Ein fleischfressenden Strudelwurm.

Invasive Art Fleischfressende Strudelwürmer breiten sich aus

Stand: 27.01.2025 11:13 Uhr

Sie sondern giftigen Schleim ab und haben kaum Fressfeinde: Strudelwürmer stammen eigentlich aus den Tropen und Subtropen - breiten sich aber auch hierzulande immer weiter aus.

Von Sebastian Kirschner und Sylvaine von Liebe, BR

Wenn neue Tierarten in Deutschland entdeckt werden, ist das nicht immer positiv. So ist es auch bei den fleischfressenden Strudelwürmern, die immer häufiger in Deutschland auftauchen. Strudelwürmer sind eine Klasse der Plattwürmer.

Die Strudelwürmer, die an ein Leben an Land angepasst sind, gehören zur Familie der Landplanarien. Sie sind eigentlich in tropischen und subtropischen Regionen heimisch, in Australien oder Brasilien etwa. Doch aufgrund des zunehmend milden Klimas verbreiten sie sich immer mehr auch in Deutschland und ganz Europa.

Immer mehr Arten von Landplanarien in Deutschland

Bis 2022 waren erst drei Arten der gebietsfremden Landplanarien in Deutschland nachgewiesen, mittlerweile sind es laut der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) und des "Haus des Meeres" in Wien bereits neun Arten.

In Europa sind in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt sogar mindestens 25 dieser nicht heimischen Arten aufgetaucht und breiten sich immer weiter aus. In einer neuen Studie haben Forschende um Frank Glaw vom SNSB-ZSM speziell die bisherigen Funde der eingeschleppten Strudelwürmer in Deutschland und Österreich zusammengefasst.

Strudelwurm Caenoplana variegata kann im Freiland überleben

Vor allem eine Art bereitet Sorge: die Spezies Caenoplana variegata, die aus Australien stammt und bei uns im Freiland überleben kann. Der Strudelwurm wurde erstmals im September 2023 in Deutschland entdeckt. In Korschenbroich-Kleinenbroich, einem kleinen Ort in Nordrhein-Westfalen in der Nähe von Mönchengladbach.

Laut Frank Glaw ist das schleimige schwarze Tier mit dem leuchtend grün-braunen Streifen auf dem Rücken, wie generell alle Strudelwurmarten, nicht gerade harmlos.

Strudelwürmer sind Fleischfresser, die sich leicht vermehren

"Im Unterschied zu den Würmern sind das Fleischfresser", erklärt Glaw. Das heißt: Strudelwürmer ernähren sich hauptsächlich von anderen Bodenbewohnern - wie Regenwürmern, Maden, Schnecken und Kellerasseln. Wegen ihres giftigen Schleims, den sie über die Haut absondern, haben Strudelwürmer kaum Fressfeinde. Und sie besitzen eine außerordentliche Regenerationsfähigkeit: Wird ein Strudelwurm in zwei Stücke zerteilt, können daraus zwei Tiere entstehen.

Mittelfristig könnten die Strudelwürmer die Fruchtbarkeit unserer Böden gefährden, befürchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Glaw.

Fleischfressende Würmer gelangen mit Pflanzen nach Deutschland

Glaw und sein Team vermuten, dass die Strudelwürmer vor allem über den internationalen Pflanzenhandel in gebietsfremde Gegenden wie Deutschland oder Österreich gelangen. Laut Glaw tauchen sie insbesondere in Gewächshäusern oder Gartencentern auf. Er rät deshalb dazu, unter die Pflanzentöpfe zu schauen, "ob sich da solche Planarien versteckt haben".

In Österreich wurde sogar ein lebender Strudelwurm auf dem Rücken eines Wellensittichs gesichtet. Deshalb wird in der Arbeit von Glaw und seinem Team auch diskutiert, ob die Würmer Vögel und andere Tiere zum Transport in andere Gebiete nutzen können. Ganz auszuschließen sei das nicht, meinen die Forschenden, zumal sich Strudelwürmer rein theoretisch mit ihrem klebrigen Schleim an andere Tiere heften könnten. Trotzdem hält das Team um Glaw den Fund auf dem Rücken des Vogels für eher zufällig.

Ihre Mithilfe ist gefragt: Melden Sie Strudelwürmer!

In Deutschland und Österreich ist die Anzahl der erfassten nicht heimischen Strudelwürmer im Vergleich zu den Nachbarländern gering, stellten die Forschenden in ihrer Studie fest. In Frankreich, den Niederlanden und Belgien etwa hätten sogenannte Citizen-Science-Projekte, bei denen die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen werden, beim Auffinden der Tiere mitzuhelfen, zu einem besseren Wissensstand über die Würmer geführt, sagt Glaw. Deshalb sei es wichtig, mehr über die Verbreitung der Tiere auch bei uns zu erfahren.

Die Forschenden sind auf Mithilfe angewiesen. Sie bitten darum, Sichtungen der Tiere mit Foto und Angabe des Fundortes den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) zu melden, am besten über diese Email-Adresse: landplanarien@snsb.de

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der BR am 24.01.2025 um 06:14 Uhr in Wissen kompakt.