Feuer bei Los Angeles Weitere Todesopfer und schwere Vorwürfe
Auch wenn Helfer erste Erfolge vermelden - die Brände um Los Angeles wüten weiter. Die Zahl der Toten stieg auf elf - befürchtet werden noch mehr. Die Feuerwehrchefin erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung.
Auch nach Tagen sind die verheerenden Feuer rund um die US-Metropole Los Angeles nicht gelöscht. Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg auf elf. Jedoch befürchten die Behörden, dass sich die Zahl weiter erhöht, sobald Ermittler die teilweise völlig verwüsteten Gebiete gefahrlos erreichen können.
Drei Feuer sind weiterhin außer Kontrolle, darunter das besonders heftige "Palisades Fire" im Stadtteil Pacific Palisades. Die Feuerwehrbehörde weitete dort die Evakuierungsanordnung am frühen Morgen auf weitere Gebiete aus. Der Bezirk Los Angeles hatte kurz zuvor wegen der gefährlichen Rauchentwicklung den örtlichen Gesundheitsnotstand ausgerufen, wie der Fernsehsender CNN berichtete.
Erste Fortschritte bei Löscharbeiten
Die nachlassenden Winde hatten den Helfern zu ersten Erfolgen bei den Löscharbeiten verholfen: Zwei der größten Brandherde, das "Hurst Fire" und das "Lidia Fire", konnten weitgehend eingedämmt werden. Eine Abschwächung der Winde dürfte den Feuerwehrleuten am Boden zudem entscheidende Unterstützung aus der Luft bringen, da die Flugzeuge Wasser und Löschmittel auf die brennenden Hügel abwerfen können.
Doch Wetterexperten warnen vor wieder erstarkenden Böen am Wochenende. "Die Situation ist weiterhin sehr gefährlich", sagte die Chefin des US-Katastrophenschutzes FEMA, Deanne Criswell.
Im Zusammenhang mit dem "Hurst Fire" im Stadtteil Sylmar untersucht die Feuerwehr nach eigener Aussage eine mögliche Ursache. Es geht um eine herabgefallene Leitung, die in der Nähe eines Masts entdeckt wurde, wie das kalifornische Unternehmen SCE mitteilte. Die Brandschutzbehörden untersuchen, ob der Brand womöglich dadurch ausgelöst worden war. Ob der Leitungsschaden jedoch vor oder nach Ausbruch des Feuers entstanden sei, wisse SCE nicht, teilte die Firma mit.
Mehr als 12.000 Gebäude zerstört
Nach Schätzungen der FEMA wurden mehr als 12.000 Gebäude durch die Brände zerstört oder beschädigt. Rund 58.000 weitere sind demnach gefährdet. Seit Dienstag gingen demnach rund 15.000 Hektar Land in Flammen auf. Für mehr als 100.000 Bewohner galt weiterhin eine Evakuierungsanordnung, Zehntausende weitere Menschen sind gewarnt.
Der private Wettervorhersagedienst AccuWeather schätzte den Schaden und den wirtschaftlichen Verlust durch die Brände auf bis zu 150 Milliarden Dollar (146 Milliarden Euro).
Feuerwehrchefin kritisiert Budgetkürzungen
Unterdessen gibt es angesichts des Ausmaßes der Brände Schuldzuweisungen. Die Leiterin der Feuerwehr von Los Angeles, Kristin Crowley, machte der Stadtverwaltung schwere Vorwürfe. Die Kürzung der Haushaltsmittel für die Feuerwehr um 17 Millionen Dollar (16,5 Millionen Euro) wirke sich jetzt negativ auf die Fähigkeit ihrer Behörde aus, die Brände zu bekämpfen, beklagte sie im US-Fernsehsender CNN. "Wir können den jetzigen Zustand nicht länger aufrechterhalten. Wir haben nicht genug Feuerwehrleute", sagte sie.
Sie habe immer wieder bei Budgetanforderungen darauf hingewiesen, dass ihre Behörde unterbesetzt und unterfinanziert sei, beklagte Crowley. Es würden 62 zusätzliche Feuerwachen benötigt. Die Zahl der Einsätze sei seit 2010 um 55 Prozent gestiegen, die Zahl der Feuerwehrleute aber gesunken, erklärte sie. "Zusätzliche Ressourcen werden uns bei der aktuellen Katastrophe helfen", so Crowley. "Aber in Zukunft kann das überall in der Stadt Los Angeles passieren, und wir müssen vollständig finanziert und unterstützt werden", forderte sie.
Gouverneur lädt Trump nach Kalifornien ein
Unter Kritik geraten war auch der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom. Der designierte US-Präsident Donald Trump gab ihm bereits vor Tagen die Verantwortung für das verheerende Ausmaß der Feuer. Konkret kritisierte der Republikaner über sein Online-Sprachrohr Truth Social Wassersparmaßnahmen Newsoms und warf ihm vor, dass ihm die Menschen in dem US-Bundesstaat egal seien. Trump hatte in der Vergangenheit schon häufiger gegen den prominenten Gouverneur gewettert und dessen Politik als radikal bezeichnet.
Nun reagierte Newsom auf die jüngste Kritik und lud Trump ein, das Katastrophengebiet zu besuchen. Dabei könne Trump sich mit eigenen Augen ein Bild von der Verwüstung machen, gleichzeitig den heldenhaften Feuerwehrleuten danken und betroffene Bürger treffen, schrieb der Demokrat in einem Brief, den er auf X veröffentlichte.
"Im Geiste dieses großartigen Landes dürfen wir menschliche Tragödien nicht politisieren oder von der Seitenlinie aus Desinformation verbreiten", schrieb Newsom in dem Brief. Hunderttausende Amerikaner - die aus ihren Häusern vertrieben worden seien und Angst vor der Zukunft hätten - hätten es verdient, "dass wir alle in ihrem besten Interesse daran arbeiten, eine schnelle Erholung und einen schnellen Wiederaufbau sicherzustellen".