Hinweisschilder auf ein Laptopverbot im Café Espressito in Köln.

Digitale Nomaden Warum immer mehr Cafés Laptops verbieten

Stand: 22.03.2025 08:30 Uhr

Das Homeoffice ins Café verlagern - das ist schon längere Zeit beliebt. Die Folge: Tische bleiben lang besetzt, konsumiert wird aber wenig. Einige Gastronomen greifen zu Verboten, andere finden kreative Lösungen.

Von Charly Neyens, WDR

Eine auf den ersten Blick unscheinbare Kaffeebar auf den Kölner Ringen. Doch beim Betreten fällt der Blick schnell auf viele rote Hinweise, die in jeder Ecke stehen. Notebooks sind hier unerwünscht, kein flimmernder Bildschirm weit und breit. Stattdessen reger Austausch unter den Gästen. Vor sieben Jahren hätte das womöglich noch anders ausgesehen, kurz bevor Inhaber Volkan Acar das Laptopverbot aussprach.

Damals habe der Zustrom an Laptop-Nutzern dermaßen zugenommen, sodass nicht einmal seine Stammkunden Tische bekommen hätten. "Die haben halt zu viel Platz für sich eingenommen, und das hat einfach dem Geist vom Espressito entgegengestanden", so der Barista. Sein Umfeld habe ihn zu Beginn noch ausgelacht, doch auch andere Cafés schlagen nun eine ähnliche Richtung ein.

Weniger Umsatz, mehr unzufriedene Gäste

Katrin Koch gehört in Hamburg das Café kropkå, und sie kennt das Problem ebenfalls. Hier haben vor allem nach der Pandemie die Leute den Ort offenbar als Homeoffice-Alternative entdeckt. Festplatten, Headsets und Verlängerungskabel: Plötzlich habe das Lokal einem Großraumbüro geglichen. Für die gelernte Barista ist das nicht mehr hinnehmbar: "Die sitzen teilweise vier, fünf, sechs Stunden, trinken einen Kaffee, bringen teilweise noch selbst Getränke mit."

Volkan Acar kümmere hingegen nicht, wie häufig seine Kundschaft den Kaffee nachbestellt. Er setze lieber auf wiederkehrende Klientel, die den Flair in seinem Kaffeehaus zu schätzen weiß. Für ihn stehe die Atmosphäre zum Wohlfühlen im Vordergrund - die Energie des Raumes, wie er es nennt: "Ein Laptop-Kunde, der gestresst ist, wird den ganzen Raum brechen."

Cafés mit Laptopverbot immer noch selten

Nicht weit weg in einem Coffeeshop in der Kölner Breite Straße ändert sich das Bild. Hier stehen auf vielen Tischen Laptops. Der Manager möchte nicht namentlich erwähnt werden - aus Angst, dass noch mehr digitale Fernarbeiter zu ihm kommen. Noch hat er ihnen nämlich keine Grenzen gesetzt: "Ich möchte das nicht verbieten, denn wenn du ein Kunde bist, ist es mir egal, was du mit deiner Zeit machst." Trotzdem spiele er mit dem Gedanken, künftig eine Grenze zu ziehen. Denn auch ihm falle auf, dass die Laptop-Kundschaft in der Regel länger bleibt und weniger konsumiert.


Malyk Jordan bleibt auch mal für einen kompletten Arbeitstag im Café und kommt fünf bis sechs Mal die Woche her. "Ich zwinge mich nicht, hier zu konsumieren, aber ich schätze, dass ich jede Stunde etwas bestelle", erzählt der 33-jährige Musikproduzent. Er verstehe jedoch, dass Gäste seiner Art vor allem kleineren Cafés zu schaffen machen. Seine Freundin gesellt sich an manchen Tagen mit ihrem Laptop zu ihm. Auch sie teilt das Verständnis für Laptopverbote, findet es andererseits aber auch schade, da sie selbst gelegentlich gerne aus dem Café arbeitet.

Unverständnis bei Kunden: Wer hat recht?

Im Internet machen Kunden ihren Frust in Rezensionen deutlich: "Sie lassen dich keinen Laptop benutzen, selbst wenn der Raum völlig leer ist, das ist einfach ein Witz." Ein anderer unzufriedener Gast schreibt, dass er sich diskriminiert fühlt, weil er nicht in das Raster des Coffeeshops passt.

In so einem Fall müssen Kunden auf eine Alternative ausweichen, denn Laptopverbote sind rechtens. Die Gastronomen haben immer noch das Hausrecht und können über ihre eigenen Regeln entscheiden. "Wenn zum Betriebskonzept gehört, dass sich die Gäste austauschen und nicht durch Bildschirme Dritter abgelenkt sind, dann ist auch das ein legitimer Grund", sagt Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband.

Ausnahmeregeln als Kompromisslösung

Bei Katrin Koch im Hamburger Viertel Eimsbüttel sind die Laptops noch nicht ganz verboten, zumindest aber geregelt. Nur dienstags und freitags dürfen Kunden ihre Computer nutzen, solange sie in der dafür bestimmten Zone am Fenster sitzen. Am Wochenende sind die Geräte dann ganz tabu. Dem Café scheint das nicht zu schaden, denn fast alle Tische sind belegt.

Volkan Vacar ist da strenger. Ausnahmen gibt es bei ihm bis heute nicht, da er diese Grauzonen für sinnlos hält: "Ich finde, ein Betreiber macht sich damit sehr viel Kopfschmerzen." Zu schwierig sei die Kommunikation mit den Gästen, zu gering deren Verständnis. Zwar verstehe der Café-Inhaber diejenigen, die mit dem Laptop arbeiten wollen; doch für eine Lösung sei es jetzt zu spät. "Pack oldschoolmäßig Stift und Papier aus, aber der Laptop, der bleibt leider geschlossen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 21. März 2025 um 08:24 Uhr.