Ein Flugzeug mit der Aufschrift "Boeing"

Angeschlagener Flugzeug-Hersteller Boeing macht sechsten Jahresverlust in Folge

Stand: 24.01.2025 13:23 Uhr

Die Krise beim US-Flugzeugbauer Boeing spitzt sich zu. Qualitätsmängel, Probleme mit den Zulieferern und die Folgen eines Streiks reißen ein Milliardenloch in die Bilanz. Der Konkurrent Airbus ist enteilt.

Der US-Flugzeughersteller Boeing ist noch tiefer in die Krise geraten und muss im vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres einen Verlust von rund 4 Milliarden Dollar verkraften. Auch der Quartalsumsatz blieb mit 15,2 Milliarden Dollar hinter den Markterwartungen von knapp 16,3 Milliarden zurück.

Bereits in den ersten neun Monaten des vergangenen 2024 waren bei Boeing Verluste von acht Milliarden Dollar aufgelaufen. Deshalb dürfte das Minus an den bisherigen Rekordverlust von zwölf Milliarden aus dem Corona-Jahr 2020 heranreichen. Das Geschäftsjahr 2024 ist damit das sechste Verlustjahr in Folge. Genaue Zahlen will der Konzern am Dienstag in der kommenden Woche vorlegen.

Eine lange Problemliste

Neben den Kosten für den mehr als 50-tägigen Streik in zwei wichtigen Boeing-Werken verweist das Unternehmen zur Begründung auch auf höhere Kosten durch den neuen Tarifvertrag sowie die Probleme bei einem neuen Tank-Flugzeug und dem nächsten Präsidentenflieger "Air Force One". Beide Programme werden deutlich kostspieliger als gedacht, für beide waren Festpreise vereinbart worden.  

Hinzu kommen die anhaltenden Qualitätsmängel, Probleme mit Zulieferern sowie die verschärfte Aufsicht durch die Behörden. Nach dem Zwischenfall im Januar 2024, bei dem aus einer 737 Max im Flug ein türgroßes Rumpfteil herausgebrochen war, hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA dem Hersteller verboten, die Produktion der Flugzeugreihe weiter hochzufahren. Bei Untersuchungen waren erhebliche Mängel in der Produktion und der Qualitätssicherung zutage getreten.   

Vorstandschef sieht "kurzfristige Herausforderungen"

Boeing-Chef Kelly Ortberg, der sein Amt im August des vergangenen Jahres angetreten hatte, sprach von "kurzfristigen Herausforderungen". Man habe aber im vierten Quartal wichtige Schritte unternommen, um das Geschäft zu stabilisieren. Dazu gehörten die Einigung mit den Gewerkschaften im November, nach der die Produktion der Boeing 737, 767 und 777 wieder aufgenommen werden konnte, und die Aufnahme von mehr als 20 Milliarden Dollar an frischem Kapital.

Der Airbus-Rivale operiert seit 2019 im Krisenmodus. Erst hatten zwei Abstürze des Verkaufsschlagers 737 MAX Probleme in der Produktion und mit der Sicherheit der Maschinen offenbart und zu Flugverboten geführt. Der US-Hersteller hatte die Aufsichtsbehörden bei der Abnahme der Modellreihe in die Irre zu führen versucht. Dann kam die Corona-Krise und schließlich der Vorfall aus dem Jahr 2024.

Der einstige Weltmarktführer Boeing hat seine Position als größter Flugzeughersteller deshalb längst an seinen europäischen Rivalen Airbus verloren. Im vergangenen Jahr fiel der US-Konzern weiter zurück. Mit nur noch 348 ausgelieferten Passagier- und Frachtjets kam Boeing auf nicht einmal halb so viele Maschinen wie der Konkurrent, der seine Auslieferungen auf 766 Maschinen steigerte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Januar 2025 um 13:09 Uhr.