Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

Nach Video-Ansprache Trump hebt die Stimmung an der Wall Street

Stand: 23.01.2025 22:20 Uhr

An der Wall Street blieben die US-Anleger auch heute in Kauflaune. Für Stimmung sorgte mal wieder Donald Trump, der beim Wirtschaftstreffen in Davos sein Wirtschaftsprogramm umriss.

An der New Yorker Börse ist es heute weiter aufwärts gegangen. Besonders der Leitindex Dow Jones rückte stärker um 0,92 Prozent vor und ging bei 44.565 Zählern am Tageshoch aus dem Handel. Der marktbreite S&P 500 Index erreichte am Schluss ebenfalls im Tageshoch mit 6.118 Zählern ein weiteres Rekordhoch, nachdem er schon gestern bis auf genau 6.100 Punkte gestiegen war.

Etwas gebremst wurde die Kauflust der Anleger von anfänglichen Gewinnmitnahmen an der Technologiebörse Nasdaq, die gegen Ende der Sitzung aber auch noch leicht um 0,22 Prozent ins Plus drehte. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 legte am Ende in der gleichen Größenordnung zu.

In der zweiten Sitzungshälfte richteten sich die Augen der Marktteilnehmer dann ganz auf den neuen Präsidenten Donald Trump. Dieser bestätigte in einer Video-Schalte beim Wirtschaftstreffen in Davos seine "America first"-Agenda und drohte erneut mit Zöllen. Gleichzeitig kündigte er aber auch deutliche Steuersenkungen für Unternehmen an und forderte diese auf, in den USA zu produzieren.

"Wenn Sie Ihr Produkt nicht in Amerika herstellen, was Ihr gutes Recht ist, dann werden Sie ganz einfach einen Zoll zahlen müssen." Dieser könne unterschiedlich hoch sein, aber werde letztlich die US-Wirtschaft stärken.

Trump betonte erneut, er werde Öl und Gas fördern. Die USA waren auch unter Ex-Präsident Joe Biden, der sich Klimaschutz auf die Fahne geschrieben hatte, der weltgrößte Produzent und Verbraucher von Öl. Trump wendet sich nun offiziell vom Klimaschutz ab und leugnet die Krise. Die Ölpreise weiteten ihre Verluste im Gefolge aus, auch weil Trump den weltgrößten Ölförderer Saudi-Arabien aufforderte, die Preise zu senken.

Der zuletzt gute Lauf ist dem Enthusiasmus vieler Anleger über die erneute Präsidentschaft von Trump geschuldet. Von ihm versprechen sie sich Deregulierungen sowie Steuererleichterungen für in den USA produzierende Unternehmen, ganz wie es Trump angekündigt hatte - und in seiner Davos-Rede nun bestätigte.

Allerdings: "Die Trump-Euphorie an der Wall Street sollte bald nachlassen und die Geldpolitik mit den Notenbanksitzungen der EZB und der Fed in der kommenden Woche wieder in den Fokus der Anleger rücken", erwartet Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von Robomarkets. Zudem dürfte an diesem Freitag die Bank of Japan ihre Zinsen ein zweites Mal anheben.

"Insgesamt dürfte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) darin bestärkt werden, bezüglich weiterer Zinssenkungen eine vorsichtige und abwartende Haltung einzunehmen“, so das Fazit der Helaba. In der kommenden Woche stehen die Zinsentscheidungen der Fed und der EZB an. Bezüglich der US-Notenbank würden laut Helaba bis Ende 2025 zwei Senkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte knapp eingepreist.

In den USA sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend deutlich gestiegen. Ihre Zahl legte in der vergangenen Woche um 6.000 auf 223.000 zu, wie das Arbeitsministerium heute in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg auf 220.000 Anträgen gerechnet.

Das Niveau ist jedoch weiterhin niedrig. Vor zwei Wochen hatte die Zahl mit 203.000 den niedrigsten Stand seit einem Jahr erreicht.

Der DAX bleibt weiter auf Rekordkurs. Der deutsche Leitindex ging am Ende bei 21.411 Punkten um 0,74 Zählern höher aus dem Handel, das Verlaufshoch lag bei 21.423 Zählern. Zwar hatte der Index schon zuvor sein altes Rekordhoch vom Vortag bei 21.330 Zählern leicht übertroffen, im späten Geschäft kam aber noch mehr Dynamik in den Handel. Am Montag hatte der Index erstmals die psychologisch wichtige 21.000-Punkte-Marke durchbrochen und eilt seitdem von Rekord zu Rekord.

Grund für die Gewinne gegen Sitzungsende war die Video-Ansprache des neuen US-Präsidenten Donald Trump auf der Weltwirtschaftskonferenz in Davos.

