Ein Mitarbeiter steht zwischen einer Containerbrücke und einem kleinen Containerschiff an der Kaimauer auf dem Gelände des Containerterminal Altenwerder.

Wirtschaftswachstum OECD halbiert Prognose für Deutschland nahezu

Stand: 17.03.2025 12:42 Uhr

Nur Mexiko schneidet noch schlechter ab: Die OECD senkt ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft deutlich. Auch für die Weltwirtschaft sieht es nicht allzu gut aus - was mit Trumps Handelspolitik zusammenhängt.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) blickt mit Skepsis auf die schwächelnde deutsche Wirtschaft - und hat ihre Wachstumsprognose für dieses und das kommende Jahr daher nach unten korrigiert.

Die Organisation geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr nur um 0,4 Prozent zulegen wird. Damit hat die OECD ihre Prognose für die Bundesrepublik nahezu halbiert. Noch im Dezember war sie von einem zu erwartenden Plus von 0,7 Prozent ausgegangen.

Damit schneidet innerhalb der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer nur Mexiko bei der OECD-Prognose schlechter ab. Als einziges Land wird für Mexiko kein Anstieg beim Bruttoinlandsprodukt prognostiziert, sondern ein Minus um 1,3 Prozent.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist die bedeutendste Vereinigung westlicher Industrieländer zur Koordinierung der Wirtschafts-, Handels- und Entwicklungspolitik. Sie wurde 1961 gegründet und hat derzeit 38 Mitgliedsländer.

Neuer Schwung durch das geplante Finanzpaket?

Auch für das kommende Jahr hat die OECD ihre Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum leicht gesenkt - von 1,2 auf 1,1 Prozent.

Allerdings ist in den neuen Prognosen das Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur noch nicht berücksichtigt, das Union und SPD am morgigen Dienstag mit den Stimmen der Grünen durch den Bundestag bringen wollen. Sollte das Vorhaben beschlossen werden, könne es sich "signifikant" auf das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr auswirken, schätzen die OECD-Experten Isabell Koske und Robert Grundke. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters gingen beide davon aus, dass öffentliche Investitionen infolge des Finanzpakets steigen und private Investitionen angeregt werden könnten.

Da die Umsetzung der Maßnahmen aber einige Zeit in Anspruch nehmen würde, würden die Effekte im laufenden Jahr wohl jedoch gering ausfallen. Allerdings dürfte die Unsicherheit sinken und das Vertrauen von Investoren und Haushalten zunehmen. Beides könne sich auch schon im laufenden Jahr auf Konsum und private Investitionen auswirken.

"Deutschland kann sich so ein Paket leisten"

Deutschland könne sich so ein Finanzpaket aber durchaus leisten, "da seine Schuldenstandsquote geringer ist als die vieler anderer OECD-Länder", zeigten sich Koske und Grundke überzeugt. Allerdings mahnten beide Experten Strukturreformen an, die mit dem Paket einhergehen müssten, auch "um Spielraum für die Rückzahlung der Schulden zu schaffen". So müsse etwa die Effizienz der Staatsausgaben gesteigert und Ausgaben müssten umgeschichtet werden, zudem müsse die Basis der Steuereinnahmen verbreitert werden.

Nicht nur die OECD, auch das ifo-Institut rechnet im laufenden Jahr kaum mit einer Erholung der deutschen Konjunktur. Für 2025 prognostiziert das Institut nur noch ein minimales Wachstum des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent. Erst im kommenden Jahr werde die Konjunktur wieder zulegen.

Wirtschaftsministerium wenig optimistisch

Die wirtschaftliche Schwäche setzt sich auch nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums derzeit fort. "Die wirtschaftliche Lage ist zu Jahresbeginn 2025 weiter geprägt von hohen innen- und außenpolitischen Ungewissheiten", heißt es im Monatsbericht des Ministeriums. Dies gelte außenpolitisch vor allem mit Blick auf die "sprunghafte US-Handelspolitik" sowie die Perspektiven des Ukraine-Krieges - innenpolitisch hinsichtlich der Ausgestaltung und Umsetzung der finanzpolitischen Pläne von Union und SPD.

US-Handelspolitik schwächt laut OECD globale Wirtschaft

Doch nicht nur mit Blick auf Deutschland rechnet die OECD mit einer schwächeren Wirtschaftsleistung. Auch ihre globale Wachstumsprognose senkte die Organisation und rechnet nun weltweit mit nur noch 3,1 Prozent Wachstum im Jahr 2025. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als in ihrer Prognose vom Dezember.

Als Gründe führte die OECD "höhere Handelsschranken in mehreren G20-Volkswirtschaften" sowie eine "erhöhte geopolitische und politische Unsicherheit" an. Ein deutlicher Seitenhieb in Richtung USA und deren Präsident Donald Trump. Dabei sind nicht alle der von Trump im Zuge seiner strikten Handelspolitik beschlossenen Maßnahmen in die aktuelle Prognose eingeflossen. Die Berechnungen der OECD berücksichtigen zwar die Zölle, welche Trump gegen Mexiko und Kanada erhoben hat, auch wenn Trump diese später teilweise wieder zurückgenommen hat. Nicht aber die erhöhten Einfuhrzölle auf chinesische Waren und auf Stahl- und Aluminiumimporte aus einer ganzen Reihe von Ländern, darunter etwa auch aus der EU.

Und so dämpfte die OECD auch ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in den USA. Für das laufende Jahr prognostiziert die Organisation ein Minus um 0,2 Punkte auf 2,2 Prozent. Wesentlich deutlicher fällt der erwartete Rückgang für das kommende Jahr aus: 2026 könnte das Bruttoinlandsprodukt in den USA aus Sicht der OECD um 0,5 Prozentpunkte auf nur noch 1,6 Prozent sinken.

Cai Rienäcker, Cai Rienäcker, ARD Paris, tagesschau, 17.03.2025 13:35 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. März 2025 um 12:00 Uhr.