Neubau mit Baugerüsten in Schleswig.

Steigende Bauzinsen So wirkt das Finanzpaket auf den Immobilienmarkt

Stand: 19.03.2025 15:44 Uhr

Das geplante deutsche Schuldenpaket hat Folgen bei Baukrediten. An den Renditen für zehnjährige Bundesanleihen orientieren sich die Hypothekenzinsen. Wie schätzen Experten die Lage ein?

Von Volker Hirth, hr

Nach jahrelanger Stagnation geht es wieder bergauf: Die Baugenehmigungen für Ein-Familienhäuser sind im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 22 Prozent gestiegen, bei Mehrfamilienhäusern waren es sechs Prozent. Möglicherweise ist das ein Strohfeuer, denn die Zinsen steigen.

Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank hatten eigentlich vor, im April den Leitzins noch einmal zu senken. Ascan Iredi vom Vermögensverwalter Plutos schließt das jetzt aus: "Eigentlich wären niedrige Zinsen möglich. Fakt ist aber, dass man jetzt Angst hat vor der großen Schuldenaufnahme und deswegen gerade bei den längeren Laufzeiten von Hypotheken beobachten muss, wie die Zinsen steigen." Sprich: Die negativen Auswirkungen auf Baukredite seien längst da.

Alles nicht so schlimm?

Nicht so schlimm, sagt Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Er meint, dass die Kreditzinsen wieder etwas anziehen, sei zwar natürlich ein Dämpfer, aber bis jetzt halte sich das noch im Rahmen. Er spricht in etwa von 30 Basispunkten - das ist etwas weniger Anstieg als bei den Bundesanleihen.

30 Basispunkte mehr bedeutet, dass die Bauzinsen von vormals 3,1 auf 3,4 Prozent im Schnitt gestiegen sind. Bei den Bundesanleihen erwarten einige Finanzinstitute eine Steigerung um möglicherweise einen Prozentpunkt von derzeit knapp drei auf vier Prozent.

Fallen Bundesanleihen auf Ramschniveau?

Bundesanleihen sollen helfen, das vom Bundestag verabschiedete Finanzpaket zu stemmen. Der Staat leiht sich Geld vom Bürger oder Großinvestoren. Die wollen eine entsprechende Gegenleistung, nämlich ordentlich Zinsen. Das bedeutet aber auch, dass der Kurs von aktuellen Anleihen sinkt.

Und genau hier müsse man aufpassen, mahnt Iredi: "Reformen müssen sein, keine Frage - um uns nicht in die Lage zu bringen, dass die Zinsen weiter steigen. Gerade Deutschland mit einem sehr sehr guten Rating von AAA für die Verschuldung könnte Gefahr laufen, das aufzugeben."

Doch da hält Michael Voigtländer dagegen. Seiner Einschätzung nach werden Staatsanleihen nicht auf Ramschniveau sinken. Der Zinsanstieg sollte in einem Rahmen bleiben, der eine Investition in Immobilien noch immer attraktiv mache - gerade angesichts steigender Mieten, aber auch steigender Löhne. So dürfte es für Investoren und Selbstnutzer attraktiv bleiben, Wohneigentum zu kaufen.

Problem Baustandards

Voigtländer sieht vielmehr ein Problem bei den Baustandards. Der Bausektor müsse dereguliert werden. Die Auflagen seien zu hoch und schreckten ab. Einfacher bauen würde bedeuten, dass es schneller und günstiger gehen werde. Bei einigen Anforderungen werde übertrieben.

Da seien zum Beispiel die Schallschutzstandards, auch für Balkone, sagt Voigtländer. Da müsse immer dicker gebaut werden, um den Schallschutz zu erfüllen. Oder er nennt die Energieeffizienz, bei der immer weiter draufgesattelt wurde.

"Da muss endlich mal Bewegung reinkommen, und wir müssen uns genauer überlegen: Was sind eigentlich die Ziele die wir im Wohnungsbau haben, und wie können wir sie erreichen? Und wo können wir einfach deregulieren?", so Voigtländer.

Kritik an den Baukosten

Die Preise beim Bau von Wohnungen und Häusern seien derzeit zu hoch, so Voigtländer - er sieht aber durchaus Potenzial, davon wegzukommen: seiner Meinung nach sind niedrigere Preise unabdingbar, um die Bauleistung zu steigern.

Voigtländer hält eine Senkung um 2.000 Euro Baukosten pro Quadratmeter für möglich. Baustandards senken, dadurch billiger und mehr bauen: Das ist seine Forderung. So könne man einen merklichen Anstieg der Baukosten verhindern, sodass die Investition in Immobilien attraktiv bleibe - trotz steigender Zinsen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 19. März 2025 um 13:35 Uhr.