Es scheint, als ob Marktteilnehmer derzeit die Vorteile einer Trump-Regierung in den Vereinigten Staaten für europäische Unternehmen mit US-Geschäft hoch gewichten und mögliche Zoll-Drohungen ausblenden. Unverändert bleibt derweil die Tatsache, dass der MDAX der mittelgroßen Werte dem DAX weiter hinterherhinkt. Zuletzt verlor der stärker auf den Heimatmarkt fokussierte Index rund 0,4 Prozent auf 25.951 Zähler.

Nach wie vor blicken die Anleger hierzulande primär an die Wall Street. Mit dem Amtsantritt von Donald Trump, dem anstehende Zinsentscheid der Notenbank Federal Reserve (Fed), aber auch dem weiteren Verlauf der Berichtssaison ist der Terminkalender dort prall gefüllt. Unlängst hatte an der Nasdaq der Streaming-Dienst Netflix die Anleger überzeugt und für gute Laune gesorgt. Dem können sich der DAX und die anderen europäischen Märkte nicht entziehen.

"Nächste Woche werden wir noch viel mehr über die Unternehmensgewinne hören, unter anderem von Apple, Microsoft, Amazon, Meta und Tesla. Aber in der Zwischenzeit konzentrieren sich die Anleger immer noch stark auf die neue Trump-Regierung und darauf, wie sie die Einführung von Zöllen vorantreiben wird", unterstreichen die Fachleute der Deutschen Bank in ihrem Morgenkommentar.

Aktuell wird die positive Stimmung dabei von den neuen KI-Investitionsplänen in den USA besonders unterstützt. Dämpfend wirken dagegen die Sorgen vor einer aggressiven Zollpolitik Trumps.

Mit Blick auf die US-Zolldrohungen wirft Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann derweil die Frage auf, ob diese ernst gemeint oder nur Verhandlungstaktik sind. Denn schließlich sei es für die USA lebenswichtig, "dass Güter ins Land kommen, die dort nicht oder nicht in ausreichender Menge hergestellt werden".

Update Wirtschaft vom 23.01.2025

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 23.01.2025 09:00 Uhr

Der Euro schwankt derweil im US-Handel etwas oberhalb der Marke von 1,04 Dollar. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0414 Dollar. Das sind über zwei Cent mehr als beim Zwischentief Mitte des Monats. Ende September hatte der Euro allerdings noch bei 1,12 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0404 (Mittwoch: 1,0443) Dollar fest.

Im Fokus bleibt auch am Devisenmarkt die Handelspolitik der USA, nachdem der neue Präsident Trump Zolldrohungen gegenüber Ländern wie China, Mexiko, Kanada, aber auch gegenüber der Europäischen Union abermals bekräftigte. Diese Drohungen hatten bereits im Wahlkampf Sorgen vor einer wieder anziehenden Inflation geweckt und dem Dollar-Kurs nach dem Wahlsieg Trumps Anfang November kräftigen Rückenwind verliehen. Der Euro war im Gegenzug unter Druck geraten.

Die neuen Daten vom Arbeitsmarkt bewegten den Markt kaum. Die Zahlen seien allerdings durch die Brände in Kalifornien nach oben verzerrt worden, kommentierte Samuel Tombs, Ökonom bei Pantheon Macroeconomics.

Unter den Einzelwerten im DAX gehörten FMC und Zalando zu den größten Gewinnern. Auch Siemens Energy setzen ihren Lauf fort und standen mit einem Plus von knapp sieben Prozent an der DAX-Spitze. Bei 58,98 Euro wurde zudem ein neues Rekordhoch markiert, nachdem die Aktie gestern nach positiven Analystenkommentaren schon eine neue Bestmarken erreicht hatte. Qiagen und die beiden Autobauer BMW und Mercedes standen dafür am Index-Ende.

Der schleppende Verkauf von Elektroautos brockt dem kriselnden Volkswagen-Konzern dieses Jahr womöglich eine Strafe in Milliardenhöhe ein. Das Management bezifferte die möglichen Kosten für ein Verfehlen der Brüsseler CO2-Flottengrenzen für Neuwagen nach derzeitigem Stand auf 1,5 Milliarden Euro.

Die Aussagen fielen in einem Austausch mit Analysten am Vorabend, wie ein Konzernsprecher heute bestätigte. Vereinzelt hatte es im Lauf des vergangenen Jahres noch deutlich höhere Schätzungen gegeben. Die im DAX notierte VW Vorzugsaktie gewann zuletzt rund 1,6 Prozent. Analysten verwiesen zudem auf einen grundlegend zuversichtlichen Ton des Managements.

