![Ohad Ben Ami | dpa Ohad Ben Ami](https://images.tagesschau.de/image/014f387c-9d17-45ff-8f02-4a395442dec6/AAABlOax2P8/AAABkZLrr6A/original/hamas-geisel-106.jpg)
Hamas übergibt weitere Geiseln "Sie müssen durch die Hölle gegangen sein"
Mit einer zynischen Inszenierung hat die Hamas drei weitere Geiseln an Israel übergeben. Im Gegenzug wurden 183 Palästinenser aus israelischer Haft entlassen. Auf beiden Seiten gab es Sorge um den Gesundheitszustand der Freigekommenen.
Erneut inszenierte die Hamas die Übergabe der Geiseln an das Internationale Rote Kreuz - und etliche Fernsehsender übertrugen die Bilder live. In Deir el Balah, im mittleren Teil des Gazastreifens, hatte die Terrororganisation eine Bühne aufgebaut. Bilder von getöteten Hamas-Führern waren aufgehängt.
Auch ein Bild von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu war zu sehen, daneben stand: "Totaler Sieg" - eine zynische Botschaft der Stärke, die auch mit den Aussagen von US-Präsident Donald Trump zusammenhängt. Der hatte sich vor ein paar Tagen für die Vertreibung von Palästinensern aus dem Gazastreifen, de facto für ethnische Säuberung ausgesprochen.
![Die Übergabe der Geiseln wurde von der Hamas zur politischen Inszenierung genutzt. | AFP Israelische Geiseln zwischen Hamas-Terroristen](https://images.tagesschau.de/image/4d4a71fd-0db6-4456-a80b-d8ee9d4c17d6/AAABlOa1hOc/AAABkZLlUbs/16x9-960/geiseln-hamas-110.jpg)
Die Übergabe der Geiseln wurde von der Hamas zur politischen Inszenierung genutzt.
"Wir sagen Präsident Trump, dass wir hier in Gaza bleiben, von den Jungen bis zu den Alten", sagte ein anonymer Hamas-Vertreter mit Gesichtsmaske der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir gehen nicht, bis unser letzter Tropfen Blut geflossen ist - und wer immer hier reinkommt und Gaza regiert: Er wird entweder tot, verwundet oder beschädigt herauskommen. Er hat keine andere Wahl, so Gott will."
Geiseln im schlechten gesundheitlichen Zustand
Dann kamen die drei Männer auf die Bühne, die am 7. Oktober verschleppt worden waren. Einer von Ihnen, Ohad Ben Ami, hat neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Geiseln sahen blass aus und abgemagert. In Tel Aviv, waren viele Menschen auf einem Platz zusammengekommen und verfolgten die Bilder live, auch Talia aus Jerusalem: "Ich bin sehr traurig. Man sieht Menschen, die gesund waren, glücklich, Familienmenschen, fähige Menschen, die gearbeitet haben. Sie so zu sehen, bricht mir das Herz. Sie müssen durch die Hölle gegangen sein. "
Hadassah Lezer ist die Schwester von Shlomo Manzur, der ältesten Geisel, die noch in Gaza ist. Ob er noch am Leben ist, ist unklar: "Meine Erwartung ist, ich fordere, dass sie sofort alle herausgeholt werden. Das geht so nicht. Jeder Tag dort ist eine Ewigkeit, wir sehen doch die Bilder, wie sie zurückkommen. Wir fordern, wir flehen darum, alle so schnell wie möglich dort rauszuholen. "
![Ohad Ben Ami wird von seiner Familie empfangen. | via REUTERS Ohad Ben Ami wird von seiner Familie empfangen.](https://images.tagesschau.de/image/be553ab7-1359-41aa-8264-170a60cd7a05/AAABlOa1hdo/AAABkZLlUbs/16x9-960/geiseln-hamas-112.jpg)
Ohad Ben Ami wird von seiner Familie empfangen.
Während Israels Premier Netanjahu noch immer in Washington ist - was ihm Kritik eingebracht hat - meldete sich Gadi Hirsch, der Koordinator der Regierung für die Geiseln mit einer Botschaft: "Israel nimmt die wiederholten Verletzungen durch die Hamas sehr ernst, und noch mehr den Zustand der drei Geiseln, die heute morgen freigekommen sind. Das werden wir nicht stillschweigend akzeptieren. Wir haben das den Verhandlern mitgeteilt und werden entsprechend handeln."
183 Palästinenser aus Haft entlassen
Heute wurde auch 183 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen und Lagern freigelassen. Die meisten von ihnen wurden nach Ramallah gebracht, einige aber auch in den Gazastreifen, wenige wurden ins Ausland deportiert. Es handelt es sich um Männer, die zum Teil zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt waren, bei vielen von ihnen ist aber unklar, was gegen sie vorliegt.
Auch hier gibt es Sorge um den Gesundheitszustand: Bilder zeigten einen Freigelassenen auf einer Trage, einen anderen mit einer Sauerstoffflasche. Menschenrechtsorganisationen haben Fälle von Folter in israelischen Gefängnissen dokumentiert.
Weiteres Vorgehen noch unklar
Unklar ist, was der heutige Tag für den weiteren Verlauf der Waffenruhe bedeutet. In den kommenden drei Wochen sollen weitere 17 Geiseln übergeben werden - acht von ihnen sind nach Angaben der Hamas nicht mehr am Leben. Weitere Hunderte Palästinenser sollen freikommen. Ob aber nach Ende der ersten Phase ein dauerhafter Waffenstillstand in Gaza kommt und ob die restlichen Geiseln übergeben werden, ist alles andere als sicher.