Jens Eskelund

Geschäftsklima Miese Stimmung bei europäischen Firmen in China

Stand: 28.05.2025 13:47 Uhr

Die konjunkturelle Lage in China lässt europäische Unternehmen dort pessimistisch in die Zukunft schauen. Ein erbitterter Preiskampf drückt die Gewinne, die Investitionen sinken auf ein Rekordtief.

Die Stimmung unter europäischen Firmen in China ist einer Umfrage zufolge auf einem Tiefpunkt. Nur noch 29 Prozent der Unternehmen sind hinsichtlich ihrer Wachstumsaussichten in der Volksrepublik für die kommenden zwei Jahre optimistisch.

Dies zeigt die Geschäftsklimaumfrage der Handelskammer der Europäischen Union in China, die Interessenvertretung hat knapp 1.700 Mitglieder. Damit hat sich die Stimmung im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um drei Prozentpunkte eingetrübt.

Die Tage hoher Profite sind Geschichte

Die US-Zölle, aber auch Entwicklungen in der EU hätten zur Verunsicherung beigetragen, sagte Kammerpräsident Jens Eskelund in Peking. "Diese Unbeständigkeit, die dem Geschäft so sehr schadet, macht es schwierig, optimistisch zu bleiben." Die Planbarkeit und Verlässlichkeit des Marktes hatten China attraktiv gemacht, und Firmen verdienten dort gutes Geld. "Aber es scheint, die Tage hoher Profite und sich füllender Bankkonten mit wenig Mühe sind vorbei", meint Eskelund.

Von den 503 an der Umfrage beteiligen Firmen sorgen sich die meisten um die wirtschaftliche Lage Chinas. Dort bleibt die Nachfrage schwach, auch als Folge der Krise in dem für die Wirtschaftsleistung wichtigen Immobiliensektor. Aufgrund der Krise auf dem Immobilienmarkt neigen die Verbraucherinnen und Verbraucher zu sparen und konsumieren weniger.

Hinzu kommt, dass Chinas Firmen zur stärkeren Konkurrenz werden und in vielen Branchen ein erbitterter Preiskampf herrscht, der auf die Gewinne drückt. Pekings "häufige und undurchsichtige" Änderungen von Regelungen verunsichern die Firmen laut der Kammer zusätzlich. Für einige Unternehmen erschwere zusätzlich eine "Politisierung" ihrer Branche das Geschäft.

Drohender Produktionsstopp in Europa

Da die EU-Handelskammer ihre Mitglieder zwischen Januar und Februar befragt hatte, ist die Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China noch nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen.

In den chinesischen Exportkontrollen auf Seltene Erden und Magnete, die China im April im Zuge des Handelsstreits mit den USA einführte, sieht Eskelund aber ein großes Problem. "Das hat echte, sofortige und tiefgreifende Auswirkungen auf viele europäische Firmen."

Noch in dieser Woche könnte Firmen in Europa, deren Bestände zur Neige gingen, ein Produktionsstopp drohen und hohe Kosten verursachen. China bearbeite die komplizierten Anträge zur Ausfuhr der wichtigen Rohstoffe nicht schnell genug, sagte Eskelund. Ihm zufolge beweist das, dass Europa sein Risiko einer Abhängigkeit von China mindern müsse.

Investitionen fließen nach Europa

Die Folge der schwierigen Lage für EU-Unternehmen in China ist, dass nicht einmal jede vierte von zehn Firmen dort in diesem Jahr weiter investieren will, wie die Umfrage zeigt - ein Rekordtief. Zudem plant rund die Hälfte Kostensenkungen, was der Kammer zufolge in vielen Fällen Stellenabbau bedeutet.

Die Investitionen fließen stattdessen nach Europa. Mehr Unternehmen passen zudem ihre Lieferketten zum Schutz vor geopolitischen Risiken an. Viele lokalisieren ihr Geschäft und produzieren in China für China. Andere Firmen verlagern ihre Lieferketten in Teilen nach Europa oder Südostasien.