
Augen unter Dauerstress Warum immer mehr Kinder eine Brille brauchen
Wer als Kind oder junger Erwachsener lange liest oder am Bildschirm arbeitet, wird eher kurzsichtig. Doch es gibt einen einfachen Weg gegenzusteuern.
Besonders gut sehen unsere Augen in die Ferne. Unser modernes Leben spielt sich allerdings überwiegend in Räumen und seit den 1990er-Jahren oftmals am Bildschirm ab. Die lange Nutzung von Smartphones, aber auch das Lesen vieler Bücher, können in jungen Jahren zu Kurzsichtigkeit führen.
Den Zusammenhang hat Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, vor Kurzem bei einer Veranstaltung der Stiftung Auge mit Verweis auf aktuelle Untersuchungen erklärt. Die gute Nachricht: Es gibt ein einfaches Mittel, um Kurzsichtigkeit zu verhindern.
Je mehr Naharbeit, desto schlechtere Augen
Mediziner Pfeiffer braucht eine Brille. Er sei schon als junger Mann im Medizinstudium kurzsichtig geworden, sagt er, als er täglich viele Stunden in kleingedruckten Medizinbüchern gelesen habe. Inzwischen weiß er, was damals mit seinen Augen passiert ist: "Das Auge reagiert. Es stellt sich auf etwas ein, was in der Nähe ist. Und das kann es nur dadurch tun, dass es in die Länge wächst. Je mehr Naharbeit ich mache, umso kurzsichtiger werde ich. Denn unsere Augen sind eigentlich für die Fernsicht konstruiert."
Wer zum Beispiel ständig seine Nase in Bücher steckt, müsse mit Kurzsichtigkeit rechnen, sagt Pfeiffer. Am einfachsten sieht man das an den Schulzeiten in Deutschland: Wer einen Hauptschulabschluss hat, sei statistisch gesehen höchstens halb so kurzsichtig wie jemand, der ein Abitur hat, und geht man noch auf die Universität, würde man noch mal kurzsichtiger, sagt er.
Das Auge kann sich nach Angaben von Wissenschaftlern nur in jungen Jahren verformen. Erwachsene können zwar auch eine Art Muskelkrampf spüren, wenn sie zum Beispiel zu lange auf das Smartphone starren, aber dieser Krampf löst sich nach ein paar Stunden wieder.
Je länger die Bildschirmzeit, desto höher das Risiko
Auch Kinder und Jugendliche, die stundenlang auf ihr Smartphone schauen, riskierten, kurzsichtig zu werden, so der Augenmediziner. Das zeige auch eine aktuelle Studie aus Südkorea.
"Das Ergebnis dieser Studie ist, dass bis zu einer Stunde Arbeit am Bildschirm wahrscheinlich kaum eine Kurzsichtigkeit hervorruft”, erklärt Pfeiffer. Danach gehe es aber steil hoch. Die Studie zeigt, dass besonders bei jüngeren Kindern das Risiko, bei langer Bildschirmnutzung kurzsichtig zu werden, besonders hoch ist.
Natürlich gäbe es Brillen und Kontaktlinsen, mit denen Kurzsichtigkeit behoben werden könne, aber nicht die damit verbundenen Gesundheitsgefahren, sagt Pfeiffer: "Erst mal: Man sieht schlechter, Kurzsichtige haben mehr Unfälle. Das Zweite ist, man bekommt häufiger eine Netzhautablösung - das ist eine gefährliche Erkrankung. Und auch häufiger ein Glaukom" - eine auch als "Grüner Star" bekannte Augenerkrankung, bei der der Sehnerv geschädigt wird.
So lässt sich Kurzsichtigkeit vorbeugen
Die Forschung zeigt aber auch, dass es wohl ein einfaches Mittel gegen Kurzsichtigkeit in jungen Jahren gibt: Einfach jeden Tag zwei Stunden raus an die frische Luft gehen, empfiehlt Mediziner Pfeiffer:
"Wir können alle was tun, indem wir die Bildschirmarbeit und vor allem die Smartphonezeit bei Kindern begrenzen. Wir sind noch nicht sicher, ob es das starke Licht ist oder ob es ist, weil wir dann den Blick in die Ferne schweifen lassen oder ob es vielleicht auch die Bewegung ist. Aber zwei Stunden am Tag draußen sollte man verbringen.“
Augen im Sommer vor Sonne schützen
Jugendliche tendieren eher dazu, zwei Stunden pro Woche und nicht am Tag draußen zu verbringen, so Pfeiffer. Unsere Eltern und Großeltern hatten also wohl recht, wenn sie sagten, "geh mal raus, das tut dir gut". Aber warum dann nicht einfach gleich zusammen mit den Kindern raus gehen und in die Ferne schweifen?
Im Sommer sollte allerdings eins nicht fehlen: die Sonnenbrille. "Jeder, der mal einen Gartenstuhl ein Jahr hat draußen stehen lassen, weiß, wie das ausbleicht, wie das Material leidet. Das passiert - nicht so stark - aber grundsätzlich auch am Auge. Deshalb sollten wir unsere Augen vor starkem Sonnenlicht schützen", empfiehlt Pfeiffer.