Das Landgericht Stuttgart hat die Klage von Aktionären gegen den Sanierungsplan für den angeschlagenen Batteriehersteller Varta in Ellwangen endgültig abgewiesen und so den Weg für den Einstieg von Porsche frei gemacht. Das Gericht habe heute eine Entscheidung des Amtsgerichts von Mitte Dezember bestätigt, erklärte das Unternehmen. Einzelne Aktionäre und Aktionärsvertreter hatten geklagt - für sie bedeutet der Sanierungsplan den Totalverlust.

Die Sanierung läuft nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz ab. In einem solchen Verfahren können die Interessen der Anleger und Anlegerinnen ausgehebelt werden. Teil des Sanierungsplans ist zudem der Einstieg des Autoherstellers Porsche. Das Stuttgarter Unternehmen steuert gemeinsam mit dem bisherigen Großaktionär, dem österreichischen Unternehmer Michael Tojner, 60 Millionen Euro bei.

Noch vor dem Wechsel an der Vorstandsspitze bekommt der Münchner Triebwerksbauer MTU Aero Engines eine neue Finanzchefin. Der seit acht Jahren amtierende Finanzvorstand Peter Kameritsch wolle seinen Ende 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, teilte MTU am Abend mit.

Seine Nachfolgerin im Finanzressort kommt von Continental: Katja Garcia Vila (52) hatte ihren Vertrag als Finanzvorständin des Autozulieferers ebenfalls auslaufen lassen und war schon Mitte 2024 von Olaf Schick abgelöst worden. Sie soll im April bei MTU anfangen und Kameritschs Aufgaben zum 1. Juli übernehmen.

MTU-Vorstandschef Lars Wagner hatte Ende Oktober seine Rückkehr zum Flugzeugbauer Airbus angekündigt, wo er Chef des Verkehrsflugzeug-Geschäfts werden soll. Der Wechsel soll "im Lauf des Jahres" 2025 über die Bühne gehen. Sein Nachfolger steht ebenfalls schon fest: Johannes Bussmann kommt vom Prüfkonzern TÜV Süd.

Die Aktien von Salzgitter weiten ihre Kursgewinne im SDAX aus und steigen in der Spitze um bis zu 9,4 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 17,21 Euro. Einem Bericht der Agentur Bloomberg zufolge will das an einer Übernahme interessierte Konsortium um Großaktionär GP Günter Papenburg eine aufgestockte Offerte für den zweitgrößten deutschen Stahlkonzern vorlegen. Der Preis liege bei rund 18,50 Euro je Aktie, was einer Bewertung von rund 1,1 Milliarden Euro entspräche, hieß es in dem Bericht unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen.

Enttäuschende Zahlen, ein Sparprogramm und wenig ambitionierte Ziele - diese Mischung verschreckt die Anleger des weltweit drittgrößten Sportartikelherstellers Puma. Die Aktie brach heute um bis zu 18 Prozent auf 34,02 Euro ein - den tiefsten Stand seit sieben Jahren.

"Wir haben im Jahr 2024 ein solides Umsatzwachstum erzielt und bedeutende Fortschritte bei unseren strategischen Initiativen gemacht, sind aber mit unserer Profitabilität nicht zufrieden", räumte Vorstandschef Arne Freundt ein. Das operative Ergebnis trat trotz eines Umsatzzuwachses von vier Prozent auf der Stelle. Freundt will deshalb ein Effizienzprogramm starten, mit dem die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) bis 2027 von zuletzt 7,1 auf 8,5 Prozent steigen soll.

Konkret steigerte Puma, die weltweite Nummer drei der Sportartikelhersteller hinter Nike und Adidas, den Umsatz währungsbereinigt im Jahr 2024 zwar um mehr als vier Prozent auf 8,82 Milliarden Euro und im vierten Quartal sogar um fast zehn Prozent. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen stagnierte 2024 aber bei 622 (2023: 622) Millionen. Das entsprach einer Ebit-Marge von 7,1 Prozent. Der Nettogewinn ging auf 282 (305) Millionen Euro zurück.

Der KI-Spezialist OpenAI und der japanische Technologiekonzern SoftBank wollen einem Medienbericht zufolge jeweils 19 Milliarden Dollar in das gemeinsame Projekt "Stargate" für KI-Rechenzentren in den USA investieren. Das berichtete das Magazin "The Information".

OpenAI, der Entwickler des Chatbots ChatGPT, soll demnach 40 Prozent der Anteile an Stargate halten und als verlängerter Arm des Unternehmens fungieren, hieß es unter Berufung auf Aussagen von OpenAI-Chef Sam Altman. SoftBank würde demnach ebenfalls 40 Prozent der Anteile übernehmen.