Hauptsitz der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main.

Siebte Lockerung seit Mitte 2024 EZB senkt Leitzins auf 2,25 Prozent

Stand: 17.04.2025 15:56 Uhr

Die Europäische Zentralbank bleibt auf ihrem Zinssenkungskurs und setzt den Leitzins ein weiteres Mal um 0,25 Prozentpunkte nach unten. Doch vor allem die Zollpolitik der USA schürt ein bleibendes Gefühl der Unsicherheit.

Zum siebten Mal seit Mitte 2024 hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins gesenkt - von 2,50 auf 2,25 Prozent. "Der Disinflationsprozess schreitet gut voran", sagte der EZB-Rat zu dem Schritt. "Insbesondere in der gegenwärtigen Situation, die von außergewöhnlich hoher Unsicherheit geprägt ist, wird die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen, hieß es weiter.

Damit spielt die EZB vor allem auf die derzeitige Zollpolitik der USA an. Für Exporte aus der EU will US-Präsident Donald Trump künftig Zölle in Höhe von 20 Prozent erheben. Vor rund einer Woche entschied Trump jedoch, die geplanten Aufschläge für vorerst 90 Tage auszusetzen.

Niedrige Zinsen sollen Wirtschaft ankurbeln

Wenn der Leitzins gesenkt wird, können sich Banken günstiger Geld leihen. In Folge werden Kredite günstiger - und Investitionen und Wirtschaftswachstum werden tendenziell angekurbelt. Gleichzeitig muss die EZB mit ihren Zinssenkungen aber auch die Preisstabilität im Auge behalten. Denn höhere Leitzinsen helfen, die Inflation niedrig zu halten oder abzusenken.

Die EZB berücksichtigt beide Faktoren in ihren Zinsentscheidungen. Zuletzt war die Inflation im Euroraum mit 2,2 Prozent nahe an die Zielmarke von zwei Prozent gekommen. Erschwerend für die künftige Ausrichtung der Zinspolitik ist jedoch, dass die Folgen der Zollpolitik von US-Präsident Trump auf die Konjunktur und Preise weitgehend unberechenbar sind.

Ökonomen sehen Zinssenkung als richtig an

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen unberechenbaren US-Zollpolitik halten Beobachter die Entscheidung aber für richtig. So sagte etwa Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: "Ich kritisiere die EZB häufig. Aber die heutige Zinssenkung kann ich nachvollziehen. Trumps Zollschock hat die Konjunkturrisiken deutlich erhöht."

Außerdem geht Krämer davon aus, dass chinesische Unternehmen einen Teil der Waren, die sie nicht mehr in den USA verkaufen können, hierzulande absetzen wollen. "Das höhere Angebot spricht zusammen mit den gefallenen Ölpreisen für einen nachlassenden Inflationsdruck."

Reicht der Schritt?

Lena Dräger, Forschungsdirektorin am IfW Kiel, hätte sich sogar eine deutlichere Senkung erhofft - von einem halben Punkt. Ihr Argument: Durch die erratische Zollpolitik der US-Regierung hätten sich die wirtschaftlichen Risiken für die Euro-Zone stark erhöht. Die Zinssenkung der EZB sei daher "kein Befreiungsschlag für die schwächelnde Konjunktur im Euroraum", sagte Dräger.

Mark Wall, Chefvolkswirt für Europa bei der Deutschen Bank, richtet den Blick schon nach vorn: "Wir rechnen weiterhin mit einer weiteren Zinssenkung im Juni und einem Leitzins von 1,5 Prozent zum Jahresende."

Alexander Schmitt, HR, tagesschau, 17.04.2025 14:59 Uhr