VW ID.3 an einer Ladesäule

Verkehrswende Heimische Autokonzerne dominieren den E-Automarkt

Stand: 09.01.2025 11:52 Uhr

Der E-Automarkt in Deutschland schwächelt, darunter leiden vor allem ausländische Konzerne wie Renault und Tesla. Sie verkaufen hierzulande immer weniger Autos, während deutschen Autobauer dominieren.

Die Verkaufszahlen von Elektroautos in Deutschland sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. "Statt des erhofften Elektro-Booms lag das Absatzniveau deutlich unter den beiden Vorjahren", sagt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. Die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos war nach dem vorzeitigen Ende der Kaufprämie im vergangenen Jahr um 27 Prozent eingebrochen.

"Fast alle Hersteller haben das nachlassende Interesse an Elektroautos zu spüren bekommen - allerdings konnten sich insgesamt die deutschen Konzerne in einem sehr schwierigen Marktumfeld gut behaupten, wozu auch attraktive Modelleinführungen beigetragen haben", so Gall.

Deutsche Autobauer im Vergleich vorne

So dominieren heimische Autobauer mittlerweile den Markt für E-Autos in Deutschland: Die deutschen Hersteller konnten ihren Marktanteil 2024 von 49 Prozent auf 61 Prozent steigern, wie aus einer Untersuchung von Daten des Kraftfahrtbundesamts durch die Beratungsfirma EY hervorgeht.

Auch bei den Absatzzahlen stehen die deutschen Marken besser da: Im Marken-Vergleich liegt Volkswagen mit 62.000 verkauften Einheiten klar vorne. Mit Skoda, Audi und Seat finden sich außerdem drei weitere VW-Marken in den Top Ten der meist verkauften E-Autos.

Zwar waren auch die deutschen Autokonzerne nach Angaben von EY von einem Absatzrückgang betroffen - allerdings nur von neun Prozent, während ausländische Marken deutlicher verloren. Besonders stark gingen danach die Verkaufszahlen von Tesla, Stellantis und Renault zurück. Bei Tesla betrug das Minus 42 Prozent, bei Stellantis 66 Prozent und bei Renault 68 Prozent.

Chinesische Konzern können nicht punkten

Bei chinesischen Herstellern fiel das Minus mit 14 Prozent nur etwas kleiner aus als bei den deutschen. Trotz Preisvorteilen konnten sich Konzerne wie Geely, BYD und SAIC jedoch nicht durchsetzen, ihr Marktanteil stieg moderat von acht auf zehn Prozent. Auffallend ist zudem ein schlechteres Abschneiden der Chinesen zum Jahresende: Im vierten Quartal sank ihr Absatz um 17 Prozent und ihr Marktanteil wieder auf acht Prozent.

Jan Sieper von EY erwartet mit Blick auf die Konkurrenz aus Fernost auch im kommenden Jahr zunächst keine Trendwende. "Wir sehen zwar immer wieder erhebliche Bemühungen chinesischer Hersteller, in Deutschland Fuß zu fassen. Bislang sind die Erfolge aber überschaubar - trotz oft guter Ausstattung und günstiger Preise", erklärte er. "Um tatsächlich Erfolg zu haben, brauchen neue Anbieter eine umfassende Strategie und einen langen Atem." Er betont: "Es braucht Zeit, um als neuer Player Vertrauen und Markenloyalität aufzubauen."

Auslandsgeschäft belastet deutsche Hersteller

Während chinesische Hersteller in Deutschland nur schwer Fuß fassen können, liegen die Probleme der deutschen Hersteller vor allem im Ausland und insbesondere außerhalb der EU, "wo deutsche Premium-Elektroautos bei den Verkaufszahlen nicht annähernd an vergleichbare Verbrenner-Modelle heranreichen", so EY-Experte Gall.

"Im neuen Jahr stellt der schwächelnde Absatz von Elektroautos ein potenziell sehr teures Risiko für viele Hersteller dar, die die verschärften Emissionsvorgaben der EU allein nicht erfüllen können, weil sie zu wenige E-Autos verkaufen", sagt Gall. Er rechnet daher neben den angekündigten Poolings mit Preissenkungen und günstigen Finanzierungsangeboten auf breiter Front, während gleichzeitig Verbrenner eher teurer werden dürften.

Stimmung sinkt weiter

Fehlende Aufträge und schlechte Erwartungen für das Auslandsgeschäft hinterlassen ihre Spuren: Die Stimmung in der krisengeschüttelten deutschen Autoindustrie hat sich laut dem ifo-Institut weiter verschlechtert. Der monatliche Index für das Geschäftsklima der Autobranche ist im Dezember 2024 auf minus 34,7 Punkte gesunken nach minus 32,4 Punkten im November, wie die Münchner Ökonomen mitteilten.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut fragt bei den Unternehmen monatlich sowohl die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage als auch die Erwartungen für die nächsten Monate ab. Sind die Firmen mehrheitlich pessimistisch, sind die jeweiligen Indikatorwerte negativ. Im Dezember sind danach die Erwartungen für die nächsten Monate noch einmal deutlich pessimistischer geworden; der entsprechende Indikator fiel von minus 30,9 auf minus 37,1 Punkte.