Parade in Ho-Chi-Minh-Stadt

Parade in Ho-Chi-Minh-Stadt Vietnam erinnert an Kriegsende vor 50 Jahren

Stand: 30.04.2025 08:33 Uhr

Mit einer Militärparade feiert Vietnam das Kriegsende vor 50 Jahren. Schätzungsweise drei Millionen Vietnamesen und mehr als 58.000 US-Soldaten wurden im Vietnam-Krieg getötet. Die Folgen sind bis heute zu spüren.

So groß wie heute hat Vietnam den Jahrestag noch nie gefeiert. Kampfjets fliegen Formationen am Himmel, zahlreiche Uniformierte ziehen seit dem frühen Morgen durch die Stadt. Überall flattern die roten Staatsflaggen mit gelbem Stern in der Mitte. Die kommunistische Ein-Parteien-Regierung feiert den Tag der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam.

Kurz vor dem Einmarsch der vietnamesischen Truppen hatte die US-Armee angefangen, die letzten Soldaten aus Saigon - dem heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt - zu evakuieren. In Berlin und anderen großen Städten in Europa und den USA gingen die Menschen damals auf die Straße, um gegen den Vietnam-Krieg zu demonstrieren. Protest-Songs waren in den Charts.

Studenten in Boston bei einer Demonstration gegen den Vietnam-Krieg. (Archivbild: 16.10.1965)

Zahlreiche Menschen gingen weltweit gegen den Vietnam-Krieg auf die Straße - wie diese Studenten 1965 in Boston in den USA.

Kriegsveteranen fordern Entschädigung

1973 unterzeichnete US-Präsident Richard Nixon ein Waffenstillstandsabkommen. Der Fall von Saigon beendete schließlich den 20-jährigen Krieg. Fast 60.000 Amerikaner und bis zu drei Millionen Vietnamesen kamen in der Zeit ums Leben.

Hoang Ranh und Dao Ba Duc haben im Vietnam-Krieg gegen die Amerikaner gekämpft. Stolz erzählen sie, wie sie amerikanische Flugzeuge, Schiffe und Panzer zerstört haben. Sie hätten den Süden Vietnams vom Feind befreit.

Beide leiden bis heute unter den Folgen des Entlaubungsmittels Agent Orange, das die Amerikaner mit Flugzeugen flächendeckend über den Wäldern versprüht haben. Es sollte die Verstecke der Vietnamesen offenlegen. "Wir lebten dort und mussten das Wasser trinken aus dem Fluss, das verseucht war mit Agent Orange. Aber wir hatten keine andere Wahl", so Dao Ba Duc.

Vietnamesische Kriegsveteranen

Dao Ba Duc (links) und Hoang Ranh haben den Krieg miterlebt. Er beeinflusst sie und ihre Familie auch ein halbes Jahrhundert später.

Warten auf Agent-Orange-Entschädigungszahlungen

Die Folgen sind bis heute zu spüren: Menschen erkrankten häufiger an Krebs. Kinder kommen auch heute, Generationen später, mit Missbildungen zur Welt. "Als mein Sohn geboren wurde, war er so klein und schwach", berichtet Hoang Ranh. "Aber er sah sonst gesund aus. Erst später stellten die Ärzte fest, dass er wegen des Agent Orange Probleme mit seinen Beinen hatte."

Drei seiner fünf Kinder starben kurz nach der Geburt. Die beiden Kriegsveteranen fordern, dass die USA ihnen endlich eine Entschädigung zahlen. Aber bisher haben dies nur amerikanische Soldaten bekommen.

US-Veteran William Whorton stand damals auf der anderen Seite: "Ich habe früher beruflich Menschen getötet. Ich habe 21 Monate in Vietnam gekämpft. Das Schlachtfeld schert sich einen Dreck um deine Ideale, deine Träume, deine Hoffnungen", erzählt er Schülern an einer internationalen Schule in Bangkok.

Kommunistisch regierter Einparteienstaat Vietnam präsentiert sich stolz zum 50-jährigem Kriegsende

Florian Bahrdt, ARD Singapur, zzt. Ho-Chi-Minh-Stadt/Vietnam, tagesschau, 30.04.2025 12:00 Uhr

"Habe das Böse gesehen"

Die Zeit sei für ihn gleichzeitig das Tollste und Schlimmste gewesen, was er je erlebt habe. Doch der Krieg habe ihn gebrochen. Viele Taten von damals bereue er heute. "Ich habe in mich hineingeschaut und ich habe das Böse gesehen." Heute lebt er in Asien. Er war häufig zurück in Vietnam, hat dort mit Veteranen gesprochen, gegen die er früher gekämpft hat. Einen guten Krieg gebe es nicht, ist er sich heute sicher.

Die Folgen des Vietnam-Kriegs sind bis heute im Land zu spüren: Viele nicht explodierte Landminen und Streubomben schlummern als Blindgänger im Boden. Das Entlaubungsmittel Agent Orange verseucht bis heute Landstriche.

Die Amerikaner haben erst in den 2000er-Jahren angefangen, für diese Folgen aufzukommen. Durch das Einfrieren der US-Entwicklungshilfegelder USAID sind einige dieser Dekontaminierungsprojekte nun ins Stocken geraten - ebenso wie Projekte zur Minenräumung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. April 2025 um 07:45 Uhr.