. Christine Steffen von der Verbraucherzentrale NRW warnt, dass die Daten, die für die Anfrage an die KI eingegeben werden, für Meta sichtbar sind: "Üblicherweise ist es so, dass in dem Messenger WhatsApp Nachrichten Ende zu Ende verschlüsselt sind. Das bedeutet, dass nur der Absender - also in dem Fall der Nutzer und der Empfänger, also wer die Nachricht bekommen soll - die Inhalte lesen kann. Und hier ist es so, dass alles, was ich schreibe, der Anbieter mitlesen kann“, erklärt Steffen.
Mit Daten sorgsam umgehen
Nutzer sollten deshalb mit ihren Daten sehr sorgsam umgehen. "Das heißt, dass ich keine Namen, Geburtsdaten, Gesundheitsinformationen oder andere sensible Daten angeben sollte", sagt Steffen.
Sven Geitz macht sich um seine Daten wenig Sorgen. Schließlich sei die Anfrage an die KI eine freiwillige Entscheidung: "Meta AI kann die Gruppenchats nicht mitlesen, ohne dass man diese Chats an die KI weiterleitet. Dementsprechend finde ich das datenschutzrechtlich in Ordnung, weil man selbst entscheiden kann, welche Daten gibt man weiter, welche nicht", sagt er.
Mit Meta AI wird die Künstliche Intelligenz jedenfalls zunehmend zu einem alltäglichen Begleiter für die breite Masse der Social-Media-Nutzer. Bis es alle auf ihrem Handy haben, kann es einige Wochen dauern. Die Einführung erfolgt schrittweise mit den nächsten Updates.