
Suche nach Reizwörtern Warum löscht die US-Regierung Archivbilder?
Diversität, Gleichheit, Inklusion - für die Trump-Regierung sind das Reizwörter. In Archiven läuft daher eine umfassende Löschaktion. Sie trifft selbst ein historisches Flugzeug - benannt nach einer Frau namens Gay.
In Archiven in den USA läuft eine großangelegte Löschaktion. Hintergrund ist das Vorgehen des US-Präsidenten Donald Trump gegen Diversität, Gleichheit und Inklusion - also gegen Frauen, Schwule, Lesben oder Transgender, gegen Minderheiten, gegen Behinderte.
Die "Enola Gay" war das Flugzeug, das am 6. August 1945 die erste Atombombe der Welt abgeworfen hat - auf Hiroshima. Die nach der Mutter des Piloten getaufte Maschine ist aus den staatlichen US-Archiven verschwunden, vermutlich, weil der Begriff "gay" auch schwul bedeutet.
Archivbilder von Indigenen ebenfalls betroffen
Laut dem Züricher Medienwissenschaftler Roland Meyer wurden zeitweise wohl auch Bilder der Navajo Code-Talkers gelöscht. "Das sind jene Native Americans, die im Zweiten Weltkrieg für die Armee geheime Botschaften verschlüsselt haben, einfach aufgrund ihrer ganz besonderen Sprachkenntnisse. Da wurde die Seite allerdings nach Protesten wohl wieder online gestellt", sagt Meyer.
Gegen Diversität, Gleichheit und Inklusion
Auch viele Fotos von schwarzen Kriegshelden verschwinden und Forschungsanträge werden auf vermeintlich verdächtige Begriffe gescannt. Immer geht es um Diversität, Gleichheit und Inklusion.
Medienwissenschaftler Meyer meint, auch von den Webseiten der Regierungsbehörden verschwinde alles Mögliche. "Alles, was nur entfernt mit der Sichtbarmachung von Frauen, von Schwulen, von Schwarzen zu tun hat. De facto ist das tatsächlich der Versuch, weiße, männliche Vorherrschaft durchzusetzen auf allen Ebenen und mit sehr radikalen Mitteln."
Wie ist KI betroffen?
Die Säuberung der Archive birgt aber noch eine andere Gefahr, sagt Roland Meyer. Sie verändere die Trainingsgrundlage für die sowie schon männlich dominierte künstliche Intelligenz.
"Diese Bildgeneratoren haben ja ohnehin schon ein massives Problem mit rassistischer und sexistischer Diskriminierung. Das sind Klischee-Maschinen, die aber tatsächlich auch Stereotype sehr stark wiederholen und verstärken." Meyer meint: "Beim Befehl 'Zeig mir einen Soldaten' wäre dieser dann mit ziemlicher Sicherheit weiß."
"Daten sollen auf ausländischen Servern gerettet werden"
Unklar ist: Was verschwindet vorübergehend von den Websites, und was wird tatsächlich dauerhaft gelöscht? Meyer sagt, dass die berühmte Internet-Archive-Datenbank aus Kaliforniern damit beginnt, ihre Server in Kanada zu spiegeln - zur Sicherheit. Er selbst befürwortetet Archive, die in Europa angesiedelt sind.
"Hier wird, wie es auch in totalitären Systemen zu beobachten ist, Geschichte umgeschrieben. Und eben auch Verhinderung und Behinderung von Forschung, die Vernichtung von Wissen. Das ist erschreckend", sagt Medienwissenschaftler Meyer.