Großrechner "Hunter" in Stuttgart

Technik Superrechner "Hunter" in Stuttgart gestartet

Stand: 16.01.2025 16:35 Uhr

Wie strömt Blut durch eine Arterie? Wie wird ein Windpark besonders effizient? Leistungsstarke Rechner können diese Fragen beantworten - auch der neue Supercomputer "Hunter" in Stuttgart.

Von Stefan Troendle, SWR

Das Höchstleistungsrechenzentrum HLRS der Uni Stuttgart nimmt einen neuen Superrechner in Betrieb - mit beeindruckender Rechenleistung: Würde der Computer namens "Hunter" so viele Rechenoperationen erhalten, wie Sekunden seit dem Urknall vergangen sind, dann wäre der Stuttgarter Supercomputer damit binnen einer Sekunde fertig. Nur zwei andere Rechner in Deutschland sind noch ein bisschen schneller.

Was kann der Supercomputer "Hunter" berechnen?

Der neue 15 Millionen Euro teure Computer ermöglicht Berechnungen, die so bisher nicht möglich waren, zum Beispiel: Wie belastbar sind neue Materialien - beispielsweise im Flugzeugbau? Wie breiten sich Pandemien aus und wie ausgelastet sind die Intensivstationen? Und wie verändern sich Wetterphänomene wegen des Klimawandels? All das sind Prozesse, die mit genügend Leistung berechnet werden können. Hunter ermöglicht groß angelegte, hochmoderne Anwendungen für Simulation, künstliche Intelligenz (KI) und Datenanalyse.

So schnell ist "Hunter"?

Hunters Vorgänger "Hawk" war bis vor fünf Jahren der schnellste Rechner Deutschlands. Im letzten Jahr begann der Abbau. Das HLRS in Stuttgart brauchte Platz für ein neues System. "Hunter" ist rund doppelt so schnell und in Sachen Geschwindigkeit nach den beiden Rechnern am Forschungszentrum Jülich deutschlandweit aktuell auf Platz drei.

Solche neuen Rechner haben drei Vorteile, sagt HLRS-Chef Michael Resch: Es lasse sich erstens mehr damit machen, weil mit schnelleren Computern mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt werden könnten. Zweitens könnten Berechnungen detaillierter ausgeführt werden - mit mehr Gitterpunkten, was beispielsweise eine höhere Auflösung bei Klimamodellen bedeuten würde. Drittens ließen sich auch neue Dinge ausprobieren.

Beispielsweise könne der Computer Blutströmungen in den Arterien berechnen. Damit lasse sich besser verstehen, warum manche Patienten einen Schlaganfall bekommen und manche nicht.

Rechenleistung von rund einer Million Smartphones

"Hunter" ist nicht nur schneller, er verbraucht im Vergleich zu seinem Vorgänger "Hawk" auch nur ein Fünftel der Energie. Dabei hat er hat die Kapazität von rund einer Million Smartphones. Dafür ist "Hunter" allerdings auch größer und so schwer, dass er nicht mehr in den Aufzug passt. Die Anlieferung war aufwendig. Die Bedienung des Superrechners ist dagegen recht einfach. Ein Notebook mit Zugangscode reicht aus.

Simulation von Feinstaubbelastung

Was Höchstleistungsrechner alles können, demonstriert Andreas Ruopp in der sogenannten Cave, dem Vorführraum des HLRS. Dort sind unterschiedliche Simulationen möglich - künftig noch genauer und schneller: In einer Wettersimulation zum Beispiel wird die Stickoxid- und Feinstaubbelastung Stuttgarter Neckartor farblich markiert - wegen der Kessellage die ehemals dreckigste Straßenkreuzung Deutschlands, wenn es um Feinstaub geht. So kann man sehen, was Wind, Wetter und alte Diesel bewirken.

Anwendung auch in der Industrie

Das HLRS stellt seine Rechner auch 75 Industriepartnern zur Verfügung. Denn auch das ist eine Aufgabe des HLRS, dessen Rechner nicht nur superschnell sind - sondern auch superteuer. Unternehmen, für die eigene Großrechner nicht bezahlbar sind oder sich nicht lohnen, können die Systeme zu kommerziellen Zwecken nutzen von Porsche bis zum Maschinenbauer Trumpf.

Nächster Superrechner „Herder“ bereits bestellt

"Hunter" ist nur ein Zwischenschritt. Den Nachfolger hat die Uni Stuttgart gleich mitbestellt. Wieder getauft auf einen Namen, der klassisch mit "H" beginnt: "Herder" heißt das Modell mit besonders großer Rechenleistung. Es kommt in zwei Jahren und ist noch zehn- bis 15-mal schneller.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR Aktuell Baden-Württemberg am 16. Januar 2025 um 18:00 Uhr.